Neuer Scorer und Leitfigur
Vater und Sohn haben Spaß: Für Marcel Müller und seine Familie hat in Straubing ein neues Leben begonnen

28.09.2023 | Stand 28.09.2023, 20:57 Uhr

Mit vier Punkten in vier Spielen hat der 1,93 Meter große Marcel Müller schon seine Scorerqualitäten gezeigt und sieht in seiner Reihe mit Mike Connolly und Matt Bradley eine torgefährliche Formation. − Foto: St. Ritzinger

Theo Müller rennt über das Eis am Straubinger Pulverturm. Dabei kickt der Sechsjährige den Puck von links nach rechts und zurück. Am Spielfeldrand sitzt sein Vater Marcel (35), Stürmer der Straubing Tigers, und analysiert den Saisonstart in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Der ehemalige Nationalspieler ist neu im Team des niederbayerischen Erstligisten und sagt gegenüber der Mediengruppe Bayern mit Blick auf seinen Sohn lachend: „Sie sehen es selbst, wir fühlen uns schon sehr wohl hier.“



Ein paar Minuten zuvor feierte Papa Müller mit den Tigers den ersten Dreier der Runde (2:0 gegen Frankfurt). Nach vier Spielen haben die Tigers, die heute Abend den Deutschen Meister EHC Red Bull München am Pulverturm erwarten (Bully 19.30 Uhr/MagentaSport), sechs von möglichen zwölf Punkten, und sind damit „zufrieden“, wie Müller betonte, „weil wir in jedem Spiel die Chance hatten, zu gewinnen“. Dennoch verlor Straubing in Nürnberg (3:5) und Wolfsburg (1:2 n.P.). Aber die Basis für eine erfolgreiche Saison sei geschaffen. Davon ist Müller überzeugt, genauso wie sein Trainer Tom Pokel: „Die Spieler wissen, dass unser System funktioniert und dieser Glaube wird uns wesentlich helfen in den nächsten Spielen.“

Nach ersten Erkenntnissen wollen oder müssen die Tigers in diesem System auf eine neue Qualität setzen. Waren sie in den vergangenen Jahren eines der torgefährlichsten Teams, zeichnet sich aktuell ab, dass der Schlüssel zum Erfolg heuer eine stabile Defensive sein soll. Passend dazu feierte Goalie Hunter Miska am Sonntag seinen ersten Shutout in Straubing. Coach Pokel berichtete hinterher von 15 geblockten Schüssen und dem großen Willen seines Teams, das eigene Tor zu verteidigen. „Das ist der Trend, den wir sehen möchten“, sagte er nach einem Wochenende mit nur einem Gegentor und vier von sechs Punkten aus zwei Spielen.

„Es sollen auch mal ein oder zwei Tore zum Sieg reichen“



Damit ist auch klar, dass die Stürmer wie Marcel Müller nach hinten hart arbeiten werden müssen. „Es sollen auch mal ein oder zwei Tore zum Sieg reichen“, sagt der 35-Jährige dementsprechend. Damit könnten die Tigers eine Schwäche übertünchen, die sich bislang andeutet: Sie brauchen zu viele Chancen für Tore. Kein Team hat in den ersten vier DEL-Spielen so oft auf das gegnerische Tor geschossen wie die Tigers, aber nur Düsseldorf und Wolfsburg sind ineffizienter.

Marcel Müller beunruhigt diese Statistik jedoch nicht: „Wir haben zehn neue Spieler, es braucht eine gewisse Zeit, um sich einzuspielen.“ Kritik, wonach die Abgänge von Taylor Leier, Travis St. Denis oder Jason Akeson eine zu große Bürde für die neuen Stürmer (sieben) seien, weist der Ex-Nationalspieler (590 DEL-Spiele) zurück: „Matt Bradley zum Beispiel hat inklusive Vorbereitung zwölf Spiele nicht getroffen, das macht etwas mit ihm. Heute wurde er bei seinem ersten Saisontor angeschossen, jetzt kann es schnell in die andere Richtung gehen, weil du mit jedem Tor Sicherheit bekommst und mutiger wirst“, erklärt Müller. Er selbst legte einen starken Start hin: Mit je zwei Toren und Assists machte der Linksschütze klar, dass er am Pulverturm ein zuverlässiger Scorer und eine Leitfigur werden möchte.

Nicht nur deshalb sagt Marcel Müller, Spitzname „Malla“, dass er in der Gäubodenstadt schon heimisch geworden ist: „Ich habe Spaß auf dem Eis und die Familie fühlt sich sehr wohl“, berichtet der gebürtige, 1,93 Meter große Berliner, der zuletzt in Köln lebte und für Krefeld Topscorer der DEL2 war. Vom Großstadtleben haben sich die Müllers vorerst verabschiedet. In Straubing (48000 Einwohner) hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen – für den Eishockeyprofi, seine Frau und die beiden Kinder (vier und sechs Jahre alt): „Es ist keine Floskel, wenn ich sage, dass wir das Leben hier sehr genießen.“ Die Stimmung in Klub und Stadt sei sehr familiär und herzlich, die Wege kurz. „Mein Sohn freut sich jedes Mal, wenn wir mit dem Rad zu seinem Training bei der U9 fahren. Das wäre in Köln unmöglich gewesen.“