Vor Gastspiel bei ERC Ingolstadt
Straubings Stephan Daschner: „Spiele gegen den Tabellenführer kitzeln noch ein paar Extra-PS raus“

01.12.2023 | Stand 01.12.2023, 23:37 Uhr

620 DEL-Spiele hat der Gaimersheimer Stephan Daschner bislang für Straubing, Ingolstadt, Hannover und Düsseldorf bestritten. Foto: Imago Images

Der gebürtige Schanzer Stephan Daschner hat in Straubing sein sportliches Glück gefunden: Seit 2018 verteidigt der 35-Jährige für die Tigers, mit denen er aktuell die DEL-Tabelle anführt. An diesem Freitag (19.30 Uhr) sind die defensivstarken Niederbayern beim ERC Ingolstadt zu Gast. Daschner, seit vier Monaten Papa der kleinen Camilla, erwartet ein „geladenes“ Duell.

Herr Daschner, Sie kommen als Spitzenreiter in Ihre Heimatstadt. Müssen Sie mehr Tickets für Freunde und Familie besorgen als sonst?
Stephan Daschner: Ganz ehrlich: Meine Eltern sind inzwischen ganz froh, die Spiele im Fernsehen anschauen zu können. Sie haben in ihrem Leben genug Zeit in Eishallen verbracht. Natürlich ist die Atmosphäre nicht so schön wie im Stadion, aber am TV kann man noch mal die Wiederholung sehen, wenn man was verpasst hat. Das Spiel am Freitag müsste das erste sein, bei dem ich keine Karten besorge.

Was macht die Tigers aktuell so erfolgreich?
Daschner: Ich finde, dass wir uns in den vergangenen Jahren von Saison zu Saison immer minimal gesteigert haben. Dieses Jahr sind wir vor allem defensiv noch mal stärker geworden. Wir haben viele Spieler, die sich sehr gut mit ihrer Rolle und unserem Plan identifizieren können. Und nicht so viele Leute, die das Spiel an sich ziehen und individuell glänzen wollen. Wir sind noch fleißiger geworden, keiner ist sich für irgendwas zu schade.

Was die Arbeit für Sie als Verteidiger angenehmer macht, wenn die Mannschaft in erster Linie defensiv denkt.
Daschner: Ja. Wir blocken viele Schüsse, unser Unterzahlspiel ist gut. Das sind die Dinge, die den feinen Unterschied machen können. Aber es ist doch merkwürdig, an der Spitze zu stehen.

Wieso merkwürdig? Wundern Sie sich selbst über Ihre Stärke?
Daschner: (lacht) Das nicht unbedingt. Aber es funktioniert vieles sehr, sehr gut. Wir liefern nicht immer tolle Spiele ab, doch die Ergebnisse stimmen. Wir haben offenbar einiges richtig gemacht und uns das auch irgendwo verdient.

Sie spielten zuletzt auch wieder in Unterzahl. Haben Sie sich in diese Rolle hineingearbeitet?
Daschner: Wenn man nicht in den Special Teams spielt, sitzt man doch die eine oder andere Minute mehr auf der Bank. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass die Mannschaft erfolgreich ist, deshalb freue ich mich über die Unterzahl-Einsätze. Über die Chance, Schüsse zu blocken und dem Team damit zu helfen. Jeder will ein wichtiges Puzzleteil sein, um am Ende auch zufrieden sein zu können.

Die Tigers haben seit 2016 keine Play-off-Serie mehr gewonnen. Diese Zahl nervt vermutlich die dienstälteren Straubinger wie Sie besonders. Haben Sie sich vorgenommen, diese Serie heuer endlich zu beenden?
Daschner: Das hat man schon mal im Kopf gehabt, ja. Die Momentaufnahme ist sehr schön, aber es wäre falsch, jetzt so weit vorauszudenken. Klar, wenn man diese Vergangenheit hat, will und muss man es irgendwann schaffen – nicht nur für uns, sondern auch für den Standort, für die Fans. Und je weiter oben man am Ende der Hauptrunde steht, desto besser – meint man zumindest – könnten die Karten stehen. Bis jetzt zahlt sich unser defensiverer Ansatz aus. Vielleicht ist das ja genau das, was uns in den vergangenen Jahren in den Play-offs gefehlt hat. Einfach das eine oder andere Tor weniger zu bekommen, ein wenig cleverer zu sein.

Das Duell zwischen Panthern und Tigers hat in den vergangenen Jahren an Brisanz gewonnen. Am Pulverturm nimmt der ERC zwar selten etwas mit, trotzdem bewegen sich die Klubs in ähnlichen Sphären. Wie wird die Rivalität in Straubing empfunden?
Daschner: Es gibt Gegner oder Hallen, bei denen man als Mannschaft ein gewisses Gefühl hat, weil die Spiele häufig ähnlich ablaufen. Für uns zum Beispiel ist das Auswärtsspiel in Nürnberg immer komisch, das ist irgendwie in unseren Köpfen drin. In Ingolstadt haben wir oft das Gefühl, etwas gutmachen zu müssen, denn wir haben dort schon richtig hoch verloren. Die Spiele gegen Ingolstadt sind nie leicht. In der Vergangenheit gab es Duelle zweier offensiv- und konterstarker Mannschaften, sehr attraktiv für die Zuschauer.

Empfinden Sie die Duelle mit Ingolstadt als besonders giftig?
Daschner: Schon. Von den vier Derbys, die wir haben, würde ich das gegen München ein wenig herausheben. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie häufig der Meister waren, den man besonders gerne schlagen möchte. Aber alle Derbys haben ihre Würze. Auch abseits des Geschehens oder in einer Unterbrechung wird immer ein bisschen gequatscht oder geschimpft. Emotional ist es schon.

Für Freitag erwarten Sie vermutlich nichts anderes.
Daschner: Nein. Unser Trainer hat es so gesagt: Jetzt sind wir die Gejagten, und gegen den Tabellenführer will man besonders gerne gewinnen. Spiele gegen den Ersten kitzeln immer noch mal ein paar Extra-PS raus. Da brenne ich noch ein bisschen mehr, ich will dem Spitzenreiter das Gefühl nehmen und es zu meinem machen. So wird es auch den Ingolstädtern gehen, deshalb wird das Spiel am Freitag geladen sein.

Sie sind 35 Jahre alt, Ihr Vertrag läuft aus. Durch Verletzungen haben Sie immer wieder Spiele verpasst. Wie viele DEL-Jahre haben Sie noch im Tank?
Daschner: Ich hatte heuer eine kleine Knieblessur, aber grundsätzlich fühlt sich der Körper gut an. Die Lust hab’ ich noch nicht verloren. Ein, zwei Jahre auf dem Niveau sind noch möglich, denke ich. Vor allem die letzten Spiele haben mir gezeigt, dass ich noch mithalten kann.