Eskalation beim Endturnier im Osten
Gewalt-Szenen von Straubing: Schock, Abscheu – und eine Glasklar-Ansage von Fußball-Boss Haase

16.01.2024 | Stand 16.01.2024, 10:05 Uhr

Sportlich passte alles: Mit dem SV Türk Gücü Straubing und dem SV Grainet standen sich beim Ost-Finale die beiden besten Mannschaften im Finale gegenüber. Dann wurde es hässlich. − Foto: Müller

Auch einen Tag nach dem unschönen Ende des Turniers um die Hallenmeisterschaft des Fußball-Kreises Ost in Straubing steht Bezirksvorsitzender Harald Haase noch hörbar unter dem Eindruck der schlimmen Ereignisse vom Sonntag. Die Suche nach Antworten hat den niederbayerischen Fußball-Boss aber schon zu ersten Ergebnissen geführt.

„Ich bin erschrocken und bestürzt über dieses Ausmaß an Gewaltbereitschaft“ fasst Haase am Telefon seinen Gemütszustand zusammen. So, stellt der niederbayerische Fußball-Chef fest, könne es jedenfalls nicht mehr weitergehen. Fürs Endturnier am Samstag in Bogen soll erstmal eine klare Ansage helfen, in der weiteren Folge aber hält er die Einführung eines Runden Tisches für unverzichtbar.

Bis drei Sekunden vor Schluss, so stellt Harald Haase fest, habe er in Straubing ein Turnier verfolgt, wie man es sich nur habe wünschen können: Ein spannender sportlicher Verlauf, abwechslungsreiche Spiele, begeisterte Fans. Doch dann war die Stimmung gekippt, nach allgemeinem Kenntnisstand ausgehend von einer Final-Szene, in der der Torhüter des SV Grainet einen Stürmer des SV Türk Gücü Straubing foulte. Beobachter sprechen von einem Vergehen aus dem Spiel heraus, dem wohl keine erkennbare Absicht zugrunde lag. Nach allem was man weiß, war es jedenfalls kein Foul, das Reaktionen wie diese rechtfertigt: Rudelbildung, Tumulte auf dem Spielfeld, Handgreiflichkeiten sowie Jagdszenen bis in die Kabinengänge (wir berichteten in Teilen unserer Ausgabe). Grainets Co-Trainer Jürgen Eder, am Sonntag Vertreter von Trainer Johannes Gastinger, bestätigt Handgreiflichkeiten seitens eines Spielers von Türk Gücü Straubing gegenüber SVG-Torwart Andreas Biebl. Diese haben auch Spieler anderer Mannschaften und Offizielle gesehen, wie die PNP weiß. Jürgen Eder mag die Szene gar nicht bewerten, kennt die üblichen Frustspielchen und Provokationen, wie sie leider immer wieder vorkommen. „Da sind wir alle keine Heiligen“, merkt der 42-Jährige an. Was ihn aber nach dem Vorfall vom Sonntag nachdenklich stimmt: „Es kamen sofort mehrere Zuschauer ausschließlich von Seiten Türk Gücüs auf das Parkett“, schildert Eder die Szenen nach dem Abpfiff des Endspiels. Er betont, dass dies „kein Vorwurf an die Veranstalter“ sei. Er spricht stattdessen von allgemein sinkenden Hemmschwellen.

Entsetzt und fassungslos zurückgelassen haben die schlimmen Szenen Fußball-Chef Haase. „Egal, was auf dem Spielfeld passiert, für solche Auswüchse kann es kein Verständnis geben, und das werden wir auch nicht tolerieren“, sagt Haase, der in diesem Zusammenhang auch an jüngste Vorkommnisse bei einem Turnier im Kreis West denkt. „Wenn man in die Halle reinkommt und dann einer Atmosphäre der Anspannung, der Bedrückung ausgesetzt ist, dann wirkt das nur noch abschreckend und läuft dem Grundgedanken des Fußballs und des Sports einfach zuwider“, stellt Haase fest. Der Fußball-Bezirkschef ist entschlossen, das so nicht mehr weiterlaufen zu lassen. Haase hat dabei auch schon konkrete Maßnahmen im Sinn. „Wir müssen uns an einen Tisch setzen“, stellt er fest. Haase denkt dabei an eine Veranstaltung pro Kreis, die vor der Saison stattfinden soll und in der alle Beteiligten sich auf Regeln für ein gewaltfreies Miteinander im sportlichen Betrieb einigen. Am Ende könnten seiner Überzeugung nach Übereinkünfte stehen, die bis zu schriftlich formulierten Selbsterklärungen gehen.

Das alles greift freilich weit nach vorn. Kurzfristig ist erst einmal das Bezirksfinale in Bogen anständig über die Bühne zu bringen. Nach den Vorkommnissen vom Sonntagabend wünschen sich die Graineter, wie Co-Trainer Eder sagt, umso mehr eine angenehme Atmosphäre bei der Bezirksmeisterschaft. „Ich werde am Samstag in der Halle sein“, kündigt Harald Haase an und formuliert eine glasklare Anspruchshaltung. „Ich erwarte ein sportlich einwandfreies Turnier“, sagte Haase. Das habe er allen Beteiligten gegenüber auch deutlich kommuniziert.