Karriere als Eishockey-Torhüterin
Fuchsmühl, Straubing, Deutschland-Cup: Chiara Schultes ist jetzt A-Nationalspielerin

21.11.2023 | Stand 21.11.2023, 6:00 Uhr

In der Bundesliga steht sie für den ESC Planegg im Tor: Chiara Schultes. − Foto: Imago Images

Eigentlich ist die Schultes-Familie eher eine Fußballfamilie. Irgendwann tendierte Chiara Schultes aber anders als ihr Bruder, dem sie anfangs nacheiferte, klar zum Eishockey – selbst, als ihr Vater für sie als Fußballtrainer zuständig war. „So ganz gefallen hat ihm das nicht“, grinst sie. Jetzt wohl schon: Denn seit dem Deutschland-Cup in Landshut ist die 18-jährige Sportsoldatin, die die Woche über beim U-20-Team der Jung-Eisbären in Regensburg trainiert und am Wochenende für den Frauen-Bundesligisten Planegg spielt, jetzt auch A-Nationalspielerin.

Das Debüt gegen den Weltranglistenvierten Finnland war nicht, was man sich wünscht – am Ende stand ein 1:8. „Finnland ist für uns ein extrem schwerer Gegner, eines der Topteams. Wir haben das ja auch gegen Tschechien am Samstag nochmal gesehen.“ Auch da hatte der Weltranglistenneunte gegen den Fünften beim 0:8 keine Chance. „Aber die Tschechinnen waren mit dem WM-Kader da. Bei uns waren einige verletzt oder spielen in Nordamerika. Wir hatten ein sehr junges Team.“

Am meisten aber waren Chiara Schultes und Co. angetan von den Kulissen. „Spiele für Deutschland sind immer anders. Aber so etwas hatten wir noch nie“, sagte die Jung-Nationalspielerin mit Blick auf die Zuschauerzahlen von bis zu 3000. „Das war etwas Besonderes, dass so viele Leute kamen und auch für die Frauenspiele geblieben sind. Wobei ich für mich in einem Spiel ausblende, ob da fünf oder 2000 stehen.“

Mittlerweile wird Chiara Schultes, die in Tirschenreuth geboren wurde, aus Fuchsmühl stammt und in den Nachwuchsabteilungen in Weiden und Straubing aktiv war, bevor sie zu Anfang dieser Saison nach Regensburg kam, auch nicht mehr verwundert angesprochen, dass sie Eishockey spielt. Vorbehalte spürt sie nicht. „Klar ist da in Deutschland noch Luft nach oben. Aber solche Turniere wie der Deutschland-Cup helfen“, sagt sie. „Ich spiele ja auch als einziges Mädchen in einer Jungsmannschaft und habe überhaupt keine Probleme. Ich werde da super aufgenommen.“ Rücksicht gibt‘s auch keine, etwa mit Zurückhaltung bei Torschüssen. „Nicht dass ich wüsste, dass das so ist.“

Der Aufstieg von Chiara Schultes ist steil. Als als beste Torhüterin bei der U-18-WM ausgezeichnete Keeperin wurde Schultes bereits für die Frauen-WM nominiert. „Bei meiner ersten U-18-WM war ich nur dritte Torhüterin – und die spielt ja nicht. Da habe ich mir gesagt, dass ich das nicht will und mehr möchte“, drückt sie ihren von Trainern oft erwähnten Ehrgeiz aus. Jetzt ist sie wieder als dritte Torhüterin im DEB-Kreis angekommen – allerdings eben schon im Frauenteam. „Ich tue alles um den Puck zu stoppen – und wenn ich mit dem Kopf durch die Wand muss“, beschreibt sie sich. Sie wollte schon immer ins Tor, auch im Fußball. „Feldspieler gibt es viele, Torwart nur einen. Deswegen wollte ich das machen.“ Auch wenn man schnell der Sündenbock ist, wenn man einen Fehler macht. „Am besten macht man den erst gar nicht.“

In Planegg spielt sie beim „schwächsten“ der drei bayerischen Bundesliga-Teams, das momentan anders als die beiden Topteams aus Ingolstadt und Memmingen im Tabellenkeller steht – womit zwangsläufig mehr Schüsse auf das Schultes-Tor kommen. „Ich find‘s nicht schlecht. Wenn ich nur drinstehe und nix zu tun habe, habe ich auch nichts davon“, sieht die Nachwuchshoffnung mit Hang zur Psychologie („das war an der FOS mein Lieblingsfach“) das pragmatisch.