Kein Tag ohne Eishockey
Das Leben einer „Tigers-Familie“: Tanja Brandt ist die Frau hinter den Schlagschüssen

01.03.2024 | Stand 01.03.2024, 11:32 Uhr

Familienfoto auf dem Eis (wo sonst): Marcel Brandt mit seiner Ehefrau Tanja und den gemeinsamen Töchtern Leonie (rechts) und Lia, die nach Heimspielen schnell aufs Eis zu Papa flitzen. − Foto: Stefan Ritzinger

Wenn der Ehemann ein Tor schießt, dann stößt Tanja Brandt in der Drittelpause schon mal mit einem Schnapserl darauf an. Der Ehemann ist Marcel Brandt, Verteidiger und Identifikationsfigur der Straubing Tigers. Er ist, man so schön sagt, eishockeyverrückt. Seine Frau ist das inzwischen auch. Sie verpasst eigentlich kein Spiel der Tigers und auch in ihrem Leben nimmt das Spiel mit dem Puck eine große Rolle ein.



Die Brandts, seit 2018 verheiratet, leben mit ihren Töchtern Leonie und Lia in Motzing, einem Dorf im Landkreis Straubing-Bogen. Keine zehn Kilometer vom Eisstadion am Pulverturm entfernt. Sie sind also, Urlaube ausgenommen, nie weit weg vom Tigers-Kosmos. „Auch im Sommer geht es oft um seinen Sport. Wie bleibe ich fit, wie kann ich noch besser werden“, beschreibt Tanja Brandt am Rande eines DEL-Spiels gegenüber der PNP Alltagsfragen einer „Eishockey-Familie“.

Die 31-Jährige arbeitet in Teilzeit als Arzthelferin, kümmert sich darüber hinaus – unterstützt von ihren Eltern – um das Familienleben und versucht „wann immer es geht für ihn da zu sein, ihm Stärke und Vertrauen zu geben“, zählt Tanja Brandt auf. Das ist es, was Leistungssportler meinen, wenn sie in Interviews sagen, „ohne eine Familie, die dich unterstützt, wäre das alles nicht möglich“, wie Nationalspieler Brandt in einem PNP-Gespräch betonte.

Vor Heimspielen gibt’s im Hause Brandt Reis mit Shrimps



Der gebürtige Dingolfinger ist vielbeschäftigt und vielgefragt und inzwischen sogar eine Marke. Der Eishockeyprofi ist nur ein Teil davon. Brandt ist seit Jahren Trainer beim Stammverein der Tigers, dem EHC Straubing, dessen Vorstand er auch ist. Außerdem hat der 31-Jährige eine Nachwuchsstiftung gegründet. Mit anderen Worten: Er befasst sich von früh bis spät mit Eishockey bzw. Leistungssport. Die Familie hilft ihm dabei. „Beim Förderverein bin ich quasi seine Büroangestellte“, wie Tanja Brandt jüngst im Podcast „Straubinger Strafbank“ erzählte.

Im Fokus steht natürlich die Arbeit als DEL-Profi, die die Familie hautnah begleitet. Bei Heimspielen sitzt Tanja Brandt – nachdem sie wie praktisch jedes Mal Reis mit Shrimps für ihren Mann gekocht hat – im Eisstadion auf der Haupttribüne unter den Familien der anderen Spieler. Sie spüre „im ersten Moment, wenn Marcel auf das Eis kommt, ob er einen guten Tag hat oder nicht“, erzählt die 31-Jährige schmunzelnd. Während der Partie sei sie „relativ nervös“, springt schon mal erbost auf, wenn ihr Mann einen Check kassiert. „Er bleibt selten liegen, umso schlimmer ist es, wenn Marcel mal nicht direkt wieder aufsteht.“

Nach der Schlusssirene geht’s für die Familien direkt aufs Eis



Ertönt die Schlusssirene, geht es für die meisten Familien im Stadion am Pulverturm direkt aufs Eis. Das ist inzwischen Tradition und ein riesen Spaß für die Kinder, die mit den Profis eine Ehrenrunde drehen dürfen und freudestrahlend ins Publikum winken. Tanja Brandt steht dann am Spielfeldrand, zückt manchmal das Handy oder lacht in eine Kamera, wenn ein Fotograf diese in ihre Richtung hält. Heißt: Auch Tanja Brandt ist ein Gesicht des Straubinger Eishockeys. Als Stadiongängerin kennt man sie, gratuliert auch ihr, wenn der Verteidiger mit der Nummer 92 mal wieder einen seiner gefürchteten Schlagschüsse verwandelt hat.

Als Mitglied der Tigers-Familie wünscht sich auch Tanja Brandt nichts sehnlicher als eine lange Eishockey-Saison. Seit sie und ihr Marcel aus Düsseldorf zurückkehrten (2018), haben die Straubinger noch keine Playoffrunde gewonnen. Das soll sich heuer endlich ändern. Noch stecken die Tigers mitten im Kampf um das Heimrecht im Viertelfinale. Wenn Marcel Brandt, der im Heimspiel am Freitagabend gegen die Eisbären Berlin (19.30 Uhr) noch krankheitsbedingt fehlt, dabei ein Tor schießen sollte, gibt’s für seine Tanja vielleicht auch wieder ein Schnapserl.