Plattling
Zügig in den Urlaub: Als Sonderzüge nach Niederbayern rollten

02.09.2019 | Stand 18.09.2023, 3:57 Uhr
Bernhard Rückschloß

Als das Paradepferd der Deutschen Bundesbahn waren die von 1957 bis 1962 gebauten Trans-Europa-Expresszüge auf zahlreichen Werbeplakaten präsentiert. Im Tourismus-Sonderverkehr kamen die eleganten Triebzüge der Reihe 601 in den letzten Einsatzjahren auch nach Plattling. Unter den Namen Alpen-See-Express fuhren sie von 1979 bis 1987 in den Bayerischen Wald. −Foto: Hans-Jürgen Reil

Mit dem Zug in den Urlaub? Während es heute oft mit dem Zug nur bis zum nächsten Flughafen geht, sind bis 1987 vollbesetzte Urlaubersonderzüge aus Dortmund und Hamburg-Altona in Plattling angekommen. Nach dem Umspannen ging’s in die Ferienziele in den Bayerischen Wald.

Dabei gilt Reiseunternehmer Willy Scharnow (1897 bis 1985, geboren und gestorben in Bremen) gilt als ein Pionier des modernen Tourismus’. In der Nachkriegszeit organisierte er vor allem Pauschalreisen, die Übernachtungen sowie An- und Abreise umfassten. Die Angebote seiner 1953 gegründeten Firma Scharnow-Reisen fanden regen Zuspruch. Als Binnenverkehrsmittel nutzte Willy Scharnow die Bahn, die damals noch über die volle Infrastruktur verfügte. Seine Kunden waren bei weitem nicht so motorisiert wie heute. Viele Rentner besaßen keinen Führerschein.

In die Urlaubsregionen der Bundesrepublik rollte bald der Scharnow- Express. Die Firma kooperierte ab 1956 mit Touropa. Die Schriftzüge der Unternehmen waren bald auf den gecharterten D-Zugwaggons zu lesen. Die Ferienzüge galten als Schnellzüge. Auf der Hauptstrecke Plattling – Bayerisch Eisenstein waren sie die einzigen Züge dieser Gattung. Entsprechend ließen sie die Eisenbahnerherzen höher schlagen. Sie unterstrichen die Bedeutung der Eisenbahn für diese Urlaubsregion.

Der prominente Scharnow-Express weckte den Ehrgeiz der Eisenbahner. Ohnehin wurden zwei Loks benötigt. So liefen im Jahr 1963 zwei fabrikneue V100-Dieselloks des Betriebswerks Plattling vor dem Sonderzug. Der Dienststellenleiter Ludwig Rupprecht fuhr manches mal selbst auf der vorderen Lok mit. Die regelmäßige Traktion bestand aus einer 50er Dampflok an der Spitze und einer V100-Diesllok am Ende.

Ab 1988 war die große Zeit des Tourismus-Sonderverkehrs zu Ende. Extrazüge verkehrten nur mehr sehr selten.Ein Intercity-Kurswagenverkehr nach Zwiesel bestand noch bis 2002.

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