Es ist ein nicht zu übersehendes Problem – der Leerstand am Plattlinger Stadtplatz. Vor allem Gewerbetreibende, die ihre Ware den Kunden noch direkt vor Ort zum Verkauf anbieten, machen sich Sorgen und fragen sich: Bestellen die Menschen irgendwann nur noch im Internet? Die Stadt hat mir ihrer jüngsten Offensive, dem Online-Marktplatz www.meiplattling.de, bereits einen Versuch gestartet, die Plattlinger Geschäftsleute zu unterstützen. Auch der ehemalige Schmuckhändler Josef Reichhart kennt das Problem abwandernder Kunden und damit zurückgehender Gewinne nur zu gut.
Das Traditionsgeschäft mitten am Stadtplatz, das die Familie seit 1859 führte, schloss vor drei Jahren für immer seine Türen. Doch nun weht wieder ein frischer Wind im sogenannten "Haus der Ideen". Gleich drei Unternehmer haben die Räume des Pensionärs im Erdgeschoss gemietet und wollen mit ihren Geschäftsideen nicht nur den Kunden vor Ort ein vielfältiges Angebot bieten, sondern gleichzeitig zur Belebung der Innenstadt beitragen. Vor drei Jahren traf der Schmuckhändler die Entscheidung, seinen traditionsreichen Laden, der das Stadtbild über so viele Jahre geprägt hat, zu schließen. "Wir waren im rentenfähigen Alter. Aber dass das Geschäft nicht mehr so lief wie früher, war auf jeden Fall auch ein Grund für die Entscheidung. Auch meine Kinder wollten den Laden nicht übernehmen."
Die Suche nach einem Nachfolger aus der gleichen Branche, der die Geschäftsräume übernommen hätte, blieb erfolglos. Bis Ahmet Yüce auf den Leerstand aufmerksam wurde. Der Plattlinger Unternehmensberater suchte damals Räume für sein Büro. Die zentrale Lage am Preysingplatz gefiel dem Finanzexperten auf Anhieb – aus dem ehemaligen Schmuckladen wurde ein Vertriebsbüro. Seit Anfang August haben nun auch noch zwei weitere Unternehmen ihren Sitz am Preysingplatz 17. Ahmet Yüce vermietete zwei Räume des Erdgeschosses, die er selbst nicht braucht, an Kosmetikerin Sabine Wasöhrl und Lebensberater Markus Drexler unter. "Das Konzept, dass sich mehrere zusammenschließen, könnte eine Lösung für das Ladensterben sein", sind sich die drei Unternehmer einig.
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Der Preysingplatz Ende des 20. Jahrhunderts: Damals gründete Josef Reichharts Urgroßvater eine Schmuckwerkstatt (zweites Haus von rechts). Verändertes Kaufverhalten war ein Grund dafür, warum das Geschäft 2016 schließen musste. −Foto: Reichhart
