Muss die Plattlinger Geschichte umgeschrieben werden?
Rathaus-Baustelle: Funde aus 13. Jahrhundert erfreuen Archäologen

14.03.2019 | Stand 19.09.2023, 6:51 Uhr

Aufregend finden (v.r.) zweiter Bürgermeister Hans Schmalhofer, Grabungsleiter Thomas Beck, Kreisarchäologe Stefan Hanöffner, dessen Mitarbeiter Kristofer Schok und Stadtbaumeister Roland Pfauntsch den Fund der drei Brunnen-Grundrisse aus dem 13. Jahrhundert. −Fotos: Schweighofer

Es ist Plattlinger Geschichte, die sich gerade auf der Rathaus-Baustelle an der Landauer Straße erleben lässt. Geschichte im Zeitraffer. Nun gut, der unbedarfte Laie erkennt wohl erstmal nur Dreck in unterschiedlichen Farben und Formen hinter dem Absperrgitter, während Archäologen mit geschultem Blick Zentimeter für Zentimeter, Erdschicht für Erdschicht nicht nur in die Tiefe gehen, sondern auch zurück in der Zeit. Und zwar in diesem Fall überraschend weit: Experten fanden auf dem Abriss-Gelände die Grundrisse von inzwischen drei Brunnen aus dem 13. Jahrhundert.

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Und hier wird es spannend: Denn wenn sich die Grundrisse der Brunnen – zwei gezimmerte Kastenbrunnen und ein Flechtwerkbrunnen – bis ins 13. Jahrhundert zurückdatieren lassen, dann muss auch die Plattlinger Stadtgeschichte ein Stück weit umgeschrieben werden. Die Umsiedlung Plattlings vom östlichen zum jetzigen Standort am westlichen Isarufer ist nämlich bisher auf das Jahr 1379 datiert. Wegen ständiger Überschwemmungen wurde der Ort damals auf Anordnung von Herzog Albrecht I. verlegt.

Die im Bereich der Brunnen gefundenen Keramikscherben lassen sich laut Stefan Hanöffner nun um rund 100 Jahre vor diese Zeit datieren. Um die Entstehungszeit der drei Brunnen möglichst genau feststellen zu können, plant Grabungsleiter Thomas Beck in den nächsten Tagen noch einen Schacht bis beinahe runter zum Grundwasser. "Da brauchen wir dann natürlich Glück", so Beck. Gesucht wird ein Stück mittelalterliches Holz, durch das sich die Ansiedlung am genauesten zurückdatieren lassen würde. Für so einen Fund muss man sich so tief ins Erdreich wühlen, weil Holz nur dort erhalten bleibt, wo es dauerhaft feucht ist – ansonsten verrottet es.

Übrigens: Durch die archäologischen Funde sind weder die Kosten für die Baustelle gestiegen noch kommt es zu nennenswerten Verzögerungen, wie Stadtbaumeister Roland Pfauntsch betont. Dass man dem eigentlichen Zeitplan etwas nachhinke, liege vielmehr am Nordpark. Für den dort geplanten Eidechsenwall soll nämlich auch Bauschutt der Abrisshäuser beim Rathaus genutzt werden. Der dafür brauchbare Teil musste allerdings erst einmal mühsam herausgefiltert werden...
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