Plattling
Schlechte Ernte, gutes Geschäft: Darum sind Kartoffeln derzeit teuer

07.09.2018 | Stand 18.09.2023, 3:05 Uhr

Ganz ähnlich wie im Märchen vom Aschenputtel geht es im Plattlinger Kartoffelhandel von Geschäftsführer Henning Bannick zu – "die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen". Schließlich will der Kunde nur mit Top-Ware versorgt werden. −Foto: Schweighofer

20 bis 25 Grad - das ist die Wohlfühltemperatur der Kartoffel, da wächst sie besonders gut. Dazu Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt. Wenn man sich die letzten Monate ansieht - die Hitze mit weit über 30 Grad, die Trockenheit - dann braucht man kein Kartoffelexperte zu sein, um zu ahnen: Die beliebte Knolle hat einen schwierigen Sommer hinter sich. Untergangsstimmung also beim Plattlinger Kartoffelhandel und den rund 150 Landwirten aus der Region, mit denen sie zusammenarbeiten? Im Gegenteil. "Die Situation ist sehr komfortabel", sagt Henning Bannick, der Geschäftsführer.

Das Ernteniveau war in Bayern heuer nicht sonderlich hoch

Wie das zusammenhängt, das erschließt sich erst auf den zweiten Blick. "Wir hatten in Bayern ein durchschnittliches bis unterdurchschnittliches Ernteniveau", sagt Bannick selbst. Von 10 bis 15 Prozent Minderertrag geht er im Schnitt aus. Doch die hiesigen Landwirte hatten in diesem Sommer großes Glück im Unglück. Das ist zwar ziemlich egoistisch betrachtet, deshalb aber nicht weniger wahr. Denn der süddeutsche Raum ist im Vergleich zu großen Teilen Europas klimatisch sogar noch vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Bedeutet: Es gibt nirgendwo Übermengen und deshalb ist das Preisniveau sehr hoch. "Das klingt jetzt etwas krass, aber die Preise sind um 500 Prozent nach oben gegangen", erzählt Henning Bannick. "Das ist natürlich für die Landwirte sehr erfreulich nach dem letzten Jahr." Einlagerungspreise von vier bis sechs Euro pro 100 Kilo bekamen sie da gerade einmal, heuer sind es 18 bis 22 Euro.

Für Henning Bannick und seine 15 Mitarbeiter ist die Lage damit zwar grundsätzlich sehr positiv, aber auch nicht ganz unkompliziert. Denn dadurch, dass der Rohstoff in ganz Europa so knapp ist, versuchen plötzlich auch andere Akteure ihre Hände an die guten bayerischen Kartoffeln zu bekommen. Der Schlüssel zum Erfolg sind für Bannick deshalb vor allem Fairness und Verlässlichkeit. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Lieferanten." Und Verträge, die die extremen Schwankungen des Kartoffelmarktes für die hiesigen Landwirte zumindest etwas abmildern. Während der Plattlinger Kartoffelhandel im letzten Jahr oft über Niveau zahlte und die Bauern damit in einer schwierigen Lage unterstützte, ist es diesmal genau umgekehrt. Anderswo könnten die Landwirte heuer wohl noch etwas mehr verdienen, wissen aber, was sie an einem verlässlichen Geschäftspartner haben.

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