Deggendorf
Michael Biller (25) wird Feuerwehrmann am persischen Golf

24.09.2019 | Stand 21.09.2023, 2:21 Uhr

Die Aufregung wächst, je näher der Abflugtag rückt. Wehmütig macht Michael Biller nur, dass Freundin Simone Zach und der gemeinsame Hund Sansa nicht mitkommen können.

"Ich will Feuerwehrmann werden" – mit dem Wunsch war der Deggendorfer Michael Biller als Kind natürlich nicht allein. Aber er bleibt bis heute dabei. Ehrenamtlich leistet er den Dienst bereits, seit er zwölf Jahre alt ist. Und jetzt, mit 25, wird er tatsächlich Berufs-Feuerwehrler – und das in einem Land, das bekannt ist für seine schönen Strände am persischen Golf: In Ras al Khaimah, dem nördlichsten der Vereinigten Arabischen Emirate. Sein Flieger dorthin geht voraussichtlich Anfang kommender Woche.

Der Koffer ist gepackt, das Visum liegt bereit. Bei dem 25-Jährigen wächst die Aufregung. In dem fremden Land war er noch nie, kennt die Kultur nur von dem her, was er sich angelesen hat. Aber er freut sich schon riesig auf die neue Aufgabe.

Michael Biller ist in Plattling aufgewachsen und dort, so früh es möglich war, in den Feuerwehrdienst eingestiegen. Sein größter Wunsch war schon früh, auch beruflich bei der Feuerwehr zu arbeiten. Daraus wurde bei Bewerbungen, zum Beispiel in München, nichts: "Ich bin farbenblind. Deswegen haben sie mich abgelehnt."

Heute ist der junge Mann Intensivpfleger im Deggendorfer Klinikum. Gerade hat er zwei Jahre Fortbildung zum Fachkrankenpfleger für Intensiv und Anästhesie hinter sich, am Donnerstag steht die Prüfung an. Lernen und Packen – das ist nun alles zusammengefallen. "Aber ich werfe die zwei Jahre Ausbildung ja jetzt nicht weg." Sollte er irgendwann aus dem Emirat zurückkommen wollen, das habe man ihm im Klinikum signalisiert, darf er dort gern wieder anfangen.

Auf die offene Stelle in Ras al Khaimah ist er im Internet aufmerksam geworden. In den Emiraten, erklärt er, ist die "Emirates Fire and Rescue Company" ein Dienstleister, der für Kommunen und Einrichtungen die Feuerwehrler stellt. Ehrenamtliche Wehren wie in Deutschland gebe es dort nicht. Auf der Suche nach versierten Fachkräften kommt die Fire and Rescue Company gerne in den deutschsprachigen Raum: "Die wissen, dass bei uns die Ausbildung sehr gut ist."

Lebensgefährtiin Simone Zach leibt mit der viereinhalbjährigen Viszla-Hündin Sansa in Deggendorf, wenn Michael Biller in den Flieger steigt. Das macht beide wehmütig, aber der Feuerwehrmann freut sich auf die gemeinsamen Urlaube an den Stränden des Emirats genauso wie auf die Besuche daheim. "Und in Zeiten von Skype und WhatsApp kann man ja sehr gut Kontakt halten", zeigt er sich zuversichtlich.

Hinter seiner Entscheidung, den Sprung zu wagen und die Erfahrung mitzunehmen, stehen nicht nur seine Simone und die Kollegen im Klinikum, sondern auch Michael Billers großes Vorbild Alois Schraufstetter. Auf Facebook zeigt sich der Kreisbrandrat stolz wie Bolle: "Aus Schrauferls Schmiede! Bin stolz! (...) Viel Erfolg Michael! Dein alter ehemaliger Kommandant Ali... mein Team kommt zu Besuch... wenn es schneit."

− kw

Mehr darüber lesen Sie am Dienstag, 24. September, in der Deggendorfer Zeitung.