B20 bei Freilassing
Zwei Kuriose Fälle aufgedeckt: Trickreiche Lkw-Fahrer testen Traunsteiner Polizei

11.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:18 Uhr

Die Verkehrspolizei Traunstein hatte im Laufe des Freitags mit gleich zwei kuriosen Fällen zu tun. −Symbolbild: Carsten Rehder/dpa

Mit gleich zwei kuriosen Fällen hatte die Verkehrspolizei Traunstein an diesem Freitag zu tun. Zunächst erwischte sie einen Lastwagenfahrer mit manipuliertem Fahrtenschreiber. Dann traf sie auf einen rumänischen Spediteur, der – wegen fehlender Haftpflichtversicherung – zwei Sattelzüge hintereinander stehenlassen musste.



Am Freitagmorgen kontrollierten Beamte der Verkehrspolizeiinspektion Traunstein einen 24-jährigen türkischen Lkw-Fahrer, der mit seinem polnischen Sattelzug auf der B20 zwischen Surheim und Freilassing unterwegs war. Im Laufe der Kontrolle zeigte sich, dass der Tachograph der Sattelzugmaschine stromlos war. Die Beamten überprüften daraufhin die Schmelzsicherung im Sicherungskasten der Zugmaschine. Die erwies sich als defekt. Nachdem die Beamten den Tachographen mittels Ersatzsicherung wieder in Betrieb nehmen konnten, luden sie dessen Daten herunter.

Fahrer wollte lange Lenkzeiten vertuschen



Was die digitalen Aufzeichnungen verrieten: Der Fahrtenschreiber wurde in den vergangenen vier Wochen an beinahe jedem Arbeitstag im Laufe des späteren Abends von der Stromversorgung getrennt und in den Vormittagsstunden des Folgetags wieder ans Bordnetz angeschlossen. Aufgrund des Verdachts der Fälschung technischer Aufzeichnungen durchsuchten die Polizisten das Führerhaus. In einem Fach der Mittelkonsole fanden sie eine identische, intakte Schmelzsicherung. Diese machte den Anschein, schon häufiger ein- und wieder ausgesteckt worden zu sein. Die Beamten waren überzeugt: Dies war zu dem Zweck geschehen, die Dokumentation unzulässig langer Lenkzeiten durch den Fahrtenschreiber zu verhindern.

Frachtpapieren zufolge fuhr der Mann am Tag vor der Kontrolle von Österreich bis Nordrhein-Westfalen, um dort Fracht abzuliefern. Anstatt dann dort seine vorgeschriebene Ruhezeit einzubringen, drehte er dem Tachographen durch Entnahme der intakten Sicherung den Strom ab, um über Nacht nach Österreich zurückzufahren. Das Einsetzen der defekten Sicherung verfolgte hierbei offensichtlich den Zweck, im Falle einer Verkehrskontrolle den Anschein eines technischen Defekts zu erwecken.

Den 24-Jährigen erwartet nun eine Anzeige wegen Fälschung technischer Aufzeichnungen. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Traunstein musste er eine Sicherheit im oberen dreistelligen Bereich leisten. Zudem stellten die Beamten seine Fahrerkarte sicher. Der Vorfall wird auch für die Spedition Konsequenzen nach sich ziehen, welche wegen der begangenen Ordnungswidrigkeit gemäß Fahrpersonalgesetz beim Bundesamt für Logistik und Mobilität angezeigt wird. Hier steht ein Bußgeld in Höhe von 15.000 Euro im Raum.

Spediteur muss mehrere Zugmaschinen stehenlassen



Ein weiterer kurioser Fall ereignete sich am Freitag zur Mittagszeit. Vor mehreren Wochen war eine Zugmaschine einer rumänischen Spedition sichergestellt worden. Grund dafür war der fehlende Haftpflichtversicherungsschutz. Nun wollte der 53-jährige Geschäftsführer diese per Tieflader-Sattelzug wieder abholen. Die Polizisten erkannten jedoch, dass auch die den Tieflader ziehende Sattelzugmaschine nicht haftpflichtversichert war. Der türkische Staatsbürger wird nun erneut wegen Vergehens gegen das Pflichtversicherungsgesetz für ausländische Kraftfahrzeuge angezeigt. Zudem musste er sich eine dritte Zugmaschine organisieren, um die beiden anderen nacheinander abholen zu können.