Staudach-Egerndach
Übungssamstag der Rettungskräfte: Gaffen diesmal ausdrücklich erlaubt

223 Teilnehmer und viele Zuschauer – Neun Szenarien

14.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:02 Uhr

223 Helferinnen und Helfer der heimischen Rettungsorganisationen beteiligten sich am Übungssamstag in Staudach-Egerndach. In neun verschiedenen Übungen wurden die Einheiten im Gemeindegebiet gefordert – sie retteten unter anderem eine Person, die in ein Hochsilo gestürzt war. −Foto: Kreisfeuerwehrverband Traunstein

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause ist in Staudach der letzte Übungssamstag für die heimischen Hilfs- und Rettungsorganisationen im Kreis Traunstein über die Bühne gegangen.



Die Verantwortlichen im Kreisfeuerwehrverband Traunstein (KFV) hatten heuer sprichwörtlich Gas gegeben, um alle ausgefallenen Termine aufzuholen und ab dem kommenden Jahr im gewohnten Turnus weiterzumachen. Die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Staudach-Egerndach hatten sich bei der Vorbereitung mächtig ins Zeug gelegt, um den 223 Beteiligten einen interessanten und lehrreichen Übungstag zu bereiten. Etliche Zuschauer verfolgten das Geschehen – gaffen war diesmal also ausnahmsweise, aber auch ausdrücklich erlaubt.

Die Kreisbrandinspektion des Landkreises Traunstein umfasst acht Kreisbrandmeisterbereiche, in denen jeweils etwa zehn Feuerwehren zusammengefasst sind. Ein Ziel der Übungssamstage ist es, dass die Feuerwehren jedes Meisterbereiches alle zwei Jahre einen gemeinsamen Tag organisieren, um auch in der Umgebung ortskundiger zu werden und die Zusammenarbeit zu proben. Dabei wechseln sich die Feuerwehren in der Durchführung ab. Heuer fiel die Wahl auf Staudach-Egerndach. Rund 40 ehrenamtliche Stunden sowie zahlreiche Vorbesprechungen waren nötig, um die neun Übungen vorzubereiten. Jede hatte einen anderen Schwerpunkt. Letztlich machte sich der Aufwand bezahlt: Am Ende des Tages zeigten sich alle sehr zufrieden und konnten viel mitnehmen. Insbesondere junge Gruppenführer und Maschinisten hatten die Möglichkeit, ihre in Lehrgängen erworbenen Fähigkeiten unter nahezu realen Bedingungen zu testen und Einsatzpraxis zu sammeln.

Vom Forstunfall bis zum abgestürzten Paraglider

Vom Brand eines Wohngebäudes, der mit einem Standard-Löschaufbau bewältigt werden musste, einem Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person und einem Forstunfall mit mehreren Verletzten bis hin zu Gefahrguteinsätzen wie einem Ölfilm auf einem Gewässer war alles dabei. Insbesondere für die Helfer der Bergwacht wurde ein Absturz eines Paragliders simuliert, der in einem Baum hängen blieb und sich nicht selbst befreien konnte. Ludwig Baumgartner und seine Mannschaft vom THW Traunstein wurden unter anderem zu einem Hochsilo gerufen. Dort war eine Person hineingestürzt und musste gerettet werden.

Die Wasserretter von der DLRG Traunstein sowie der Wasserwacht Bergen wurden bei einer Übung an der Tiroler Ache gefordert. Ein Kajakfahrer kenterte an einem Brückenpfeiler und konnte sich nicht aus der Strömung befreien. Die Aktiven der beiden Organisationen bekamen zusätzlich Unterstützung der Feuerwehr. Innerhalb kurzer Zeit waren die richtigen Schritte zur Menschenrettung in die Wege geleitet.

Dank der vom Schminktrupp des Roten Kreuzes vorbereiteten Verletztendarsteller wirkte jeder Einsatz noch realitätsnäher und sorgte bei den Rettern dafür, dass die Übungen wie tatsächliche Einsätze gesehen und die Aufgaben mit der nötigen Geschwindigkeit und Ernsthaftigkeit gelöst wurden. Gleichzeitig waren dutzende Übungsleiter, Beobachter und Helfer im Einsatz, um einen zügigen Betrieb zu gewährleisten und unmittelbar ein Feedback im Anschluss an die Übungen zu geben.

Den ganzen Nachmittag über wurden die Einheiten von Feuerwehr, vom Rettungsdienst, von den SEG-Bereitschaften des Roten Kreuzes, der Wasserwacht und der DLRG, vom THW und von der Bergwacht etwa halbstündlich zu den Einsätzen gerufen. Der Pumpenzug 3, bestehend aus den Feuerwehren Petting, Waging am See und Nirnharting war am Hammerer Graben stationiert, um mit einer der Hochleistungspumpen des Landkreises im Nassbetrieb zu üben. Von der Ankunft bis zur Inbetriebnahme vergingen lediglich 20 Minuten. Danach wurden rund 900000 Liter Wasser pro Stunde befördert. "Die Hochleistungspumpen werden mehrmals im Jahr im Nassbetrieb beübt, gerade die Übungssamstage bieten dazu großartige Möglichkeiten", so Mattias Seidenfuß, der Verantwortliche für die Hochleistungspumpen im KFV. Die geplante Übung der mobilen Warnanlagen mit den Feuerwehren Übersee, Trostberg und Fridolfing musste kurzfristig abgesagt werden.

Für Essen und Getränke sorgte am Ende des Übungsmarathons das Verpflegungsteam der Malteser aus Traunstein. "Der Übungssamstag ist als festes Event eigentlich nicht mehr wegzudenken, was auch die hohe Übungsbeteiligung zeigt", so Kreisbrandinspektor Georg König. Zusammen mit dem zuständigen Kreisbrandmeister Thomas Mayr zog er am Ende ein durchwegs positives Fazit und lobte insbesondere die reibungslose Arbeitsweise der einzelnen Organisationen untereinander. "Der abschließende kameradschaftliche Teil und die gemeinsame Brotzeit fördern außerdem die Kameradschaft und sind vor allem auch nach der Corona-Zwangspause sehr wichtig für das Teamgefühl."

− hob