Traunstein
Über 100 Apotheker und Mitarbeiter demonstrieren am Maxplatz in Traunstein

14.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:18 Uhr

Die streikenden Apotheker auf dem Maxplatz in Traunstein. −Foto: Seifert

Wie bundes- und bayernweit sind am Mittwoch auch im Landkreis Traunstein die meisten Apotheken geschlossen geblieben. An einer Protestkundgebung am Maxplatz in Traunstein beteiligten sich am Vormittag über 100 Apotheker und deren Mitarbeiter, die aus dem gesamten Landkreis in die Große Kreisstadt gekommen waren. Die Akutversorgung blieb durch Notdienstapotheken gewährleistet – so bildeten sich zum Beispiel an der altehrwürdigen Pauer’schen Apotheke (im Hintergrund) immer wieder kleine Schlangen von Patienten.

Die Demonstranten forderten insbesondere bessere Bedingungen, weniger Bürokratie und höhere Vergütungen im Bereich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel, die seit 20 Jahren quasi unverändert seien. Nur dann könne man die aktuellen Lieferengpässe bewältigen und massiv in (neues) Personal investieren, sagte der Traunsteiner Apotheker Lorenz Fakler, Bezirksvorsitzender Oberbayern Südost des Bayerischen Apothekerverbands und Sprecher der Apotheken im Landkreis (wir berichteten im Vorfeld ausführlich über die Forderungen).

Im Zentrum seiner Kritik stand Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der in seinem bürokratischen Monster namens „Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz“ (ALBVVG) den Apothekern eine Vergütung pro Versorgungsfall von 50 Cent zugestehe – „und das auch nur, wenn ich jeweils beim Arzt anrufe und er diesen Vorgang dann auch noch dokumentiert – das ist nichts anderes als ein schlechter Witz, noch deutlicher kann man seine Missachtung vor der Leistung der Apothekenteams nicht zum Ausdruck bringen“. Angemessen seien 21 Euro pro Versorgungsfall.

Statt bei der Apothekenvergütung zu knausern, die im Vorjahr laut Fakler gerade einmal zwei Prozent der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) ausmachten, solle der Minister erst einmal die Verwaltungsausgaben der GKV angehen, die mehr als das Doppelte verschlangen: „Die Apothekenzitrone ist ausgequetscht – wir gehen am Stock“, sagte Fakler. Die Bürger rief er dazu auf, sich frühzeitig um den planbaren Medikamentenbedarf zu kümmern und „ihrer“ Apotheke vor Ort die Stange zu halten, um das Apothekensterben nicht weiter zu forcieren: „Schließlich möchte auch im Notfall möglichst jeder in unmittelbarer Nähe eine Apotheke greifbar haben.“

− rse