Zu wenig Publikumsverkehr und zu geringe Umsätze bedeuten das Aus für den Trostberger Wochenmarkt. Die Deutsche Marktgilde, die diesen seit 2017 jeden Mittwoch von 7 bis 13 Uhr am Vormarkt veranstaltet, hat mit sofortiger Wirkung die Reißleine gezogen.
„Zu wenig Geschäfte, die genug Laufkundschaft anlocken“
Vom anfänglichen Vollsortiment mit Metzger und Bäcker, mit Obst, Gemüse, Käse, Fisch, Eiern und Pflanzen ist in den vergangenen Monaten nicht mehr viel übrig geblieben. „Teilweise waren nur noch zwei, drei Händler da“, beschreibt Eva-Maria Kamrad, Niederlassungsleiterin der Deutschen Marktgilde, den Aderlass, den sie auf die rückläufige Kundenfrequenz im Bereich des Vormarkts zurückführt. „Es gibt dort einfach viel zu wenig Geschäfte, die genug Laufkundschaft zum Einkaufsbummel anlocken. Allein die Stammkunden, die nur wegen des Markts kommen, bringen nicht genug Umsatz.“
Nachdem der Wochenmarkt schon vom Tiefgaragen-Parkdeck zum Vormarkt umgezogen war, wurde nun erneut ein alternativer Standort diskutiert. Ein Umzug des Marktes in die stärker frequentierte Hauptstraße vor das Rathaus ist wegen der Einbahnstraßenregelung und des Wegfalls der Parkplätze durch das Markttreiben jedoch nicht möglich, teilt die Stadt mit. Deshalb habe man zusammen mit der Marktgilde einvernehmlich beschlossen, den Wochenmarkt nicht weiter zu veranstalten.
Eva-Maria Kamrad, die für 16 Wochenmärkte im süddeutschen Raum verantwortlich ist, spricht sich grundsätzlich für den Erhalt kleiner Märkte aus. Diese würden zur bunten Vielfalt einer Stadt beitragen und seien beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Krisen wie Corona, Ukraine-Krieg und Inflation würden dieses Ziel erschweren, die Rahmenbedingungen am Vormarkt hätten es in Trostberg unmöglich gemacht.
Auch Aktionstage brachten keine dauerhafte Besserung
Auch Bürgermeister Karl Schleid bedauert das Wochenmarkt-Aus: „Wir haben vor Jahren die Organisation in die professionellen Hände der Deutschen Marktgilde gelegt. Es ist aber nachvollziehbar, dass die Händler – wenn der Umsatz nicht passt – an einen anderen Standort abwandern“. Den Grund sieht er nicht in der Wahl des Standorts oder des Wochentags. Es fehle schlichtweg an Kunden. Und das, obwohl man in der Vergangenheit mit Aktionen wie Gulaschverkauf, Spargelschälen und Freifahrten mit dem Stadtbus immer wieder die Werbetrommel gerührt habe. An diesen Aktionstagen sei der Vormarkt immer voller Menschen gewesen. „Aber eine Woche drauf war wieder nichts los“, so Schleid.
Die Stadt werde keinen weiteren Versuch starten, einen Wochenmarkt zu installieren. „Wir sehen unsere Möglichkeiten ausgeschöpft“, sagt Schleid. „Sollte sich ein privater Organisator erneut an das Projekt Wochenmarkt wagen, werden wir dem aber nicht im Wege stehen.“
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