Pferdewallfahrt begeistert rund 20.000 Schaulustige
Prachtvoller Traunsteiner Georgiritt mit Wetterkapriolen

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 16:24 Uhr
Axel Effner

Festlich geschmückte Rösser ziehen am Ostermontag beim traditionellen Georgi-Ritt zur Kirche von Ettendorf. Fotos: Karl-Josef Hildenbrand/dpa, Axel Effner

20.000 Besucher, darunter Ministerpräsident Markus Söder, waren begeistert vom Traunsteiner Georgiritt. Die Stimmung trübte auch das Wetter nicht.

Dass der Winter sich ganz offenbar nicht so ohne weiteres vertreiben lässt, machte der Traunsteiner Georgiritt am Ostermontag deutlich. Die prachtvolle Pferdewallfahrt, die zu den größten Brauchtumsveranstaltungen Bayerns zählt, begann bei strahlendem Sonnenschein auf dem Stadtplatz und klang bei Regen, kräftigen Windböen und deutlich kühleren Temperaturen aus.



Der Begeisterung der geschätzt 20.000 Besucher tat das keinen Abbruch. Dicht gedrängt säumten sie die Straßen durch die Stadt, um das farbenfrohe Historienspektakel mitzuerleben. Mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Professor Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, nahmen zwei besondere Ehrengäste teil. Beide trugen sich ins Ehrenbuch der Großen Kreisstadt ein.

„Das Erbe und die Tradition werden sichtbar an die junge Generation weitergegeben“

Nach dem Einzug der mittelalterlichen Landsknechte, Fahnenschwinger, Pfeiferlbuam und -madeln in ihren farbenprächtigen Gewändern begeisterten die Mitglieder der Schwertertanzgruppe mit akrobatischen Einlagen, Kämpfen und Darbietungen beim symbolischen Austreiben des Winters auf dem Stadtplatz. Die Stadtmusik lieferte die passenden Klänge. In kurzen Ansprachen gingen Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer und Ministerpräsident Söder auf den Wert der Tradition in Zeiten starker Veränderungen ein. Prof. Dr. Böhmer beglückwünschte die Traunsteiner, dass sie mit der Aufnahme des Georgiritts und des Schwertertanzes 2016 ins Verzeichnis der immateriellen Kulturgüter zum weltweiten Verbund des Unesco-Familie gehören. Besonders ermutigend sei, „dass das Erbe und die Tradition sichtbar auch an die junge Generation weitergegeben wird“.

In vier Gruppen bewegte sich der Festzug unter den Augen der vielen Schaulustigen durch die Straßen. Für Aufsehen sorgten nicht zuletzt die historische Gruppe mit dem „Eisernen Ritter“ und dem Lindl in ihren blankpolierten Rüstungen, begleitet von Ritterfräulein, Landsknechten, Pfeifern und Trommlern. Aus 16 Landgemeinden des Chiemgaus und sogar von weiterher hatten sich Reiter mit ihren prachtvoll herausgeputzen Pferden eingefunden. Hufgetrampel und wildes Wiehern signalisierten, dass der Festtag auch für die rund 375 aufwändig geschmückten Pferde eine aufregende Sache war. In den geschmückten Festwagen zeigten Trachtler und Musikgruppen ihre Begeisterung.

Engerl, Postillion-Bläser und die Geistlichkeit

In der geistlichen Gruppe boten Festwagen mit der St. Georgsfigur und dem Ettendorfer Kircherl neben dem einherreitenden Heiligen Georg, Engerln und Postillion-Bläsern, den Gebirgsschützen sowie Dekan Dr. Florian Schomers und Stadtpfarrer Konrad Roider mit der Geistlichkeit ein eindrucksvolles Bild. Die Kutschen mit Stadträten und Ehrengästen, Festwagen mit Bürgern in historischer Tracht und schön herausgeputzten Trachten sowie Reiter sorgten in der Schlussgruppe für Freude bei den Zuschauern.

Nach dem mühsamen Anstieg am Zottelberg hinauf nach Ettendorf folgte vor erhebender Panoramakulisse mit Blick in die Chiemgauer Alpen am Ettendorfer Kircherl die Pferdesegnung durch Pfarrer Helmut Bauer. Nach der Rückkehr auf den Stadtplatz folgte vor der Stadtpfarrkirche die zweite Benediktion.

Zwei Reiter wurden abgeworfen – „aber es ist zum Glück nichts passiert“

Simon Schreiber, Vorsitzender des St. Georgsvereins, freute sich über die „Superbeteiligung“ am Georgiritt, der vom St. Georgsverein, der Stadtpfarrkirche und der Stadt veranstaltet wird. „Ich bin froh, dass der Ritt wieder unfallfrei verlaufen ist, auch wenn am Ettendorfer Kircherl zwei Reiter abgeworfen wurden, aber es ist zum Glück nichts passiert.“ Das Rote Kreuz meldete ebenfalls „kleinere Zwischenfälle“ bei den Zuschauern. Angesichts starker Windböen gaben einige Standartenträger für die Segnung am Kircherl ihr Gerät an der Bahnunterführung kurzzeitig in Verwahrung.