Traunstein/Prien am Chiemsee
„Nie wieder ist jetzt“: Lichterkette für Vielfalt und Toleranz am Samstag in Traunstein

02.02.2024 | Stand 02.02.2024, 15:57 Uhr

Das Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Traunsteiner Stadtpark – hier ein Archivfoto von einer Gedenkfeier anlässlich des Jahrestags der Reichspogromnacht am 9. November – ist einer von zwei symbolträchtigen Ausgangspunkten der Lichterkette an diesem Samstag ab 18 Uhr. − Foto: awi

Nur eine Woche nach der Demo „Traunstoa hoit zam“ mit rund 3000 Menschen auf dem Festplatz setzen die Bürgerinnen und Bürger in der Großen Kreisstadt am Samstag ein weiteres Zeichen gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung: Eine große Lichterkette soll ein leuchtendes Zeichen gegen Hass und Hetze und für Vielfalt und Toleranz setzen. Dazu aufgerufen hat das „Bündnis Lichterkette“, ein loser Zusammenschluss von Menschen vor allem aus dem christlichen Bereich um die Kirchenmusiker Manfred Müller und Tobias Spörlein.

Die Lichterkette soll sich von 18 bis 18.15 Uhr vom Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Stadtpark bis zum Gedenkstein für die Familie Holzer an der Kernstraße erstrecken – rund 750 Meter entlang der Bahnhofstraße bis zur Fußgänger-Unterführung am Bahnhof und auf der anderen Seite der Bahngleise entlang der Güterhallenstraße und der Theresienstraße zur Kernstraße.

Die Organisatoren betonen den zivilgesellschaftlichen Charakter der Initiative, bei der Parteizugehörigkeit und ideologische Ausrichtung außen vor bleiben sollen und es keine Reden geben wird. Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ sollen möglichst viele Kerzen eine Wegstrecke zwischen zwei symbolträchtigen Orten erleuchten und davor warnen, die Gräueltaten der Nazi-Diktatur und aktuelle rassistische Umtriebe zu verharmlosen. Mit dieser Verbindung von der Vergangenheit in die Gegenwart will man dazu aufrufen, sich aktiv für eine offene und tolerante Gesellschaft einzusetzen.

Der 2006 errichtete Gedenkstein an der Kernstraße ist eine Reminiszenz an die an die jüdische Familie Holzer, die in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 im Zuge der Hetzkampagnen örtlicher NS-Organisationen aus ihrem Traunsteiner Anwesen nach München vertrieben wurde. Später wurden neun Familienangehörige deportiert und von 1941 bis 1943 in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet. Am Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Traunsteiner Stadtpark lädt ein Bündnis aus Organisationen wie evangelischer Jugend oder Kreisjugendring immer am Jahrestag zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht und der Judenverfolgung ein.

Die Teilnehmer der Lichterkette werden gebeten, Kerzen selber mitzubringen, und sich gleichmäßig entlang der Strecke aufzustellen, um die Botschaft der Solidarität und des Zusammenhalts gegen Faschismus und Populismus deutlich zum Ausdruck zu bringen.

Kundgebung auch in Prien

Eine Kundgebung gegen rechtsradikale Auswüchse und die AfD findet am heutigen Samstag auch in Prien am Chiemsee statt. Beginn ist um 16 Uhr auf dem Wendelsteinplatz. Geplant sind verschiedene Redebeiträge, unter anderem von Detlef Dobersals-ke vom veranstaltenden Bündnis „Prien bleibt bunt“, einem Priener Gemeinderat sowie einer Vertreterin der Bürgerinitiative „Omas gegen Rechts“.