Für „kostenlosen Wohnraum für alle“
Nach Gerichtsurteil am Montag: Aktivisten besetzen erneut Haus in Rosenheim

Gruppe „Rosenheim besetzen“ rief nach Prozess zu Demo durch die Innenstadt auf

27.02.2024 | Stand 27.02.2024, 16:50 Uhr

In einem leerstehenden Haus verschanzten sich am Montagabend Aktivisten. Am gestrigen Dienstag teilten sie über Social Media Updates zur Besetzung – unter anderem auch dieses Foto. − Foto: Rosenheim Besetzen

Kaum war das Urteil am Montagvormittag gesprochen, schon folgte der nächste Polizeieinsatz: Noch am Nachmittag waren die Einsatzkräfte wieder mit der Gruppe „Rosenheim besetzen“ beschäftigt, die zu einer Demonstration aufgerufen hatte und anschließend erneut ein Haus besetzte.



Erst am Montagvormittag hatte Richter Marco Bühl drei Jugendliche vor dem Rosenheimer Amtsgericht wegen der Besetzung des Hotels „Goldener Hirsch“ im April 2023 zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt und ihnen Aufsätze zu verfassungsrechtlichen und politischen Themen auferlegt. Vorbei war dieses Thema damit nun nicht, denn schon am Nachmittag waren die Einsatzkräfte wieder mit der Gruppe „Rosenheim besetzen“ beschäftigt, die zu einer Demonstration unter dem Motto „Die Häuser denen, die drin wohnen“ aufgerufen hatte.

Ort des zweiten Hauses wurde geheim gehalten

Wie die Rosenheimer Polizei mitteilt, führte die angekündigte Demonstration durch die Innenstadt und endete mit einer Abschlusskundgebung im Luitpoldpark. Mit Unterstützungskräften der Bereitschaftspolizei sicherten die Beamten den Zug, der laut Aktivisten rund 50 Teilnehmer hatte. Gegen 18 Uhr erreichten die Teilnehmer den Luitpoldpark, wie die Polizei sagt, ohne Vorkommnisse.

Dabei sollte es allerdings nicht bleiben: Denn schon kurz nach Ende der offiziellen Demo besetzten einige Aktivisten der Gruppe ein leerstehendes Haus an der Langbehnstraße 34. Wie „Rosenheim besetzen“ in einer Pressemitteilung erklärt, ging es ihnen darum, kostenlosen Wohnraum für alle und eine Vergesellschaftung der Immobilienkonzerne zu fordern. Aus den Reihen der Teilnehmer hatte auch die Polizei von der aktuellen Besetzung erfahren. Wie diese berichtet, hätten die Sprecher die Teilnehmer aufgefordert, in einem Aufzug zur Langbehnstraße zu marschieren und die Besetzer moralisch zu unterstützten.

Die Einsatzkräfte umstellten das abbruchreife Wohnhaus im Anschluss und durchsuchten es. An einem Fenster konnte ein Laken mit der Aufschrift „Besetzt“ sichergestellt werden. Im Inneren des Gebäudes konnten sie dagegen niemanden mehr antreffen.

Es sei frustrierend, dass Aktivisten vor dem Amtsgericht standen

Und wenige Zeit später traf es bereits das nächste leerstehende Gebäude: Aktivisten veröffentlichten ein Video und berichteten von einer weiteren Hausbesetzung – dieses Mal ohne den Ort zu nennen. „Wir werden den Ort unseres neuen Hauses nicht öffentlich machen, wir möchten aktuell leerstehenden Wohnraum wiederbeleben“, so die an der Besetzung beteiligte Lea Meier. Und auch der Pressesprecher der Gruppe Rosenheim Besetzen, Jonas Lechner, hat sich in der Zwischenzeit zu dem Urteil gegen seine drei Mitstreiter geäußert: „Es ist für uns unglaublich frustrierend, dass drei junge Aktivisten, die dem Leerstand in Rosenheim etwas entgegensetzen möchten, vor dem Rosenheimer Amtsgericht standen.“

Am Dienstag hielten die Aktivisten ihr „neues Haus“ weiterhin geheim, teilten aber Updates über Social Media, vor allem über Instagram, wo sie unter anderem auch Fotos aus dem Inneren des Hauses veröffentlichten. Lea Müller ist sich sicher: „Uns steht eine extrem anstrengende, aber auch schöne und aufregende Zeit in unserem neuen Haus bevor.“ Bis Redaktionsschluss kam es zu keiner Räumung des Hauses.