Traunstein
Metzger-Innung: Hans Reiter zum Obermeister gewählt

Neues Führungsteam bemängelt fehlende Wertschätzung für das Handwerk

02.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:25 Uhr

Von Andreas Wittenzellner

Hans Reiter ist neuer Obermeister der Metzger-Innung Traunstein und Berchtesgadener Land. Der Metzgermeister wurde in der Jahreshauptversammlung in Palling gewählt – der ersten Präsenzversammlung der Innungsmitglieder seit dem April 2019. Auch die Vorstandschaft sowie viele Ausschüsse wurden neu bestimmt.

Reiter ging zu Beginn auf den herben menschlichen Verlust verstorbener Mitglieder ein. So musste die Innung am 30. August Abschied vom bisherigen Obermeister Josef Sprenger nehmen, der im jungen Alter von nur 37 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb. „Der Sepp war ein Metzger mit viel Leidenschaft und Herzblut, vielen Ideen und sehr dynamisch. Viele seiner Ideen und Vorstellungen konnte er leider nicht mehr umsetzen“, sagte der Obermeister, der der Familie und den Verwandten sein Mitgefühl aussprach. Das Innungsmitglied Gregor Magg sen. ist am 21. Oktober verstorben. Auch seiner Familie und den Angehörigen sprach Reiter sein Mitgefühl aus.

Dass das Metzgerhandwerk in vielerlei Hinsicht mit Gegenwind zu kämpfen hat, wurde auch durch den weiter leicht gesunkenen Stand von 24 Innungsmitgliedern deutlich. Gerade auch die Gewinnung von Auszubildenden stellt sich für das Metzgerhandwerk als große Herausforderung dar. Umso wichtiger sei die Berufsinformationsmesse (BIM) gewesen, die in den Räumlichkeiten des Bildungszentrums der Handwerkskammer in Traunstein im Oktober wieder durchgeführt werden konnte (wir berichteten). Das Metzgerhandwerk habe sich hier stärker als bisher mit dem Bäckerhandwerk zusammengetan. Gerade bei der Brotzeitausgabe konnte man hier die Schüler über den Lehrberuf des Verkäufers informieren. „Wir müssen präsent sein“, machte Reiter deutlich und bedankte sich gleichzeitig bei allen Mitwirkenden und Organisatoren der BIM.

Der Obermeister ging auf die Herausforderungen in der Corona-Pandemie ein, was auch für die zu den systemrelevanten Berufen zählenden Metzgereibetriebe enorme Belastungen mit sich brachte. Nicht nur die Vielzahl von Verordnungen und Anweisungen waren – und sind es zum Teil immer noch – belastend. Corona war zudem oft Diskussionsthema an der Ladentheke. Daneben hatte und hat man mit enormen Personalproblemen zu kämpfen. Lob gab es für die aktive Verbandsarbeit – die Innung und die Mitgliedsbetriebe würden zeitnah mit aktuellen Informationen versorgt.

Harsche Kritik an Özdemir und Habeck

Wenig Verständnis zeigte Reiter für eine „Ernährung nach ideologischen Gesichtspunkten“, wie er nicht ohne Kritik an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betonte. Dieser wolle zwar einerseits das Lebensmittelhandwerk erhalten und stärken, gleichzeitig aber den Fleischkonsum deutlich reduzieren. Das grabe dem Metzger- und Fleischerhandwerk „schon etwas das Wasser ab“. Ob vegane Ersatzprodukte gesünder seien, lasse er jetzt einfach im Raum stehen. Schulen und Kindergärten, die nur noch fleischlose und vegane Ernährung anbieten, beispielsweise in Freiburg, hinterfragte er kritisch: „Soll so unsere Zukunft aussehen? Anstatt Kinder und Jugendliche ausgewogen zu ernähren, werden sie nach ideologischen Gesichtspunkten ernährt.“

Große Probleme würden dem Handwerk auch die beispiellosen Erhöhungen der Erzeugerpreise bereiten, hätten sich diese heuer für Schweine- und Rindfleisch doch um fast 50 Prozent erhöht. Deutliche Preissteigerungen für Hilfsstoffe und Verpackungen und insbesondere ausufernde Energiepreise würden dem Metzgerhandwerk deutlich zu schaffen machen. Man habe die höheren Belastungen bisher nur teilweise an die Verbraucher weitergegeben. „Wir Metzger sind eher konservativ und abwartend, jedoch müssten die Preise erhöht werden“, so der Obermeister. Da sei es wenig hilfreich, wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einer Talkshow anhand des Bäckerhandwerks erkläre, diese müssten eben zusperren und Insolvenz anmelden, wenn es nicht anders gehe: „Soweit die Wertschätzung von unserem Wirtschaftsminister für unser Handwerk“, betonte Reiter.

Er ging auch auf die Lehrlingssituation an der Berufsschule Rosenheim ein. Dort werden in drei Klassen acht Auszubildende aus der Innungsregion Traunstein-Berchtesgadener Land beschult, nachdem die Klasse vor einigen Jahren mangels ausreichender Teilnehmer von Traunstein nach Rosenheim verlegt worden war. Ergänzend werden weitere Auszubildende im Metzgerhandwerk an den beruflichen Schulen der Jugendsiedlung Traunreut unterrichtet.

Die Jahresrechnung für das vergangene Jahr zeigte geordnete Verhältnisse und wurde nach dem positiven Votum der Rechnungsprüfer ohne Gegenstimme verabschiedet. Auch der Haushaltsplan des laufenden Jahres fand die uneingeschränkte Zustimmung.

Alle relevanten Ehrenämter mussten neu besetzt werden: Hans Reiter, bisher kommissarischer Obermeister, wurde an die Spitze der Innung gewählt. Sein Stellvertreter ist künftig Christoph Pickl. In die Vorstandschaft wurden Peter Eicher jun., Hubert Hirschbichler jun., Martin Kastner und Jakob Mitterer gewählt. Den Gesellenprüfungsausschuss bilden Eicher, Pickl, Reiter, Andreas Laubhuber und Hans Spitzauer jun. Eicher, Pickl und Spitzauer wurden zudem in den Ausschuss für Berufsbildung gewählt und besetzen zugleich auch den Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten. Rechnungsprüfer sind Christian Sichert und Gerhard Aicher.

Das für die Innung, Betriebe und Auszubildende so wichtige Ehrenamt des Prüfungsvorsitzenden übt seit über einem Jahrzehnt Peter Eicher jun. aus. Obermeister Reiter stellte das hohe Engagement des Metzgermeisters heraus, dankte ihm für seine Arbeit und überreichte ihm eine Ehrenurkunde der Kammer.

Aktuelles aus dem Fleischerverband Bayern präsentierte Lars Bubnick und ging insbesondere auf die hohen Energiepreise sowie die Gas- und Strompreisbremse ein. Lebensmittelrechtliche Themen standen genauso auf der Agenda wie die positive Nachricht, dass die bayerische Staatsregierung durch eine deutliche Senkung der Fleischbeschau-Gebühren gerade kleinere Schlachtbetriebe unterstützen will.