Fünf Künstler
Lichtmalereien und poppige Blumenpracht: Pop-up-Ausstellung in der Villa Oberstaller in Traunstein

30.04.2024 | Stand 03.05.2024, 14:36 Uhr
Axel Effner

In großformatigen Gemälden setzt Heike Ratfisch eine wild wuchernde Blumenpracht im Pop-Art-Stil plakativ in Szene. − Foto: Effner

Seit letztem Frühjahr haben Kunstfreunde in Traunstein den Reiz einer Pop-up-Galerie auf Zeit in der Stadt zu schätzen gelernt. Der Kunstverein Traunstein hat seinerzeit im ehemaligen Textilgeschäft von Witt-Weiden seine Frühjahrsausstellung eröffnet und diesen Erfolg heuer nochmals wiederholt. Von daher konnte man neugierig sein, was sich wohl hinter der Neubelebung der Villa Oberstaller an der Äußeren Rosenheimstraße 25 als weitere Pop-up-Galerie verbirgt. Die sanierte Gründerzeitvilla neben der Aral-Tankstelle hat zuletzt über 30 Jahre lang ein Planungsbüro für Architektur beheimatet.

Nachdem aktuell noch Verhandlungen über einen Nachmieter laufen, dachte sich der Besitzer – der Fotograf und Fotodesigner Ulli Seer aus Rimsting am Chiemsee – warum sollten nicht zwischenzeitlich die schönen Künste in das Haus einziehen? Seine Frau Jill, Fotografin, Stylistin, Model und Relocation Consultant nutzte ihre Kontakte zum Kunstförderverein Prien, um mit vier weiteren Künstlerinnen und Künstlern die Ausstellung „Kunst in der Villa Oberstaller“ auf die Beine zu stellen.

Es ist reizvoll, sich in den vielen Zimmern der drei Geschoße auf Entdeckungsreise zu begeben. Gleich im Erdgeschoß erstaunt der Fotograf, Buchautor und Kunsthistoriker Florian Heine aus München mit einer Art optischem Vexierspiel. Er hat nicht nur eine Publikation über Unesco-Welterbestätten in Deutschland bebildert oder kluge Bücher über Meilensteine der Kunst oder der Fotografie verfasst. Dass er sich auch auf „optische Illusionen in der Kunst“ versteht, so ein weiterer Buchtitel von ihm, zeigen Beispiele einer Feder, von Blättern und anderen fotografierten Objekten, deren hochpräziser Detailreichtum und Authentizität einen in Staunen versetzen. Wie hat er das nur gemacht? Nicht weniger gilt das für die Beispiele seiner Streetfotografie aus New York, Paris oder Venedig.

Dem Zusammenspiel der Elemente und Farben, von Licht, Wasser und Wind in Landschaften und Natur geht Jill Seer auf den Grund. In Langzeitbelichtungen oder sehr kurzen Belichtungszeiten spürt sie den faszinierenden Lichtmalereien und Spiegelreflexen auf Wasseroberflächen nach. Nicht zuletzt wecken Momentaufnahmen und Strandszenen auch Erinnerungen an ihre australische Heimat.

Auf ein bewegtes Leben als Schaufenstergestalter, Koch, Bühnenbauer, Taxifahrer und Antikenhändler kann Rudi Hurzlmeier zurückblicken. Bekannt ist er jedoch eher als Cartoonist der Satirezeitschrift Titanic und Meister der komischen Kunst. Seine Arbeiten wurden in 40 Büchern sowie 150 Einzel- und Themenausstellungen präsentiert, zuletzt 2022 im Museum Buchheim mit 45000 Besuchern. In Traunstein reizt der gebürtige Niederbayer mit verblüffenden, grotesken, „schweinischen“, hintergründigen oder politischen Motiven seiner Schaffenskraft die Lachmuskeln der Besucher. Auch wenn manches Motiv im Zeitalter von #metoo aus der Zeit gefallen erscheint.

Bunt und blumig mögen es die Künstlerin und Kunsthistorikerin Heike Ratfisch und ihre knapp 88-jährige Mutter Helga Schmitz-Ratfisch. Auf großen Formaten lässt Ratfisch ihre floralen Motive in verschwenderischer Pracht und intensiver Farbigkeit im Pop-Art-Stil wild wuchern, während die Details von genauer Beobachtungsgabe zeugen. Etwas eigenwillig muten ihre Collagen an, die aber offensichtlich im Internet großen Zuspruch finden. Laut Begleittext verweisen sie auf Zitate aus Kunstgeschichte und Werbung oder auf Szenen aus US- Thrillern, „die eine Sphäre aus Düsternis und humoresker Absurdität erzeugen“. Kann man so sehen. Helga Schmitz-Ratfisch bevorzugt in ihren Blumengemälden eher die leisen, zarten Töne.

Axel Effner


Bis 5. Mai, Villa Oberstaller, Äußere Rosenheimerstraße 25, Traunstein, geöffnet Sa./So. 14-19 Uhr