Waging am See
Gestohlene Sakralkunst wertvoller als gedacht

19.11.2022 | Stand 19.11.2022, 9:20 Uhr

Die gestohlene sakrale Kunst – hier die Kirche am Mühlberg – ist mindestens 75000 Euro wert. −Foto: Herbert Reichgruber

Nach den Diebstählen aus der Wallfahrtskirche am Mühlberg und der Pfarrkirche St. Martin wurden mittlerweile 25 Umzugskartons voll mit offensichtlich gestohlenen Gegenständen aus diversen Gotteshäusern sichergestellt. Gefunden nicht nur in einer Wohnung in Waging, sondern auch in Köln. Wie die Heimatzeitung bereits berichtete, ist ein 18-Jähriger, der erst kurz in Waging bei der Kirche angestellt war, tatverdächtig. Ebenso ein 28-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen.

Nach ersten Einschätzungen einer Kunsthistorikerin, die im Ermittlungsverfahren als Sachverständige die bei den Durchsuchungen aufgefundenen Gegenstände begutachtet, haben die entwendeten sakralen Gegenstände aus der Kirche am Mühlberg und der Pfarrkirche St. Martin in Waging am See einen Gesamtwert von etwa 75000 Euro. Hinzu kommt noch der Wert der entwendeten Messgewänder.

Die Begutachtung ist insgesamt noch nicht abgeschlossen, wie Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze von der Staatsanwaltschaft Traunstein gegenüber der Redaktion sagte. Die Auswertung der zahlreichen Beweismittel nehme erheblich Zeit in Anspruch. Aus der Wallfahrtskirche wurden demnach ein Marienbild, drei Kerzenleuchter, vier Kelche, Messgewand, ein Christusbild und eine Buchablage gestohlen.
Es besteht zudem der Verdacht, dass aus den beiden Gotteshäusern in Waging am See aus dem Kerzenopferstock und bei den Sonntagskollekten über einen längeren Zeitraum Geldbeträge in unterschiedlicher Höhe abgezweigt wurden.
Außerdem geht man davon aus, dass auch aus mehreren Kirchen im Raum Köln Messgewänder und andere sakrale Gegenstände abhanden kamen. Bis Jahresende sollen laut Oberstaatsanwalt Dr. Vietze die Ermittlungen der Landeskriminalämter abgeschlossen sein. Um welche Schadenshöhe es sich insgesamt handelt, "das kann man anhand der Diebstähle in Waging nicht hochrechnen." Er gehe davon aus, dass es bei der Summe bleibe. Ob es Abnehmer für die sakralen Gegenstände gab, dazu wollte sich Dr. Vietze nicht äußern. "Das ist alles noch Teil der Ermittlungen", bat er um Verständnis. Nach Abschluss der umfangreichen Ermittlungen werde die Staatsanwaltschaft Traunstein den Sachverhalt rechtlich bewerten und entscheiden, ob und gegebenenfalls gegen welche Person oder Personen Anklage erhoben wird. Im Falle einer Anklageerhebung werden die Straftaten, bezüglich derer ein hinreichender Tatverdacht besteht, genau bezeichnet werden. Eine konkrete strafrechtliche Einordnung des Sachverhalts könne erst nach Abschluss der Ermittlungen erfolgen. Im Falle einer Verhandlung werde sich erst in den nächsten Wochen klären, wo diese stattfindet.

− leo