Aufwärtstrend an Pflegestützpunkten
Der Beratungsbedarf in den Landkreisen wächst weiter

Vor-Ort-Beratungen in Oberbayern steigen um 81 Prozent

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 18:00 Uhr

Michael Kranz führt die Vor-Ort-Beratungen wöchentlich in den Landkreisen Altötting und Mühldorf durch. − Foto: Bezirk Oberbayern

Von Christiane Vogl

Ob Eingliederungshilfe, Grundsicherung, Reha-Maßnahmen oder Hilfe zur Pflege: Bei der Vor-Ort-Beratung des Bezirks Oberbayern an den Pflegestützpunkten können sich Menschen über die Sozialleistungen informieren. Und der Bedarf wächst: Wie die Jahresstatistik 2023 zeigt, stieg an allen 19 Standorten die Anzahl der Beratungen von 2867 im Jahr 2022 auf nun 5188 an – ein Plus von 81 Prozent.

Wohnortnahe Beratungen über die sozialen Leistungen

Sinn der Vor-Ort-Beratungen ist, dass sich Menschen wohnortnah über die sozialen Leistungen des Bezirks Oberbayern sowie die rechtlichen Voraussetzungen für den Bezug jener informieren können. Das betrifft Auskünfte zur Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen und zur Hilfe bei Pflege pflegebedürftiger Personen. Die Vor-Ort-Beratungen des Bezirks Oberbayern finden einmal wöchentlich an den jeweiligen Pflegestützpunkten unter anderem in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn, Traunstein oder auch in Rosenheim statt und sind kostenlos. Dabei sind die Gespräche vertraulich und unterliegen dem Datenschutz.

Michael Kranz führt im Landkreis Altötting und im Landkreis Mühldorf jeweils einmal wöchentlich die Beratungen an den Stützpunkten durch. Wie er berichtet, erhalte man sehr positive Rückmeldungen. „Für viele Menschen ist es wichtig, ihre Fragen und Anliegen im persönlichen Gespräch zu klären, ohne dass sie den oft weiten Weg nach München auf sich nehmen müssen.“

Stationäre Hilfe zur Pflege ist häufigstes Thema

Bei den Terminen kämen viele verschiedene Themen zur Sprache, vor allem „die stationäre Hilfe zur Pflege ist bei uns das am häufigsten nachgefragte Anliegen“, so Kranz. Das liege daran, dass Menschen bei einem Umzug ins Pflegeheim oft zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Thema Sozialhilfe konfrontiert seien. „Dabei entstehen Unsicherheiten, ob auch Partnerinnen und Partner oder die erwachsenen Kinder finanziell einspringen müssen.“ Zudem wüssten viele Menschen nichts von bestimmten Leistungen: „Häufig ist auch nicht bekannt, dass sich der Bezirk Oberbayern im Bedarfsfall an den Kosten für die häusliche Pflege beteiligen kann“, so Kranz. Als Träger der Eingliederungshilfe, unterstützt der Bezirk darüber hinaus auch Menschen mit Behinderungen. „Oft kommen Eltern zu uns, die eine spezielle Förderung beantragen möchten oder deren Kind im Erwachsenenalter selbstständiger leben möchte.“ Auch würden Betroffene Unterstützung beim selbstständigen Wohnen, bei der Mobilität und der Umsetzung Freizeitgestaltung erhalten.

Den Aufwärtstrend bei den Vor-Ort-Beratungen kann auch Michael Kranz bestätigen: „Insgesamt spricht sich das Angebot der Vor-Ort-Beratung im Landkreis Altötting immer mehr herum.“ Und auch Oberbayerns Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger betont, dass die Zahlen belegen, dass sich die Pflegestützpunkte als zentrales Beratungsangebot in den Landkreisen und kreisfreien Städten etablieren. Besonders rasant ging es im Landkreis Rosenheim bergauf. Nach dem Startschuss im Jahr 2021 ließen sich dort innerhalb des ersten Jahres 250 Menschen beraten, 2023 waren es schon 600. Aber auch die 2022 hinzugekommenen Sprechtage in Freising, Dachau oder Starnberg wurden sofort angenommen, sodass 2023 insgesamt mehr Erst- (3040) als Folgeberatungen (2148) stattfanden.

„Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der Entwicklung”

Gefragt waren vor allem Informationen zur Stationären Hilfe zur Pflege (61 Prozent der Anfragen), gefolgt von ambulanter Hilfe zur Pflege (18) und weiteren Themen der Eingliederungshilfe (9). Es folgten Infos zur Vorschule/Schule (3), Werk- und Förderstätten (2). Die Beratungen fanden dabei überwiegend mit Terminvereinbarung statt, das Angebot der offenen Sprechstunde wurde seltener genutzt.

„Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der Entwicklung”, sagt Claudia Baur, Leiterin des Beratungsteams beim Bezirk Oberbayern: „Für 2024 erwarten wir eine steigende Nachfrage, da sich bislang noch an keinem Standort eine Stagnation abzeichnet.”