Winterwetter beim Colloredomarkt
Dem Namensgeber kalte Schulter gezeigt

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 5:00 Uhr
Josef A. Standl

Eröffnungsrundgangmit dem Dritten Bürgermeister Dirk Reichenau. Im Bild von links: Resi Brand, Gärtnerin aus Freutsmoos, Tanja Perseis vom Kulturbüro der Stadt, Dirk Reichenau und Renate Würzinger, die Burgchefin. − Fotos: Josef A. Standl

Der Colloredomarkt auf Burg Tittmoning ist jedes Jahr ein besonderes Ereignis, denn der Kunsthandwerksmarkt mit dem anspruchsvollen Rahmenprogramm ist der Auftakt für den Kultursommer, den die Stadt fördert und der deshalb auch für viele von weither anziehend ist. Gab es bei dieser Veranstaltung im Vorjahr noch „Kaiserwetter“, so zeigte die heurige Frühlingsveranstaltung dem Veranstalter, den Besuchern und nicht zuletzt dem Namensgeber „die kalte Schulter“. Möglicherweise deshalb, weil der bekannte Salzburger Erzbischof Hieronymus Franz de Paula Josef Graf Colloredo von Waldsee und Mels viele kirchliche und brauchtümliche Veranstaltungen, die der Volksbelustigung dienten, für übertrieben hielt und der Meinung war, dass die Menschen lieber arbeiten sollen.
In der Eröffnungsrede, die Dritter Bürgermeister Dirk Reichenau hielt, verwies dieser eben auf diese Historie, der sich Tittmoning besonders verbunden fühlt: „Er hätte an unserem schönen Markt keine Freude gehabt, denn er hat von den 1772 bei seiner Amtseinführung geltenden 95 kirchlichen Sonn- und Feiertagen 20 aufgehoben; die Untertanen sollten lieber arbeiten statt feiern, meinte er.“ Reichenau führte auch aus, dass der Fürsterzbischof zu seiner Wahl 49 Abstimmungen und viel Bestechungsgelder notwendig hatte. Er fand einen bankrotten Staat vor, den er reformieren wollte: es wurde in Bildung, Vermessung des Landes und in ein neues Steuerkataster investiert, unter anderem gab es eine einschneidende Besteuerung auf alkoholische Getränke, also alles sehr aktuelle Probleme. Trotzdem blieb Colloredo in Erinnerung als jener Fürsterzbischof, der die Wirtschaft modernisierte, er ist aber ist auch der letzte Salzburger Regent, bevor der Salzburgische Rupertiwinkel 1816 an Bayern ging.
Zur Eröffnung spielten die Jungbläser der Stadtmusikkapelle Tittmoning. Unter den Ehrengästen sah man auch Altbürgermeister Konrad Schupfner. Im Laufe der beiden Tage musizierten weiters die Jungbläser aus Ostermiething, das Junge Blech, Fridolfing, die Heulandler Tanzlmusi, die Jungbläserer Inzing-Törring und die Bläserjugend Palling. Der Tittmoninger Stadt- und Burgführerverein bot zu jeder vollen Stunde Führungen durch das Museum Rupertiwinkel an. Der Colloredo-Markt bot wieder eine Vielfalt an Kunst und Handwerk, Vertreten waren: Blumen, Näharbeiten, Schmuck-Accessoires, Taschen, Töpferwaren, Naturkosmetik, Schreibgeräte, Textilien, Liköre und Schnäpse, Kinderkleidung, Stofftiere, Süßigkeiten, Holzkunst, Kerzen und viel Schönes für Haus und Garten, um nur einiges zu nennen, Man konnte sich auch selbst auf einer alten Druckerpresse ein Blatt Papier bedrucken, so wie es Johannes Gensfleisch zu Gutenberg im 15. Jahrhundert machte. Im Zwinger sorgte das JUZ-Mobil mit vielen Freizeitangeboten, wie Stäbchenhausbauen, Tischhockeyspielen, Jonglieren, Stelzengehen und vielem anderen, vor allem für die Jungen und die Junggebliebenen für viel Spaß.