Bauernhof im Kreis Rottal-Inn
Zoglau 3: Ein Juwel von Konzertsaal feiert „300. Jubiläum“

07.03.2024 | Stand 08.03.2024, 15:13 Uhr

Zum fünften Mal hat ihr Musikclub Zoglau 3 für das herausragende Programm den Bundespreis „Applaus“ erhalten: Ina Hörmann (links) und Emmerich Hörmann, hier mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth 2023 in Berlin. − Foto: Initiative Musik

Der wohlige Raum im offenen Dachstuhl eines alten Bauernhofs ist ein Juwel, optisch wie akustisch ein Genuss für die Gäste, die dort seit über 20 Jahren nicht nur Publikum, sondern wirklich zu Gast sind bei Ina und Emmerich Hörmann in deren „Raum für Musik Zoglau 3“, schlicht benannt nach der Adresse des Anwesens. Morgen, am Samstag, 9. März 2024 um 20 Uhr, findet dort das 300. Konzert statt. Über diese Zahl, über das Rainer Böhm Trio zum Jubiläum und über die Bedeutung von Überraschungen haben wir mit Veranstalter Emmerich Hörmann gesprochen.

Am 9. März veranstalten Sie das 300. Konzert im Raum für Musik – mit welchen Gefühlen begehen Sie diese Wegmarke?
Emmerich Hörmann: Ja, meine Frau Ina und ich haben uns Gedanken gemacht, ob wir das als Jubiläum feiern, und sind zu dem Schluss gekommen: Die Musik, die wir da veranstalten, beruht immer auf Überraschungen. Wenn man vorher zu große Erwartungen hat und sagt „Das ist jetzt ein ganz besonderes Konzert“, dann haut’s meistens nicht hin. Drum machen wir diesen Abend ganz normal, jeder kann mit offenen Ohren zuhören und wir freuen uns, wenn schöne Musik entsteht.

Welche Musik ist zu hören im 300. Konzert?
Hörmann: Das Rainer Böhm Trio ist klassischer Modern Jazz, er hat eine Professur für Jazzklavier in Mannheim. Wir haben ihn kennengelernt als Sideman in einer anderen Band und uns ist sein Voicing aufgefallen – wie gut er die Töne setzt und wie gut das Klavier bei ihm klingt, weil er so geschmackvoll begleiten kann. Er war schon einmal zu einem Solokonzert bei uns, jetzt hat er ein eigenes Trio mit Jonas Burgwinkel aus Köln, einer der besten Schlagzeuger, die wir in Deutschland haben. Arne Huber am Kontrabass wird zum ersten Mal bei uns spielen.

Sie haben das Stichwort Überraschung angesprochen. Was überrascht Ihre Gäste, wenn sie zum ersten Mal in Zoglau sind?
Hörmann: Was sie vor allem überrascht, sind die guten Bedingungen hier. Man ist ja wirklich ganz nah an der Musik dran, da springen viele über ihre bisherigen Hörgewohnheiten. Das geht uns als Veranstaltern genauso, man lernt mehr über Musik, als wenn man in der 20. Reihe ganz hinten sitzt und das so über sich ergehen lässt, das macht ganz viel aus. Wir haben jetzt Leute, die sich für neuen Jazz und Improvisationsmusik interessieren, die sich davor überhaupt nicht dafür interessiert haben. Das ist tatsächlich so.

Wie sehr ist das in Zoglau 3 ein Stammpublikum und wie mischt sich das mit neuen Gästen?
Hörmann: Ich würde sagen, es kommen 60 Prozent Stammpublikum, 20 Prozent kommen hin und wieder, und 20 Prozent sind neu. Und wir versuchen das zu erweitern. Es braucht halt Geduld, bis man den Stamm erweitert, noch dazu aufm Bauernhof am Land. Langsam wächst das. Gerade nach Corona hatten wir im Gegensatz zu anderen Veranstaltern einen steigenden Zuspruch. Das ist ein schönes Ergebnis unserer kontinuierlichen Arbeit.

Wie genau macht man das, neue Leute gewinnen? Sie verzichten ja auf allzu gefällige Bands für den Massengeschmack.
Hörmann: Das stimmt, aber hin und wieder machen wir doch Ausflüge in andere Sparten, es gibt auch mal ein klassisches Konzert, und im Sommer ist Geigerin und Sängerin Monika Drasch bei uns, oder Percussionist Erwin Rehling – das sind Abende, die kein zu spezielles Publikum ansprechen. Und diese versuchen wir natürlich dann auch für unsere anderen Konzerte zu gewinnen. Aber das stimmt schon, wir veranstalten keine Bands, die sowieso jeder andere Veranstalter macht, die sollen dann woanders spielen. Wir haben heute goldene Zeiten, was die Qualität des Jazz und die Vielfalt der Musik betrifft. Und das muss einfach gehört werden!

Machen Sie sich zum 300. Konzert Gedanken, wie es weitergeht?
Hörmann: Ja, das tun wir. Wir machen das seit über 20 Jahren, da muss man aufpassen, dass man nicht zu sehr in die Routine fällt. Wir kriegen viele Bewerbungen von Bands, wo wir das Gefühl haben, das bleibt dann sehr in einer Blase. Und da versuchen wir, selbstkritisch zu sein und da rauszukommen. Ansonsten spielt bei uns die Verpflegung ja eine wichtige Rolle, meine Frau kocht immer und legt sich da richtig ins Zeug, was natürlich zur Atmosphäre beiträgt. Auch da probieren wir immer wieder Neues aus. Wir wollen nicht, dass Zoglau in einer Blase bleibt und uns immer wieder öffnen.

Das Gespräch führte Raimund Meisenberger.



•Info und Karten: zoglau3.com