Simbach am Inn
Wildwest aus Oberbayern bei „Woifes Lokschuppen“

Münchner Country-Band begeistert – Michael Dietmayr als Pate

16.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:53 Uhr

Musikkabarettist Michael „Michi“ Dietmayr durfte den Abend mit seinen humorvollen Songs beenden. −Foto: Gilg

Von Franz Gilg

Simbach. Große Begeisterung herrschte wieder einmal bei der Show „Woifes Lokschuppen“ am Sonntagabend. Es gab viel Musik unterschiedlicher Stilrichtungen, Humorvolles in Versen und auch ein paar ernste Momente.

Gastgeber Wolfgang Berger freute sich über mehr als 160 Besucher im großen Saal des Lokschuppens. Lässig, schlagfertig und mit großer Bühnenpräsenz moderierte er den „bunten Abend der Extraklasse“. Diese Bezeichnung in seiner Ankündigung traf durchaus zu. Hier mischt sich Prominenz mit Geheimtipps, Nachwuchstalenten und Personen des öffentlichen Lebens, die viel zu erzählen haben.

„Könnte schlechter sein“ mit irischer Musik



Den Auftakt machte eine Formation aus der Region, die sich bescheiden „Could be Worse“ („Könnte schlechter sein“) nennt. In der Besetzung Mario Unterhuber (Borhrán), Katja Amler (Harfe, Flöten und Gesang), Hannes Nömmer (Gitarre) und Christine Schuldhaus (Geige) spielt sie irische Folkmusik vom Mittelalter bis zur Neuzeit.

Die Band – alles Hobbymusiker – ist seit zweieinhalb Jahren unter der Leitung von Unterhuber zusammen. Die Musik von der „grünen Insel“, routiniert auf Original-Instrumenten vorgetragen, ist einerseits geprägt von Melancholie und romantischen Melodien, kann aber auch „den Punk abgehen“ lassen.

Dass der Ostallgäuer Dialekt auch in Niederbayern verstanden wird, zeigte der Auftritt von Mundart-Poetin Waltraud Mair. Die Dame, seit 40 Jahren verheiratet und mit drei Enkelkindern gesegnet, hat bereits sechs erfolgreiche Bücher veröffentlicht, bestreitet ihr künstlerisches Dasein aber nur nebenberuflich. „De Leit zum Lache bringe“, sei ihr Ziel, wie sie sagt.

Gereimte Alltagsgeschichten



Kostproben aus ihren gereimten Alltagsgeschichten gab es im Anschluss. Den einen oder anderen Spezialausdruck übersetzend erzählte Waltraud Mair über Begebenheiten, die harmlos beginnen und in zielgenauen Pointen gipfeln. Da geht es beispielsweise um ein niedliches Vöglein, das sich auf einer Salatschüssel niederlässt und den Inhalt plötzlich mit seinem Schiss würzt. Oder um eine Röntgenbrille, die schon nach einer Stunde nicht mehr funktioniert, weil die nackten Menschen, die man betrachtet, wirklich nichts anhaben. Oder um Papst Benedikt, der bei seinem Deutschlandbesuch selbst das Steuer des Wagens übernimmt und prompt geblitzt wird. Höhepunkt des Auftritts der Autorin aber war die ausführliche Schilderung eines Wellness-Wochenendes, das vor allem für den Ehemann ein wahrer Horrortrip wurde.

Notfallseelsorge: „Oft hilft auch beten“



Nach so viel Humor wagte Berger einen radikalen Kontrast und begrüßte auf seinem Sofa den regionalen Notfallseelsorger und Traumatherapeuten Dieter Schwibach. Die Zeit reichte nicht aus, um bei diesem ernsten Thema in die Tiefe zu gehen. Man erfuhr beispielsweise, dass Schwibach und sein Team ausgebildete Priester, Pastoral- und Gemeindereferenten sind und im Auftrag der Diözese nicht nur Hinterbliebene, sondern auch Einsatzkräfte betreuen. „Wir sind da, hören zu und geben Tipps“, sagte er und gestand, dass es nicht leicht sei, das Erlebte nachher im Privatleben auszublenden. „Oft hilft auch Beten.“

Weiter ging es mit „Delta Line“. Das Instrumentarium auf der Bühne ließ nur erahnen, dass es sehr laut werden würde. „Delta Line“ besteht aus fünf gestandenen Männern um die 50 in Cowboy-Outfit sowie einer Sängerin, die leider krankheitsbedingt daheim bleiben musste. Man hat sich spezialisiert auf radiotauglichen „Modern Country“, der eher in den Bereich „Country-Rock“ geht. Trucker-Sound, Nummern der Dixie Chicks, aber auch Klassiker wie „Brown Eyed Girl“, das der Woife als Gast-Sänger ins Mikrofon schmettern durfte, kamen zum Vortrag.

Geschichten in Melodien verpackt



Der letzte Künstler war gleichzeitig der Pate dieses Abends: Musikkabarettist Michael „Michi“ Dietmayr, Bestandteil der „Drei Männer nur mit Gitarre“ und Darsteller in der Heimat-Soap „Dahoam is dahoam“. Viele im Publikum befürchteten, er würde nach dem furiosen Auftritt von Delta Line mit seiner Gitarre auf verlorenem Posten stehen, aber Dietmayr bewies das Gegenteil.

Der Entertainer aus Feldmoching, der im früheren Leben Kfz-Mechaniker, Sozial-, Kultur- und Theaterpädagoge war und ein „sprunghaftes Leben“ hinter sich hat, weiß aus 30-jähriger Erfahrung, wie man ein Publikum für sich begeistert. Er kleidet Geschichten in Melodien und erzählt dabei Begebenheiten, die jeder schon mal so ähnlich erlebt hat – alles natürlich extrem überspitzt, wie sich das für Satire gehört.

So schilderte er den Liebesakt mit einer Sächsin, präsentierte Ausschnitte einer fiktiven und keineswegs kindgerechten Kinderweihnachtslieder-CD, machte hörbar, wie sich Mütter bei Fußballspielen ihrer Kinder daneben benehmen und verdeutlichte das Drama, wenn plötzlich kein Bier mehr da ist. Am Ende gab’s dann noch einen netten Mitsing-Refrain fürs Publikum, das Dietmayr mit stehenden Ovationen verabschiedete.