Simbach am Inn
„Weiß-blau-gelbes Weihnachtskonzert“ des Ukraine-Helferkreises in der Gnadenkirche

18.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:08 Uhr

Das Gerdan-Ensemble aus Linz um Sängerin Inna Savchenko bot ukrainische Folklore.

Das „Ukrainisch-bayerische Weihnachtskonzert“ am Freitagabend in der Evangelischen Gnadenkirche in Simbach am Inn sollte für ein paar Stunden die Sorgen der Geflüchteten in den Hintergrund treten lassen. Während draußen leise der Schnee rieselte, gab es im Gotteshaus viel Musik fürs Gemüt.

Die Veranstaltung, bei der auch Spenden gesammelt wurden, hatten der Ukraine-Helferkreis Simbach und die Evangelische Kirchengemeinde organisiert. Alle Künstler traten ohne Gage auf. Und das Interesse war groß: Zu gut zwei Drittel füllte sich der Kirchenraum, überwiegend mit Familien aus der Ukraine, die als orthodoxe Christen heuer ihr Weihnachten in der Fremde feiern müssen.

Stadtrat Stefan Lehner vom Helfer-Team hatte die Idee zu diesem „weiß-blau-gelben Konzert“, wobei die bayerischen Landesfarben aber nicht allzu stark vertreten waren. Dafür genossen es die Kriegsflüchtlinge umso mehr, viele Beiträge in ihrer Sprache zu hören. Damit jeder wusste, was gespielt und gesprochen wurde, kam Snizhana Brosowski als Dolmetscherin zum Einsatz.

Sie und Pfarrer Christian Muschler begrüßten die Besucher und führten durchs Programm. Muschler lobte den „sehr aktiven Helferkreis“ mit seinen vielen Ideen. Er kündigte Musik von Kindern und Profis an, wobei Sängerin Sofia Kyot krankheitsbedingt absagen musste.

Draußen im Flockenwirbel hatte der evangelische Posaunenchor die Besucher begrüßt, während der spitze Kirchturm in den ukrainischen Landesfarben Gelb und Blau bestrahlt wurde. Den Anfang des Programms machte der Unterstufenchor des Tassilo-Gymnasiums mit Band und der Leitung von Petra Enghofer. Er präsentierte Lieder aus dem Weihnachtskonzert der Schule. Dazu zählten beliebte Christmas-Hits von „Winter-Wonderland“ bis „Last Christmas“.

Nach einem „Gloria“ folgte Valeriy Viter. Der 75-jährige Sänger und Maler ist zu Beginn des Krieges aus Kiew geflüchtet und wohnt nun mit seiner Frau in Taufkirchen bei Eggenfelden. In den 70er und 80er Jahren war er mit der Band Kobza unterwegs, danach startete er eine Solo-Karriere und veröffentlichte diverse CDs. Der in seiner Heimat sehr bekannte Künstler sang volkstümliche Schlager – mal rockig, mal sentimental. Mit von der Partie war auch ein Chor aus ukrainischen Kindergartenkindern und Grundschülern. Unter der Leitung von Erzieherin Caroline Lenk hatten sie einen Tanz und ein kurzes Lied einstudiert, das sie ganz souverän auf die Bühne brachten. Es folgte das ökumenische Friedensgebet, vorgetragen von Pfarrer Christian Muschler, dem katholischen Pfarrvikar Biju Varghese und Snizhana Brosowski.

Künstlerischer Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Gerdan Ensembles aus Linz. Es hatte erst kürzlich bei einer Veranstaltung von „Menschen in Europa“ der Verlagsgruppe Passau gespielt und dort auch die Abordnung des Simbacher Helferkreises begeistert. Die Besucher aus der Innstadt nahmen daraufhin Kontakt auf und konnten das Quartett zu einem Konzert in Simbach überreden. Die Künstler präsentierten ukrainische Volksmusik und Weihnachtslieder, modern interpretiert und stimmgewaltig vorgetragen.

Am Ende gab es noch eine Bescherung der besonderen Art. Die Flüchtlinge bedankten sich bei den Helfern mit kleinen Lebkuchen-Herzen, die in einer ukrainischen Konditorei gebacken worden waren. Lena Bielska aus Odessa verteilte sie. Später mischten sich auch das bayerische Christkindl und das ukrainische Schneemädchen Snegurochka unters Publikum. Viele der Gäste blieben noch und genossen die winterliche Stimmung. Denn nach dem Konzert konnte man bei Glühwein und Lagerfeuer den wunderschönen Abend noch ausklingen lassen.

Unter den Gästen waren auch Bürgermeister Klaus Schmid, Direktor Edgar Nama vom Tassilo-Gymnasium und Gerti Stinglhammer, Leiterin des Jugend- und Seniorenbüros der Stadt.

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