Totenschädel, Hölle und klingender Altar
Tag des offenen Denkmals im Landkreis Rottal-Inn

11.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:31 Uhr

Mit viel Sachkenntnis erläuterte Stadtführer Werner Nagel (rechts) den Besuchern des „Tag des offenen Denkmals“ das Innenleben der St. Anna-Kapelle in Eggenfelden. −Fotos: tz

Der Tag des offenen Denkmals, der jährlich im September in ganz Deutschland durchgeführt wird, soll Geschichte anhand von Gebäuden und anderen Denkmälern spannend erzählt und erlebbar gemacht werden. Im Landkreis Rottal-Inn gelang das in diesem Jahr besonders gut, denn tatsächlich konnten die Besucherinnen und Besucher sogar Einblick in Geheimnisse bekommen, die selbst geschichtsinteressierten Bürgerinnen und Bürgern nur selten bekannt sind.

Spannend und geheimnisvoll ging es schon los vormittags an der St. Anna-Kapelle, dem kleinen Kirchlein neben der großen Eggenfeldener Stadtpfarrkirche. Stadtführer Werner Nagel hatte Einiges zu bieten beim sehr gut besuchten Rundgang durch die kleine Kirche, die nach dem Krieg übrigens schon als Klassenzimmer, als Mülllager und für viele andere Zwecke genutzt wurde – nur nicht mehr als Sakralraum.

Doch seit einigen Jahren ist die Kapelle aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, ihr kulturhistorischer Wert wurde erkannt. Die interessanten Fresken im Inneren wurden entdeckt, als man die Wand sanieren wollte und plötzlich ein große Flächen mit Bildern erschienen, die direkt auf den ersten Putz gemalt wurden vor mehreren Jahrhunderten.

„Karrner“: Gebeinhaus in der St. Anna Kapelle



Dass es im Kirchlein noch einen so genannten „Karrner“ gibt, auch das war vielen Teilnehmern der Führung nicht bekannt. Es handelt sich dabei um ein Gebeinhaus. Denn in früheren Zeiten lag der Friedhof rund um die Stadtpfarrkirchen. Ein Grab durfte aber nur einmal belegt werden, Familiengräber waren untersagt. Wenn also ein Grab gebraucht wurde, dann musste ein anderes, altes Grab weichen. Die Knochen und Totenschädel wurden im Karrner gestapelt, so dass sie zumindest noch in geweihter Umgebung lagen. Ein leichtes Gruseln war schon dabei, als Werner Nagel das alles erzählte, den Blick auf die ordentlich gestapelten Knochen und Schädel aus lange vergangenen Zeiten ließ sich aber niemand nehmen.

Als Höhepunkt präsentierte Werner Nagel dann ein letztes Geheimnis der Kapelle: der Altar wurde 1988 vom bekannten Eggenfeldener Bildhauer Josef Michael Neustifter geschaffen und er hat eine „klingende Besonderheit“. Weil die Kapelle keine Glockenturm mehr hat, hat der Künstler eine besondere Technik entwickelt. Drückt man auf bestimmte Punkte der Altarplatte, dann ertönt Glockenklang aus dem Inneren des Altars heraus.

Woher stammt der Name „Höllmühle“?



Interessant war auch der Besuch in der „Höllmühle“ in Hebertsfelden. Dort steht der historisch wertvolle Bauernhof, in dem heute die Familie Rolle lebt. Die Besucher kamen am Tag des offenen Denkmals bis aus Oberbayern, nicht zuletzt, um zu erfahren, woher der Name des Weilers kommt. In einem erfolgreichen Buch über unheimliche Plätze in Ostbayern ging es auch um dieses Thema. Bewohner Christian Rolle hatte sich genau informiert und konnte in einem interessanten Vortrag berichten, dass der Name wohl ganz einfach auf die Müllerfamilie Höll zurückzuführen ist, die im 17. Jahrhundert hier urkundlich erwähnt wurde.

„Die Sage, dass dieses Gehöft direkt über der Hölle errichtet wurde, ist also tatsächlich eine Sage, aber eine durchaus spannende“, so Christian Rolle, der sich über das große Interesse der Besucherinnen und Besucher freute.

Fast schon Tradition hat beim „Tag des offenen Denkmals“ ein Besuch in der Prühmühle der Familie Rösner in Gern. In diesem Jahr kamen mit Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl und Bezirksheimatpfleger Maximilian Seefelder zwei besonders interessierte Gäste. Mühlenchefin Jutta Rösner, die aus der Müllerfamilie stammt, führte beide durch die Mühle, die immer noch voll funktionstüchtig ist. Dr. Pröckl dankte der Familie Rösner für ihren großen Einsatz beim Erhalt des Gebäudes und seines Innenlebens.

Vierseithof Denharten: prächtige Rosen im Bauerngarten



Einen Besuch stattete Bezirksrätin Mia Goller dem Anwesen Denharten bei Tann ab, dessen gelungene Sanierung bereits mit einem Kulturpreis gewürdigt wurde. Heute leben hier Theresa und Damian Hartmann. Vor allem der der Gartenleidenschaft und dem „grünen Daumen“ von Theresa Hartmann ist es zu verdanken, dass hier in diesem Jahr bereits der „Tag der offenen Gartentür“ eröffnet wurde.

Es handelt sich um einen klassischen, geziegelten Vierseithof im hervorragenden Zustand, davon konnten sich viele Besucherinnen und Besucher überzeugen. Besonders bestaunt wurden die prächtigen Rosen und der schön angelegte Bauerngarten, das Ambiente fanden viele Bescher „ganz bezaubernd“.

− tz