Pleite gegen Schlusslicht
„Spaß am Handball fehlt“: Frust pur – Simbachs Handballer sind deutlich angezählt

22.01.2024 | Stand 22.01.2024, 9:43 Uhr

Kann die Niederlage nicht fassen: Simbachs Jonas Hennersberger nach dem 26:29 gegen den HBC Nürnberg. − Foto: Alex Schmadel

Sirene, Spiel aus, Totenstille: Nach dem Abpfiff des Spiels zwischen den Handballern aus Simbach und Nürnberg wurde es binnen eines Augenschlags mucksmäuschenstill in der voll besetzten Richard-Findl-Halle, auf der Anzeigetafel leuchtete nur das frustrierende 26:29, das die Niederlage der Gastgeber gegen den Tabellenletzten unwiderruflich dokumentierte. Und damit konnte der Bayernliga-Aufsteiger erneut nicht den so ersehnten ersten Heimsieg feiern – Frust pur, die TSV-Handballer angezählt.

Denn alle Fans und wohl auch alle TSV-Spieler fragten sich wohl innerlich: Gegen wen sollen wir denn überhaupt gewinnen, wenn nicht gegen das Schlusslicht, das bislang in 13 Partien gerade einmal zwei Pünktchen zustande gebracht hatte? Minutenlang kauerten Josef & Co. am Ergebnis, während ihre Gegner auf der Platte einen Veitstanz aufführten und in ihrer Kabine mit dem Ballermann-Abräumer „Der Zug hat keine Bremse“ empfangen wurden.

„Da gibt‘s eigentlich nix zu sagen“

Derweil rangen die Blau-Gelben um Worte. „Da gibt‘s eigentlich nix zu sagen“, sagte Lukas Eichinger, der mit sechs Toren zwar zu den besten Torschützen des Abends gehörte, der aber auch nicht wirklich sein wahres Können auf die Platte bringen konnte. Trainer Sepp Schimpf saß derweil in einem dunklen Raum im Kabinentrakt, um die Niederlage ohne äußere Störeffekte analysieren zu können. „Wir haben gut trainiert und so eine Leistung hat sich nicht abgezeichnet“, sagte Schimpf, um dann konkret zu werden: „Uns hat der Spaß am Handball gefehlt.“

Aber warum fehlt den Innstädtern die Freude am Sport? Nach einer mehrwöchigen Winterpause? Eine richtige Antwort fand der Coach darauf nicht, zumal das Feld am Samstagabend bestellt war. Im Match zuvor hatten die Simbacher Damen mit einer berauschenden Leistung ihre Gegnerinnen mit 19 Toren (!) Unterschied von der Platte geputzt, die Stimmung unter den 300 Fans geradezu euphorisch. Doch schon in den ersten Sekunden der Herren-Partie wurde allen klar: Das wird keinen Freudenfest, zu nervös agierten beide Teams, zu unstrukturiert wirkten die Angriffe, zu unkonzentriert wurden die ersten Bälle aufs Tor geworfen. So dauerte es geschlagene fünf Minuten – beim Handball eine verhältnismäßig lange Zeitspanne –, bis das Tornetz zum ersten Mal zappelte. Eichinger hatte per Siebenmeter getroffen, Jan Syrinek legte 20 Sekunden später zum 2:0 nach.

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Ruhe und Sicherheit brachte dies unterdessen nicht ins TSV-Spiel. Bis zur Pause blieb das Match fahrig, fehlerbehaftet und hektisch. Zu Beginn der 2. Hälfte stellte Trainer Schimpf die Deckung um, beorderte mit David Kopp und Jonas Hennersberger zwei zupackende Handballer in die Abwehr-Mitte – dieser Plan ging nicht auf, denn zunächst kassierte Hennersberger eine Zwei-Minuten-Strafe und dann in schöner Regelmäßigkeit Kopp. „Wir hatten eigentlich besprochen, dass wir die Gegenspieler nicht zu Boden reißen“, sagte Trainer Schimpf, ohne allerdings einen Spieler namentlich zu kritisieren oder ihm einen Vorwurf machen zu wollen. Denn: „Jeder möchte ja sein Bestes geben.“

Zur Verunsicherung der Akteure einer zunehmend hektischen Partie trugen auch die Unparteiischen Petronela Richter und Ulrich Grimm (HC Cadolzburg) bei. Nur ein Beispiel: Gut fünf Minuten vor Ende zeigten sie noch drei Pässe wegen Zeitspiels für Simbach an, pfiffen aber dann überraschend nach zwei Pässen ab. Das passte ins Bild, letztlich war ihre Leistung für den Simbacher Misserfolg jedoch nicht entscheidend – so sah’s auch TSV-Coach Schimpf. Und sein Gegenpart hatte zum Auftreten der Schiedsrichter „seinen Lieblingssatz“ in petto: „Die Schiedsrichter haben viel weniger Fehler gemacht als beide Mannschaften.“

So nahm das Unheil seinen Lauf und spätestens mit der dritten Zeitstrafe für David Kopp (58:19) beim Stand von 26:28 war das Ding durch, final hieß es 26:29 – Stille im Raume, ausgelassene Freude bei den Nürnbergern. Auf der Gegenseite regierte dagegen der Frust: „Wir müssen das Spiel abhaken und dürfen die Flügel nicht hängen lassen“, sagte TSV-Coach Schimpf, der erstmals auch einen Blick voraus wagte: „Wenn‘s am Ende nicht zum Klassenerhalt langt, dann langt’s halt nicht.“ Daher gilt nun schonungslose Selbstreflexion: „Jeder muss jetzt erkennen, was er besser machen − und vielleicht gelingt uns das ja schon nächste Woche in Allach.“

Für den TSV Simbach spielten: Tor: Stefan Babisch, Moritz Voll; Feld: Thomas Klampfer, Lukas Eichinger (6/1), Matthias Schimpf (4), Mark Bäumler, Jonas Hennersberger, Tobias Schimpf (2), Jan Josef (7/2), Janic Katzhuber, Jan Syrinek (6), Tobias Plaza, Fabian Schwibach (1), David Kopp.