1000 Menschen für Demokratie
So bunt war die Demonstration gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus in Simbach

25.02.2024 | Stand 26.02.2024, 9:07 Uhr

Rund 1000 Teilnehmer füllten den Kirchenplatz. Viele hatten Fahnen und Plakate dabei. − Fotos: Heiß/Gilg

Fahnen wehen in der leichten Frühlingsbrise, fröhliche Menschen recken Plakate mit klaren Botschaften in die Höhe. Kinder, Erwachsene und ganze Familien: Knapp 1000 Menschen sind am Sonntag auf den Simbacher Kirchenplatz (Landkreis Rottal-Inn) gekommen, um bei der Demo von „Simbach ist bunt, Braunau ist bunt“ für Demokratie einzustehen.

„Ein positives, starkes Signal gegen Rechts“ wollen die beiden Organisatoren Marc Pierburg und Yvonne Stadler senden, sagen sie vor Beginn der Demonstration. Vier Wochen vorher schon hatten sie mit den Planungen begonnen. Pierburg begrüßte dann zu Beginn „den ganzen Simbacher Stadtrat mit einer Ausnahme“. Er habe lange auf den Fall der Maske der AfD gewartet – das sei nun passiert.

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AfD „spaltet und schürt Ängste“



Die Partei schaffe es immer mehr „zu spalten und Ängste in der Bevölkerung zu schüren“. Die AfD beherrsche die Täter-Opfer-Umkehr wie einst die Nazis und Hitler im Dritten Reich. Umso mehr freute sich der Organisator, dass so viele den Weg auf den Simbacher Kirchenplatz gefunden hatten, „um gegen Rechts und für die Demokratie einzustehen“.

Die Demo war als bunte Veranstaltung mit Reden und musikalischen Auftritten geplant. Den Anfang machte Florian Stadler mit ehemaligen Mitgliedern der Band „The Unduster“. Sie spielten ihr Lied „Mensch bleiben“, welches Stadler zu seinen Eindrücken als Helfer während der Flüchtlingskrise 2015 geschrieben hatte. „Leider wurden Hass und Hetze nicht weniger, sondern haben noch mehr den Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden.“

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„Das haben Menschen 1933 auch gedacht“



Dr. Bernhard Großwieser (CSU) als 2. Bürgermeister ging in seiner Ansprache auf die kürzlich veröffentlichte Correctiv-Recherche ein. Die AfD wolle alle ausweisen „die nicht bereit sind, ihren faschistischen Weg mitzugehen“. Die Demo zeige aber, „dass wir bereit sind, unsere freie und vielfältige Gesellschaft zu verteidigen“. Man dürfe nicht denken, dass alles nicht so schlimm werde, denn „das haben die Menschen 1933 auch gedacht“. Bürgermeister Klaus Schmid war privat zur Demo gekommen. Er betonte: „Ich stehe heute für die Demokratie ein.“

Mit dabei waren auch „Herbert und Schnipsi“, alias Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger. Es sei wichtig miteinander zu reden, begründete Meilhamer das Kommen des Duos schon vor Beginn. „Es ist schön, so viele verschiedene politische Richtungen auf einem Platz zu sehen.“ Man müsse sich nicht immer alles gegenseitig um die Ohren hauen. Zuerst spielte Meilhamer alleine die bayerische Version von Louis Armstrongs Klassiker „What a wonderful world“ (Herrgott, is de Welt sche). Dann kam auch seine „Schnipsi“, Claudia Schlenger, auf die Bühne, die gleich „hier schaut es so toll aus, so bunt“ den Demonstranten zurief. Gemeinsam spielten sie dann das eigens komponierte Lied „Wir leben alle auf einer Kugel“.

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Rechtsextreme Konzepte sind unchristlich



Eindringliche Worte fanden auch der katholische Stadtpfarrer Joachim Steinfeld und sein evangelischer Kollege Christian Muschler. Erstgenannter mahnte, dass man „sich nicht durch Nichtstun zu Komplizen machen darf“. Rechtsextreme Konzepte seien extrem unchristlich. Muschler erinnerte an Gräueltaten währen des Nazi-Regimes, die„ganz bestimmt kein Vogelschiss sind“. Die AfD-Ideologie wende sich gegen Menschen in der Mitte der Gesellschaft. „Stehen wir auf gegen alle Versuche, völkisches Denken zu etablieren und die Träume der ewig Gestrigen.“

Sichtlich beeindruckt waren die Demonstranten vom stimmgewaltigen Auftritt der 18-jährigen Diana Fattah-Schademann. Sie sang „Creep“ von Radiohead sowie ein persisches Volkslied. Im Gespräch sagte sie, dass sie „mithelfen will, sich für die Demokratie zu zeigen“. Es sei schön, dass bei der Demo alle so zueinanderfinden.

Demonstration bleibt friedlich

Simbachs Streetworkerin Karina Weiß blickte auf ihren Berufsalltag. Eins vereine alle Gruppen: das Ziel, die eigenen Träume zu verwirklichen und respektvoll behandelt zu werden. Für die „queere“ Gesellschaft sowie die LGBTQI-Bewegung stand Aktivistin und Poetry-Slammerin Lou Paulsen auf der Bühne. Sie erzählte die Geschichte eines bisexuellen Mädchen, welches dafür kämpft, dass „auch sie in Frieden leben“ kann – ohne ausgegrenzt zu werden.

Musikalisch umrahmten außerdem Franz und Lukas Peh mit dem Titel „Trottel“ sowie ehemalige Mitglieder von Heavy Load (Dodo, Rudi und Manni) mit Bob Dylans „Blowin’ in the Wind“ und Joan Baez’ „We shall overcome“ die Veranstaltung.

Die Polizei sprach auf Nachfrage von einer Demo ohne Zwischenfällen. Die Besucherzahl schätzte sie auf rund 1000 Teilnehmer.