Nach Kritik an Plänen
So bewerten MdL Wagle (CSU) und MdL Schießl (FW) die geplante Unterrichtsreform an Grundschulen

13.03.2024 | Stand 13.03.2024, 16:21 Uhr

Die beiden MdLs Werner Schießl (FW; links) und Martin Wagle (CSU).

Mehr Mathe und Deutsch, weniger Kunst und Musik – diese Neugewichtung an Grundschulen wird heftig diskutiert. Die beiden Landtagsabgeordneten Martin Wagle (CSU) und Werner Schießl (FW)aus Rottal-Inn beziehen in Pressemitteilungen Stellung zu der geplanten Unterrichtsreform.

Wagle: „Musische Bildung nicht vernachlässigen“



In der aktuellen Diskussion um die Gewichtung der Schulfächer in den Grundschulen warnt MdL Martin Wagle in einer Pressemitteilung vor pauschalen Stundenreduzierungen oder Zusammenlegungen bei den Fächern Musik, Kunst und Werken. Er befürchte eine Abwertung der Kreativfächer mit negativen Auswirkungen für die Kinder und die Gesellschaft als Ganzes.

„Defizite in Deutsch und Mathe müssen natürlich dringend ausgeglichen werden“, so Wagle. Die Herausforderungen aufgrund hoher Migrationsquoten und der Nachholbedarf aus der Coronapandemie dürften allerdings nicht dazu führen, dass ganze Jahrgänge in ihrer musischen Bildung eingeschränkt werden, fordert der MdL. Vielmehr solle noch stärker die Möglichkeit bestehen, dass Schülerinnen und Schüler hier nach ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden können. „Als Freistaat müssen wir die Lehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler dabei mehr unterstützen“, so der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion.

„Eines der obersten bildungspolitischen Ziele liegt darin, die individuellen Talente der Kinder erkennbar zu machen und bestmöglichst zu fördern“, erklärt Wagle. „Und dazu gehören auch die musikalischen, künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten. Sie sind Teil unserer Kultur, und ihre Förderung ist zurecht als Auftrag in der bayerischen Verfassung festgeschrieben“, stellt er fest und betont dabei: „In den Grundschulen sitzen auch die Musikerinnen und Künstler von morgen.“

„Musische Aktivitäten stellen zudem eine bedeutende Grundlage für das Lernen dar und helfen Kindern bei jedem weiteren Kompetenzerwerb“, macht Wagle deutlich. So unterstütze beispielsweise das Singen und Musizieren beim allgemeinen Spracherwerb, und das Zeichnen und Werken fördere unter anderem das räumliche Denken. „Die Förderung dieser Fähigkeiten muss deshalb immer wichtiger Bestandteil aller staatlichen Bildungsbemühungen sein“, sagt Wagle. „Aus genau diesen Gründen habe ich mich auch als Stadtrat oder 2. Bürgermeister stets für den Musikunterricht stark gemacht“, fügt er hinzu.

Der Vorstoß der bayerischen Kultusministerin sei deshalb noch diskussionswürdig. Genauso müssten auf jeden Fall weitere Maßnahmen, wie verpflichtende Sprachtests und gezielte Sprachförderung bereits vor der Einschulung ins Auge gefasst werden, um das notwendige Sprachniveau zu erreichen, so Wagle.

Schießl: Alarmismus vermeiden und Möglichkeit zur Flexibilisierung nutzen



„Ich halte den Abgesang auf das Kulturland Bayern für leicht überzogen“, heißt es in einer Pressemitteilung von MdL Werner Schießl mit Blick auf die derzeitige Debatte zur Reform der Stundentafel in den Grundschulen, bei der Kritiker vor allem das Fach Musik bedroht sehen.

„Wir bekommen seit Jahren wenig zufriedenstellende Ergebnisse bei nahezu allen Bildungsvergleichen in den Basiskompetenzen. Zudem hat sich die Zusammensetzung der Grundschulen deutlich verändert, der Anteil von Kindern von Eltern mit Migrationshintergrund und ohne Deutsch als Muttersprache ist massiv gestiegen. Wenn wir davor weiter die Augen verschließen, bekommen wir in wenigen Jahren spätestens bei der Berufs- und Studienqualifikation die Quittung“, ist Schießl überzeugt.

Er begrüßt daher, dass sich FW und CSU auf mehr Deutsch und Mathematik an Grundschulen geeinigt haben. „Wenn die Stundenzahl nicht steigen soll, dann muss man von den Neigungsfächern etwas hin zu den Basisfächern umverteilen“, sieht Schießl die logische Konsequenz. Sport bleibt zudem ausgenommen.

Über die dritte Religionsstunde hätte man mit den Freien Wählern reden können, da sei aber bei der CSU und Ministerpräsident Söder nichts zu machen gewesen, wie Schießl hinzufügt. Ihm sei wichtig, zu betonen, dass alle künstlerischen Fächer weiter mit eigenem Profil unterrichtet werden. „Es wird nicht zusammengelegt, sondern den Schulen je nach Profil und Ressourcen ermöglicht, Entscheidung zu treffen, was sie wie umfassend anbieten können und wollen. Eine Schule mit vielen begeisterten Musiklehrern und einer intakten Chorlandschaft wird hier im ländlichen Raum kaum kürzen. Hier ist eher mit Frühenglisch und dem Wegfall der Flexibilisierungsstunde zu rechnen“, vermutet Schießl.

Abgesehen davon habe Bayern ein sehr dichtes und stabiles Netz an Musikschulen und Musikvereinen mit sehr hohen Förderkulissen seitens des Staates vorzuweisen. Wer also in der Schule Lunte gerochen habe, der könne sich in seiner Freizeit bei einer Fülle von Angeboten musikalisch austoben, ist Schießl sicher. Auf eine eher kleine, aber doch notwendige Reform nun mit Alarmismus und zum Teil Falschbehauptungen zu reagieren, erachtet der Abgeordnete als wenig zielführend und ruft daher zur Mäßigung statt der Verbreitung überzogener Schreckensszenarien auf.

− red