Bayerbach
Sebastian Winbeck: Auch mit 85 keine Spur von Ruhestand

12.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:41 Uhr

Sebastian Winbeck feierte 85. Geburtstag. Glückwünsche überbrachte auch Bayerbachs Bürgermeister Günter Baumgartner. −Foto: Gröll

Tagelang haben sich die Gratulanten die Klinke in die Hand gegeben, denn Sebastian Winbeck hat 85. Geburtstag gefeiert. Auch Bürgermeister Günter Baumgartner kam vorbei und bewunderte und würdigte die Lebensleistung des Jubilars und der ganzen Familie.

Nein, das Wort „Ruhestand“ scheint Winbeck gar nicht zu kennen. Wie eh und je begrüßt er in der Wirtsstube die Gäste, bringt sie zum Tisch, findet für jeden ein freundliches Wort und zapft hinter der Theke Getränk um Getränk – so auch gerade einen „Schnitt“ für eine Golfergruppe, die eben für ein Neujahrstreffen zur Tür hereingekommen ist. Ganz klar: Der Gast hat Vorfahrt – man kennt es nicht anders im und vom schmucken Landgasthof, der wie das Karpfhamer Fest, das mit dem Namen Sebastian Winbeck untrennbar verbunden ist, ebenfalls zum Synonym für Rottaler Gastlichkeit geworden ist.

Die Leistungen ums „Karpfhamer“ dokumentiert schon die große Ehrenurkunde im Eingangsbereich des Landgasthofs, die den Jubilar als Ehrenvorsitzenden des Festvereins ausweist. Hinzu kommen hohe Verdienste in der Pfarrei und der Kommune – und natürlich rund um den Tourismus in Bad Birnbach und Bayerbach. Ohne Zweifel zählt die Familie zu den Wegbereitern des Fremdenverkehrs in der Region, Sebastian Winbeck avancierte zum Grandseigneur des Tourismus.

Doch der Reihe nach. Das Licht der Welt erblickte er nicht im Rottal, das er so prägte, sondern in Egstetten bei Simbach am Inn. Dort wuchs er auf und dort ging er zur Schule, bis sein Vater einen Hof pachtete. Es ging nach Reut, wo Sebastian Wimbeck zunächst weiterhin die Schule besuchte und später auf dem Hof mitarbeitete. Was folgte, war eine landwirtschaftliche Lehre und der Besuch der Landwirtschaftsschule. Winbeck ging später für die Firma Jäger in Pfarrkirchen in den Außendienst und arbeitete für einen Futtermittelbetrieb, ehe er die Branche wechselte und in einen Landmaschinenbetrieb kam. Dies sollte für lange Zeit Teil seines Berufslebens bleiben.

Ins Rottal zog es den „Winbeck Wast“ schließlich der Liebe wegen. 1965 führte er seine Frau Martha vor den Traualtar und Holzham wurde zu seiner neuen Heimat. Der dortige Landgasthof war damals schon längst mit dem Karpfhamer Fest verbunden. 1969 betrat Sebastian Winbeck diese Bühne. Da gehörte die Familie Winbeck/Mittendorfer aus Holzham schon ein halbes Jahrhundert zum Festgeschehen. Das nächste halbe Jahrhundert sollte der Jubilar prägen wie kein anderer. 1972 übernahm er das Ruder des Festvereins und gab es nach 47 höchst erfolgreichen Jahren an seinen Nachfolger weiter.

1973 wurde in Birnbach gebohrt, und auch in Griesbach fand man Thermalwasser – der Startschuss für die touristische Entwicklung in der Region. „Wir haben uns Gedanken gemacht“, verriet der Seniorchef der Heimatzeitung einmal bei der Ehrung von langjährigen Gästen, denn: „Am Ende hätten die Kinder irgendwann gesagt: Da ist ein Zug vorbeigefahren und ihr seid nicht mitgefahren.“

Politik, Pfarrei und Feuerwehr

So leistete Sebastian Winbeck mit seiner Familie auch hier ganze Arbeit. Der Landgasthof gilt seit Jahrzehnten als Vorzeigebetrieb und genießt nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei den Einheimischen hohes Ansehen. Auf Qualität wurde stets höchster Wert gelegt, immer wieder wurde renoviert und investiert.

Kommen wir zum Ehrenamt, für das Sebastian Winbeck neben der vielen Arbeit und der Familie auch Zeit fand. Von 1990 bis 1996 war er Gemeinderat in Bayerbach, weit mehr als 20 Jahre saß er im Pfarrgemeinderat, davon 14 Jahre davon als Vorsitzender. Sein Einsatz um den Erhalt der Kapelle in Holzham ist unvergessen. 1985 wurde die einst dem Verfall preisgegebene Kapelle renoviert. In vorderster Reihe arbeitete Sebastian Winbeck mit.

Wahrhaft stürmische Zeiten erlebte er in der Kommunalpolitik. Er war zwar Gründungsmitglied der CSU in Bayerbach, wechselte aber später zur UWG und führte deren Ortsverband jahrelang als Vorsitzender an. Auf stolze 28 Jahre brachte er es als Vorstand bei der Feuerwehr Kindlbach. Diese Liste ist nur ein Ausschnitt und ließe sich beinahe nach Belieben fortsetzen. Für all seine Verdienste erhielt Sebastian Winbeck bereits 2002 die Bayerbacher Ehrennadel, seinerzeit aus den Händen von Franz Hager, und 2019 die Bürgerplakette, die ihm Josef Sailer überreichte.

− vg