70 Prozent zu schnell
Raserei in Bayerbach: Bürgermeister spricht von „Wahnsinn“

13.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:12 Uhr

Von 1868 Verkehrsteilnehmern, die binnen fünf Tagen im 60 km/h-Bereich in Kindlbach gemessen wurden, hätten 62 ihren Führerschein verloren. Der Bürgermeister ist entsetzt über die Raserei dort. −Foto: Gröll

Die Klagen der Anwohner sind bekannt: Immer wieder heißt es, dass in Kindlbach viel zu schnell gefahren wird. Und die jüngsten Messungen haben den Beweis geliefert: Es stimmt. Wie sehr dort gerast wird, hat aber dann doch so manchen überrascht.





Bürgermeister Günter Baumgartner sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung von einem „Wahnsinn“, der sich hier abspiele. Die Befürchtungen der Anwohner hätten sich vollumfänglich bestätigt. Die nackten Fakten: Auf der Strecke von Bayerbach Richtung Kindlbach gilt vor der kleinen Ortschaft 60 km/h. In fünf Tagen wurden mit dem mobilen Geschwindigkeitsmessgerät 1868 Verkehrsteilnehmer erfasst. Sage und schreibe 1322 von ihnen waren schneller als 71 km/h, das sind über 70 Prozent. Der Spitzenreiter war mit 125 km/h unterwegs. „62 Autofahrer hätten den Schein abgeben müssen“, erläuterte Baumgartner sichtlich geschockt von diesen Zahlen. Die Daten seien alarmierend.

Dass es noch nicht „gekracht“ hat, dass noch niemand zu Schaden gekommen ist, darf man wohl eher dem Zufall zuschreiben. Die Heimatzeitung hat nachgemessen: Vom Standort des Messgerätes bis zum Beginn der Kurve sind es gut 100 Meter, noch einmal weitere 80, dann wird die Kurve richtig eng und vor allem unübersichtlich. Dazu kommt die Abbiegung nach Holzham, an der viele stehenbleiben und dem Gegenverkehr Vorrang einräumen müssen.

Bei 125 km/h beträgt der einfache Bremsweg _ laut Fahrtschulwissen – 156,25 Meter, der Gefahrenbremsweg, sprich bei Vollbremsung, immerhin noch mehr als 78 Meter. In beiden Fällen ist die Reaktionszeit noch gar nicht eingerechnet. Umso verständlicher sind der Ärger des Bürgermeisters und die zunehmende Angst der Anwohner. Die Straße ist nämlich auf beiden Seiten von Häusern gesäumt, einen Gehweg gibt es nicht.

„Wir müssen das einbremsen“, zeigte sich Baumgartner entschlossen und teilte mit, dass bereits Gespräche mit der Polizei laufen, die Geschwindigkeit dort entsprechend zu kontrollieren. Bis es soweit ist, gilt ein Appell an die Vernunft der Autofahrer: „Die Tempobegrenzungen haben ihren Sinn“, sagte er.

Die Sorgen werden durch eine sich anbahnende Sperrung nicht geringer. Diese betrifft laut Straßenverkehrsbehörde des Landkreises Passau den Bereich Volkertsham – Maierhof. Sie werde voraussichtlich von 3. April bis 22. Juni dauern. Dabei sei Bayerbach wohl von einem erhöhten Verkehrsaufkommen betroffen – und Kindlbach auch.

− vg