Renaturierung in Gstetten
Quarzsand zeigt Wirkung: Freizeit-Zweckverband informiert sich über Erfolg der Gewässer

26.10.2023 | Stand 26.10.2023, 17:13 Uhr

Die Wasserqualität in Gstetten habe sich deutlich verbessert, sagt Gerd Mappes von der Firma NaturSinn (rechts). Doch die Behandlung muss mit der gleichen Intensität weitergeführt werden. − Foto: Gilg

Die Renaturierung des Bade-Gewässers in Gstetten (Landkreis Rottal-Inn) zeigt Erfolge. Das wurde am Dienstag bei einer Besichtigung vor Ort bestätigt. Allerdings benötigt der „Patient“ eine dauerhafte Behandlung, da sonst die „Krankheit“ immer weiter voranschreitet.

Es ist also keine Heilung, sondern eine Therapie, um die Symptome zu lindern, könnte man sagen. Die Rede ist vom Bewuchs mit Algen und anderen Wasserpflanzen, der in den letzten Jahren regelrecht ausgeufert ist. Wäre der Zweckverband Freizeit- und Erholungsgebiet Unterer Inn hier nicht tätig geworden, man hätte den Badebetrieb bald einstellen müssen. Außerdem ist es kein Vergnügen, in einer regelrechten „Krautsuppe“ zu schwimmen.

Die Anlage in Gstetten mit der Liegewiese, dem Kiosk, den neuen Spielgeräten, dem Beachvolleyball-Platz und den Feuerstellen ist ein echtes Vorzeigeobjekt des Zweckverbands. Um nun auch das Wasser wieder klar zu bekommen, hätte man teure Mähaktionen durchführen müssen – mit dem Resultat, dass sich an den Bedingungen für die Pflanzen nichts ändert und sie schnell wieder nachwachsen.

So wandte sich der Zweckverband im Jahr 2021 an die Firma NaturSinn aus Augsburg, die ein biologisches Verfahren anwendet, um das Wachstum in Gewässern nachhaltig einzudämmen. Dazu muss einmal pro Woche auf einem Drittel des Sees ein speziell behandeltes Substrat eingebracht werden. Das erledigen die Wasserwacht und Feuerwehr Kirchdorf von März bis Anfang Dezember mit einem Boot.

Der verstreute Quarzsand und das Diabas-Gesteinsmehl sinken langsam zum Grund. Dabei steigt der Sauerstoffgehalt des Wassers, was gut für die Mikroorganismen ist, denn sie entziehen den Pflanzen und dem Schlamm die Nährstoffe. Mit diesem Verfahren soll die Schlammschicht im Laufe der Jahre abgebaut und sedimentiert werden.

„Im Juni war alles blau und klar“



Gerd Mappes, Baubiologe und Kommanditist der NaturSinn International KG, ist regelmäßig vor Ort und inspiziert den See. Beim Info-Termin mit den Bürgermeistern und Mitarbeitern des Zweckverbandes berichtete er über den Stand der Dinge: „Im Juni war alles blau und klar. Ich konnte keine Pflanzen mehr sehen. Sechs Wochen später, nach Öffnung der Staustufen, ist einiges angeschwemmt worden und an gewissen Stellen gab es auch neues Wachstum.“

Schlechte Nachrichten also? Mappes verneint. Da die Mikroorganismen im Schlamm jetzt verstärkt arbeiten, werden immer wieder Nährstoffschichten frei und es könne zu „Verschlimmbesserungen“ kommen. Aber die seien zeitlich begrenzt. Zwischendurch wurde das herumschwimmende Kraut entfernt und der Bewuchs habe sich – gut gerechnet – um 50 Prozent reduziert. „Der See ist nach wie vor klar. Man sieht den Kies am Grund und der Badebereich war nicht beeinträchtigt.“ Jedenfalls seien ihm keine Beschwerden bekannt geworden.

Kirchdorfs Bürgermeister Johann Springer fragte nach dem Einfluss der klimabedingt erhöhten Wassertemperatur. Sie begünstige natürlich das Wachstum, lautete die Antwort. „Da ist die Natur unerbittlich. Wir wirken aber regulierend ein und können im Notfall die Dosierung etwas erhöhen.“

Markus Schusterbauer, Bürgermeister von Julbach, vermutete, das eingebrachte Mehl könne sich durch das fliesende Wasser über einen größeren Bereich verteilen und damit an Wirkung verlieren. Zu einem bestimmten Grad sei das so, bemerkte Mappes. „Aber jedes Quarzkorn wirkt auch lokal. Der Erfolg auf unserem Teilbereich ist ja sichtbar.“

Maßnahme kostet 35000 Euro pro Jahr



Allerdings hat die Maßnahme auch ihren Preis: Für die letzten beiden Haushalte plante der Zweckverband jeweils 35000 ein. Ab dem Jahr 2024 sollten es nur noch 5000 Euro sein – in der Hoffnung, dass dann die Menge des Quarzmehls deutlich reduziert werden kann. Doch daraus wird nun nichts.

Die Renaturierung läuft seit der Badesaison 2021, also im dritten Jahr. Da für die Grundbehandlung des Gewässers fünf Jahre vorgesehen sind, besteht noch kein Grund zur Sorge. Sollte die Versammlung des Freizeit-Zweckverbands zustimmen, wird der Vertrag mit NaturSinn um ein weiteres Jahr verlängert. Dazu erwartet man ein entsprechendes Angebot. Mappes erklärte auf Nachfrage, die Preissteigerung für das Material liege deutlich unter der Inflationsrate.

Was sich sonst noch auf der Anlage in Gstetten den Sommer hinweg getan hat, wurde im Anschluss besprochen. Diverse Beschädigungen und Verschmutzungen blieben nicht aus. Die neuen Spielgeräte werden rege genutzt. Ob es nötig ist, einen weiteren Volleyballplatz anzulegen, darüber war man sich uneins. Immerhin geht dadurch auch viel an Liegefläche verloren.