AOK fördert Selbsthilfe in Rottal-Inn
Pflegende Angehörige stärker entlasten

16.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:34 Uhr

Fast 50000 Euro für die regionale Selbsthilfearbeit: Stellvertretend für die 50 Gruppenleiter hat Monika Buhl (2. von links) von „Gemeinsam stark gegen Krebs“ den Scheck von den Beiratsvorsitzenden Renate Hebertinger (links) und Edwin Urmann (rechts) sowie von Direktor Richard Kirmaier überreicht bekommen. −Foto: AOK

Die Bedeutung von Selbsthilfegruppen vor dem Hintergrund des „Volksleidens Einsamkeit“, psychischer und chronischer Erkrankungen und Süchten hat mit und nach der Pandemie einen Schub erfahren.

Jetzt hat das ehrenamtliche Beiratsgremium der AOK-Direktion Passau-Rottal-Inn in einer Sitzung im Artrium einstimmig beschlossen, die über 50 regionalen Selbsthilfegruppen mit fast 50000 Euro zu fördern. Ein erheblicher Teil davon fließt an den „Runden Tisch Niederbayern“ der Diakonie, bei dem das Förderwesen verortet ist. Zudem gab die Krankenkasse bekannt, die Beratungsleistungen für pflegende Angehörige erweitert zu haben. Es komme immer häufiger vor, dass ein Familienmitglied daheim gepflegt werde, für die Betroffenen sei dies ein körperlicher wie mentaler Kraft- und Balanceakt, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Entlastungsangebote, Bedürfnisse und Wohlbefinden der pflegenden Angehörigen müssten noch stärker in den Fokus gerückt werden.

2500 AOK-Versicherte werden zuhause gepflegt



Nahezu 2500 Versicherte der AOK in Rottal-Inn werden laut Pressemitteilung derzeit zu Hause gepflegt, davon befänden sich 380 in den höchsten Pflegegraden 4 oder 5. Gerade sie benötigen eine intensivere Pflege. Kommen demenzielle Erkrankungen hinzu, kann auch die psychische Beanspruchung für pflegende Angehörige steigen. Werden die Belastungen zu groß, kann die erweiterte Pflegeberatung helfen.

Gemeinsam mit den AOK-Experten identifizieren die Pflegenden schwierige Pflegesituationen und werden dabei unterstützt, selbstständig Lösungswege zu finden. „Die erweiterte Pflegeberatung soll Überlastungen und Krankheitsphasen bei pflegenden Angehörigen verringern und sie gesundheitlich stärken“, betont Beiratsvorsitzende Renate Hebertinger. „So lassen sich die Chancen verbessern, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld bleiben können.“ Um die Pflegebedürftigen und deren Angehörige kümmern sich die qualifizierten AOK-Pflegeberaterinnen Roswitha Hiebl und Bianca Brauneis. Sie beschreiben in einem individuellen Versorgungsplan den erforderlichen Hilfe- und Unterstützungsbedarf zum Beispiel durch Pflegedienste, Selbsthilfegruppen, Kommunen oder Sozialamt.

Die Pflegeexperten begleiten die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen und unterstützen auf Wunsch auch bei organisatorischen Dingen. So helfen sie beispielsweise beim Ausfüllen von Antragsformularen oder stellen den Kontakt zu gewünschten Leistungsanbietern her. Sie beraten Angehörige der Pflegebedürftigen zu Hause, per Telefon oder in der Geschäftsstelle.

17 Prozent mehr Adipositas Diagnosen bei Jugendlichen



Der Beirat hat zudem einen Blick auf die im Allgemeinen zum Übergewicht tendierenden Gesellschaft geworfen und sich mit Präventionsansätzen in Kindergarten, Schule, Kommune und Unternehmen beschäftigt. Zwischen 2018 und 2021 verzeichne die AOK Bayern einen deutlichen Anstieg des behandlungsbedürftigen Übergewichts. Die Adipositas, also starkes Übergewicht, sei in den vergangenen vier Jahren bei den erwachsenen Versicherten bayernweit um rund vier Prozent und bei den versicherten Kindern und Jugendlichen um 13,5 Prozent angestiegen. In Bayern seien 2021 knapp 14,2 Prozent der erwachsenen AOK-Versicherten sowie 4,8 Prozent der Versicherten im Kindes- und Jugendalter stark übergewichtig gewesen. Ganz ähnlich sähe es in Rottal-Inn aus. 2021 stellten die behandelnden Ärzte laut AOK bei 13,7 Prozent der erwachsenen AOK-Versicherten die Diagnose Adipositas, bei den Kindern und Jugendlichen waren es 3,8 Prozent.

Seit 2018 zeichne sich ein negativer Trend ab. Das bedeute bei den Erwachsenen zwischen 2018 und 2021 ein Plus von 8 Prozent der Patienten mit Adipositas, bei den Kindern und Jugendlichen ein Plus von sogar 17 Prozent. „Die Weichen für eine Adipositas werden meist schon im frühen Kindesalter gestellt“, meint Hebertinger. Die AOK engagiere sich deshalb mit verschiedenen Programmen, die bei Kindern und Jugendlichen die Gesundheitskompetenz für gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung fördern sollen. Prävention und Vorsorge werden demnach künftig eine noch größere Rolle spielen.

− red