Kinder und vegane Ernährung
Ökotrophologin Simone Heilmeier aus Triftern im PNP-Gespräch

04.03.2024 | Stand 04.03.2024, 17:48 Uhr
Celina Eckert

Simone Heilmeier hat Ernährungswissenschaften studiert und ist selbst Mutter von drei Kindern − Foto: Eckert

Ob vegan, vegetarisch, Keto oder Paleo, Ernährungstrends erleben gerade eine Hochkonjunktur. Bei der Frage, welche Diät die Richtige ist, gehen die Meinungen stark auseinander. Besonders bei der Kinderernährung scheiden sich die Geister, denn für eine gesunde Entwicklung braucht es eine ausgewogene Kost.

Wie diese aussehen kann, erklärt Simone Heilmeier (49) in ihrem Online-Vortrag „Kinderernährung: Geht das auch vegetarisch oder vegan?“ Ins Leben gerufen wurde dieser vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landau-Pfarrkirchen. Die PNP hat mit der Ökotrophologin aus Triftern über Veganismus bei Kleinkindern gesprochen.

Frau Heilmeier, wie sehen Sie als Ökotrophologin eine vegane Ernährung bei Kleinkindern?
Simone Heilmeier: Eine komplett vegane Ernährung ist wissenschaftlich nicht zu empfehlen. Vegetarisch ist in der Regel kein Problem, da die wichtigen Nährstoffe, die in Fleisch, Wurst und Fisch erhalten sind, meist auch durch andere tierische Produkte wie Milch oder Käse aufgenommen werden können.

Und das geht beim Veganismus nicht?
Heilmeier: Nein, mit einer rein veganen Ernährung werden Kleinkinder nicht adäquat mit wichtigen Nährstoffen wie Zink, Calcium, Eisen oder Jod abgedeckt. Das Vitamin B12, welches vor allem in tierischen Produkten enthalten ist, ist meist eine Supplementierung in Form von Kapseln oder Tropfen erforderlich, natürlich immer in Absprache mit einem Kinderarzt.

Was passiert, wenn Kleinkinder nicht ausreichend mit diesen Nährstoffen versorgt werden?
Heilmeier: Es können Mangelerscheinungen entstehen, die die Entwicklung, besonders das Wachstum der Kinder und den allgemeinen Gesundheitszustand negativ beeinträchtigen können.

Und wenn Eltern trotz dieser Risiken ihr Kind vegan ernähren wollen?
Heilmeier: Wenn jemand sein Kind wirklich vegan ernähren möchte, dann wird er das auch tun. Da bringt es nichts, den Veganismus zu verteufeln. Wichtig ist, dass ausreichende Mikronährstoffe eingenommen werden. Entweder durch Lebensmittel oder durch Supplemente. Eltern müssen sich vorher sehr gut zu dem Thema informieren. Daher rate ich allen Eltern, die ihr Kind vegan ernähren wollen, eine fachärztliche Meinung und die Unterstützung einer qualifizierten Ernährungsberatung hinzuzuziehen.

Was ist für Sie bei der (Klein-) Kinderernährung wichtig?
Heilmeier: Die Mischung macht’s. Es ist nichts verkehrt daran, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorn in den Vordergrund zu stellen, aber es sollte hin und wieder auch ein Joghurt oder Käse angeboten werden, um die wichtigsten Mikronährstoffe abzudecken.

Was ist mit pflanzlichen Alternativen?
Heilmeier: Pflanzliche Alternativen wie etwa Hafermilch erhalten nicht die gleichen Nährstoffe wie tierische Milch. Das kann man nicht eins zu eins ersetzen.

Was sagen die Teilnehmer Ihres Online-Vortrages über Ihre Empfehlungen?
Heilmeier: Bis jetzt habe ich von den Teilnehmenden immer nur positive Rückmeldungen erfahren. Bei mir nehmen nicht nur Eltern teil, es sind auch immer wieder Großeltern oder Tagesmütter mit dabei.


Der nächste Online-Vortrag findet am Freitag, 8. März um 9.30 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen sind unter www.weiterbildunq.bayern.de möglich.