Mahnung zum Frieden
Neue Ausstellung im Glasbau: Walter Raums erschütternde Wund-Bilder erzählen vom Krieg

11.03.2024 | Stand 11.03.2024, 16:41 Uhr

Vor zwei dunklen Torsi von Walter Raum (1923-2009) in der Glasbaugalerie versammelten sich (von links) Sohn und Laudator Dr. Tobias Raum, Künstler-Witwe Christine Raum und Vereinssprecher Werner Steinleitner.

Selten zuvor hat die Glasbaugalerie eine eindringlichere Ausstellung gezeigt. Lebendig wird dort bis Sonntag, 7. April, eine Auswahl von Werken aus dem Wund-Bilder-Zyklus von Walter Raum (1923-2009).

Mit seinen Köpfen, Torsi und Blutstropfen hat der Maler seine eigenen Kriegserfahrungen verarbeitet – und gleichzeitig seine Sehnsucht nach Frieden ausgedrückt. Bei der Vernissage waren 50 Gäste geladen.

Die Ausstellung steigt wie gewohnt auf zwei Ebenen. Wer auf der Treppe dem Himmel entgegen steigt, den trifft die volle Wucht von 14 großformatigen Werken. Die mit Acrylfarbe festgehaltenen und sich ähnelnden Motive zeigen zerrissene Körper, wehrlos wirkende Armstumpen, blutende Wunden, düstere Totenköpfe.

„Stimmung wie in einem Sakralraum“



Aufgrund des einfühlsamen Arrangements der abstrakt angehauchten Bilder im Galerie-Obergeschoss spricht Werner Steinleitner für den veranstaltenden Glasbauverein sinnigerweise „von einer Stimmung wie in einem Sakralraum“. Für das gezeigte Werk Walter Raums seien natürlich dessen Erlebnisse als junger Frontsoldat bestimmend.

Hintergrund: In der Nachkriegszeit etablierte sich Akademie-Künstler Walter Raum als einer der bekanntesten deutschen Maler. Nicht nur die Biennale in Venedig befruchtete er 1958 mit seinen Exponaten. Später, im Laufe des Jahres 1983, schuf er seinen Wund-Bilder-Zyklus mit rund 100 Werken. Lange Zeit totgeschwiegen, arbeitete er damit seine Erlebnisse aus dem 2. Weltkrieg eindrucksvoll wie ungeschönt auf.

„Die Kriegserlebnisse ließen tiefe seelische Wunden zurück“



Der Sohn des Künstlers, Dr. Tobias Raum, schlug in seiner Laudatio den Bogen zur Friedensbewegung. Diese erhielt rund um die geplante Nachrüstung in den frühen 80er Jahren Zulauf. Die damals geführte Debatte habe bei Walter Raum schmerzvolle Erinnerungen wachgerufen und ihn zur Arbeit am Wund-Bilder-Zyklus veranlasst. „Die Kriegserlebnisse ließen tiefe seelische Wunden zurück, die ihn Zeit seines Lebens prägten“, verdeutlichte Raum. Schließlich bedeute Krieg nichts anderes als Zerstörung und Tod. Mit dem Wund-Bilder-Zyklus habe sein Vater mit dem grausigen Erlebten seinen Frieden zu machen versucht.

Nach sieben Jahren Pause beherbergt die Glasbaugalerie erneut eine Werkauswahl von Walter Raum, der – in Mittelfranken aufgewachsen – seinen Lebensabend im Alpenvorland verbracht hatte. Konkret handelt es sich um ein Viertel des Wund-Bilder-Zyklus. Bereits der Auftakt im Untergeschoß konfrontiert ohne Umschweife mit dem tottraurigen Thema. Nicht ohne Grund bezeichnete die Süddeutsche Zeitung diese Werke einmal als „Malerei ohne Haut“.

Zu sehen sind die aufrüttelnden Bilder bis zum Sonntag, 7. April, samstags von 11 bis 15 sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr parallel zum Samstagsimbiss und Sonntagscafé im angeschlossenen Lokal. Oder nach Vereinbarung unter Tel. 08561/3641 oder 08565/1013. Indes beendete Dr. Tobias Raum seine Rede „mit dem atemlosen Mahnruf: Nie wieder Krieg“. Und dem traurigen Hinweis darauf, dass dieser Appell bis heute leider nichts an Aktualität eingebüßt habe.