Kurort
Nach Einschränkungen in der Therme: Bad Birnbach in der Krise

Dramatische Verluste bei Übernachtungen

17.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:10 Uhr

Alles andere als rosig ist die Situation in Bad Birnbach. Die Einschränkungen in der Therme haben zur Folge, dass viele Gäste ausbleiben. Nicht nur die Therme selbst, sondern auch Hotels bekommen dies zu spüren. −Foto: Theresa Herde

Die Situation in Bad Birnbach wird immer schlimmer: Der Kurort hat mit dramatischen Rückgängen bei den Gästen und Übernachtungen zu kämpfen.



Er bekommt zunehmend die von vielen vorhergesagte Quittung für die vom Bezirk verfügten Einschränkungen in der Rottal Terme. Bürgermeisterin Dagmar Feicht nannte im Marktgemeinderat Zahlen und kündigte vor dem Hintergrund der großen Verluste ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Zweckverbandes Thermalbad, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, an.

Feicht: „Stehen vor schwerem Winter“

Die Befürchtungen vieler, dass die vom Bezirk Niederbayern durchgesetzte und mit dem nötigen Einsparen von Energie begründete Schließung von einem Teil der Außenbecken und vor allem von mehreren Saunen in der Rottal Terme massive Folgen für Bad Birnbach haben wird, scheinen sich zu bewahrheiten. Wie Feicht in der jüngsten Sitzung mitgeteilt hat, gingen im Oktober die Übernachtungszahlen weiter zurück. In der Verwaltungsgemeinschaft beträgt das Minus im Vergleich mit 2019, dem Vor-Corona-Jahr, 15,47 Prozent (das entspricht gut 13.000 Übernachtungen). In Bad Birnbach sind es sogar knapp 20 Prozent, wobei es vor allem im Hauptort Bad Birnbach eine sehr unterschiedliche Entwicklung gebe.

Häuser, die ihre eigenen Einrichtungen und Thermalwasser im Haus hätten, würden vergleichsweise wenig verlieren. Als Beispiele nannte die Rathauschefin das Vitalhotel und den Quellenhof. Häuser, die traditionell eng mit der Rottal Terme arbeiten würden, wie etwa das Hotel Hofmark, der Chrysantihof oder der Rottaler Hof, würden sogar 30 Prozent und mehr verlieren. Und auch in der Rottal Terme selbst seien aufgrund der Einschränken im Angebot sehr hohe Rückgänge zu verzeichnen, so Feicht. Nach wie vor sei ein großer Teil der Saunen geschlossen, auch Ruheräume und einige Becken stünden nicht zur Verfügung.

„Wir stehen vor einem sehr schweren Winter“, betonte Feicht und ließ durchblicken, dass sich der Negativ-Trend auch im November fortsetzen werde.

Rückkehr zum Normalbetrieb gefordert

Beim Punkt „Verschiedenes“ wurde das Thema noch einmal besprochen. Walter Lechl berichtete von vielen Beschwerden von Gästen. Öfter habe er gehört, dass Gäste wegen der Saunaschließungen gar nicht mehr kommen wollten. Ludwig Stummer drängte darauf, so schnell wie möglich wieder zu einem normalen Betrieb zurückzukehren. Er verwies darauf, dass sich die Energielage geändert habe. Man werde das Möglichste versuchen, sagte die Bürgermeisterin.

Die durch die Maßnahmen des Bezirks mit Blick auf die Energiekrise ausgelösten Entwicklungen in Bad Birnbach und der dortigen Rottal Terme standen zwar nicht explizit auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Kreistags, wurden aber auch dort Thema. Gleich drei Kreisräte sprachen die Lage am Ende der öffentlichen Sitzung unter dem Punkt „Wünsche und Anfragen“ an. Und sie wählten deutliche Worte.

Von einer „dramatischen Situation“ sprach etwa Josef Hasenberger (CSU). Saunaschließungen treffen „uns mehr als alle anderen der fünf Bäder“, machte der ehemalige Bad Birnbacher Bürgermeister deutlich und erinnerte daran, dass der Landkreis mit 30 Prozent am Zweckverband Thermalbad beteiligt sei. Betroffen sei freilich nicht nur die Rottal Terme selbst: Die Zahl der Übernachtungen in der Marktgemeinde liege deutlich unter dem Niveau von 2019. Hasenberger appellierte an Landrat Michael Fahmüller, sich im Zweckverband „stark für uns einzusetzen“. Die inzwischen erfolgte teilweise Öffnung der Saunen sei „viel zu wenig“.

Valleé im Kreistag: „Bezirk zerstört alles“

Ins gleiche Horn stieß Kurt Vallée (SPD). Er bekomme immer wieder von Bürgern zu hören: „Warum habt ihr das getan? Ihr macht Bad Birnbach kaputt.“ Er betonte, dass sich die derzeitige Situation auch auf viele Arbeitsplätze vor Ort auswirke, dabei gehe es auch um die Betriebe ohne Heilwasser. „Wie geht’s da weiter?“, wollte Vallée wissen. Er kritisierte, dass ausgerechnet „die dritte kommunale Ebene (Anmerkung der Redaktion: der Bezirk) auf die Idee kommt, alles zu zerstören“. Seine Forderung an den Landrat: „Geben Sie ein positives Signal!“

Dem schloss sich auch Dr. Ludwig Schmück (UWG) an. Die Lage in Bad Birnbach sei katastrophal: „Wir müssen uns da einsetzen.“

Landrat Michael Fahmüller erinnerte daran, dass der Bezirk mit einem Anteil von 60 Prozent eine Mehrheit am Zweckverband besitze. Im Gegensatz zum Heilwasser-Betrieb müssten die Saunen aus rechtlichen Gründen zwingend wirtschaftlich betrieben werden. Vor diesem Hintergrund sei der gefundene Kompromiss mit der Teilöffnung zu sehen. Er machte auch deutlich, dass der finanzielle Beitrag, den der Landkreis für die vergangenen Jahre zu leisten gehabt habe, massiv gestiegen sei: Seien es von 1972 bis 2010 insgesamt 4,7 Millionen Euro gewesen, seien es in den jüngsten Jahren satte zehn Millionen Euro gewesen. Fahmüller verwies auf anstehende Sitzungen und Gespräche. Man werde sich ansehen, was machbar sei.

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