Mit Kaiserschmarrn und Glockenspiel
Mit 98 Jahren noch einmal nach München: BRK-Hospizmobil erfüllt Gangkofenerin letzten Wunsch

31.01.2024 | Stand 31.01.2024, 11:26 Uhr

Mit ihrer Freundin Veronika Schned (links) und Antonie Lindner, Leiterin des BRK-Herzenswunsch-Hospizmobils, besuchte Eva Maria Pernstich noch einmal den Marienplatz in München.

Einmal noch München sehen – diesen Herzenswunsch hat der BRK-Kreisverband Rottal-Inn einer besonderen Frau aus dem Pflegeheim Pichlmayr in Eggenfelden erfüllt. Mit dem Hospizmobil ging es für die 98-jährige Eva Maria Pernstich in die Landeshauptstadt.

Eva Maria Pernstich habe sich danach gesehnt, noch einmal die Orte ihrer Jugend zu besuchen und Erinnerungen zu wecken, erläutert der BRK-Kreisverband in einer Pressemitteilung.

Während der Zeit der Weimarer Republik erblickte Eva Maria Pernstich 1925 in Gangkofen das Licht der Welt. Ihre Schulzeit verbrachte sie laut BRK allerdings in Bruneck im Pustertal in Südtirol. Mit 13 Jahren starb ihre Mutter und Eva Maria Pernstich kam noch einmal zurück in die Rottaler Heimat, bevor sie ihre Schulausbildung in
Bruneck beendete.

Lange im Gemeindearchiv von Gangkofen gearbeitet



Nach der Schule führte sie ihre lange Lebensreise für fünf Jahre nach Genua in Italien und im Anschluss nach München. Dort arbeitete Sie bei der Firma Elektro Tretter als Übersetzerin. Eva Maria Pernstich beherrscht unter anderem Latein, Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch. In München teilte sie sich eine Wohnung mit einer Freundin. Nach etwa 30 Jahren zog Eva Maria Pernstich laut BRK wieder zurück nach Gangkofen, um sich um ihren Vater zu kümmern. In Gangkofen hat sie noch bis zu ihrem 85. Lebensjahr im Gemeindearchiv gearbeitet.

„Eine Pflegerin aus dem Pflegeheim hat sich bei uns gemeldet und uns erzählt, dass Eva Maria Pernstich seit zwei Jahren davon spricht, noch einmal gerne München zu sehen“, heißt es seitens der Verantwortlichen des BRK-Hospizmobils. Mit ihrer Freundin Vroni Schned aus Gangkofen und einem Team ehrenamtlicher Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes begab sich Eva Maria Pernstich auf eine emotionale Reise durch ihre Vergangenheit.

Ihr innigster Wunsch war es, noch einmal den Marienplatz zu sehen, wo sie das Glockenspiel des Münchner Rathauses genoss. Anschließend ging mit dem Besuch der „Pfälzer Weinstube“ ein weiterer Herzenswunsch in Erfüllung. Dort wurde sie laut Mitteilung des BRK von Betriebsleiterin Silke Siegmann sowie ihren Mitarbeiterinnen herzlich empfangen. „Ein festlich gedeckter Tisch und ein eigens für sie arrangierter Blumenstrauß machten diesen Moment zu einem unvergesslichen Ereignis“, teilt das BRK mit. Eva Maria Pernstich genoss ihren sehnlichst gewünschten Kaiserschmarrn, der extra für sie zubereitet wurde – auf der Speisekarte steht er eigentlich nicht. Nicht fehlen durfte auch ein Glas Rotwein.

In jungen Jahren hatte Eva Maria Pernstich viele schöne Abende in der Weinstube verbracht, aber sie verbindet auch eine emotional schwierige Zeit damit. „Da, wo Du jetzt sitzt, da saß er damals“, sagte Eva Maria Pernstich laut BRK-Mitteilung zu ihrer Begleiterin Veronika Schned und spielte damit auf eine unglückliche Liebe an. Mit „ihm“ traf sie sich oft in der Weinstube, aß einen „Strammen Max“ und trank Rotwein. Dass diese alten Gefühle und Gedanken sie heute noch aufwühlen, sei klar geworden, als sie von Wut und Eifersucht sprach und darüber, was sie bereue. Ihre Freundin tröstete sie: „Wart‘ noch a bisserl und dann im Himmel, da sprichst Du Dich mit ihm aus.“ Geheiratet hat Eva Maria Pernstich nie und auch keine Kinder bekommen.

Beim Essen half ihr ihre Freundin und Begleiterin: „Wir hatten schon Sorge, dass sie es vielleicht nicht mehr bis zu diesem Ausflug schafft.“ Eine sehr große Freude, die das Hospizteam der 98-Jährigen bereitet: „Ich habe eigentlich nicht daran geglaubt, dass ich wirklich noch einmal nach München komme“, sagte Eva Maria Pernstich mit einem Lächeln.

„Ich war auch oft sehr glücklich hier in München“, betonte sie freilich auch noch in der Weinstube und schwelgte in Erinnerungen an ihre Freundinnen, mit denen sie sich zum Ratschen im Café Rischart oder auf der Wiesn traf. „Ich habe auch das Nachtleben geliebt, wir waren oft in Schwabing im ,Käfig‘, oder haben uns einfach treiben lassen. Ich kannte hier viele Lokale“, erzählte sie laut BRK-Mitteilung.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Alten Pinakothek, einem Ort, der Eva Maria Pernstich durch ihre Mutter, einer begabten Malerin, besonders am Herzen lag. Hier wurde der Tag im Anschluss an eine ausgiebige Besichtigung mit Kaffee und Kuchen abgerundet.

„Das Engagement des Bayerischen Roten Kreuzes und der engagierten Helfer ermöglichte es Frau Pernstich, einen unvergesslichen Tag zu erleben, der von Herzlichkeit, Fürsorge und Aufmerksamkeit geprägt war“, teilt das BRK dazu mit. Die Unterstützung durch die lokale Gemeinschaft und die großzügige Hilfe der Betreiber der besuchten Orte hätten diesen Tag zu einem wahren Geschenk für Eva Maria Pernstich und ihre Begleiter gemacht.

Trost und Hoffnung in der letzten Lebensphase



„Solche Fahrten und Erfahrungen unterstreichen die Bedeutung des BRK-Herzenswunsch-Hospizmobils und seiner Funktion, schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase Trost und Hoffnung zu schenken. Durch einfühlsame Betreuung und die Erfüllung persönlicher Wünsche trägt das BRK dazu bei, dass Menschen wie Frau Pernstich ihre Lebenszeit in Würde und mit Freude verbringen können“, erklärt Antonie Lindner, Leiterin des Herzenswunsch-Hospizmobils beim BRK-Kreisverband.

Die Ausflüge werden von ehrenamtlichen Helfern organisiert und durchgeführt. Finanziert wird es rein durch Spenden. Wer sich für die ehrenamtliche Arbeit des Herzenswunschmobils interessiert, spenden oder eine Fahrt anfragen möchte kann dies jederzeit über den BRK-Kreisverband tun: BRK-Kreisverband Rottal-Inn, Servicestelle Ehrenamt, Ansprechpartnerin: Theresa Penzkofer, Telefon08561/23390; E-Mail: ehrenamt@kvrottal-inn.brk.de.

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