VVG zieht Bilanz in Rottal-Inn
Mehr Rinder, weniger Schweine

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 17:16 Uhr

Die Interessen der Fleischerzeuger vertreten, das ist das Ziel der VVG Bayern: (von links) die Geschäftsführer Heinrich Promberger und Sebastian Brandmeier, Thomas Scheler, Einkaufsleiter am Vion-Schlachthof in Waldkraiburg, Kreisbäuerin Paula Hochholzer, Aufsichtsratsmitglied Georg Gallrapp, Aufsichtsratsvorsitzender Hubert Maier und Schweineexperte Franz Mitterberger. − Foto: tz

Zum Beginn des Jahres hatten sich die Erzeugergemeinschaft Oberbayern-Schwaben und die Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Oberpfalz zur Viehvermarktungsgenossenschaft Bayern zusammengeschlossen. Aktuell werden in ihrem gesamten Geschäftsgebiet Mitgliederversammlungen abgehalten, in denen die Beweggründe für den Zusammenschluss erneut erläutert werden und aktuelle Zahlen sowie wirtschaftliche und politische Themen diskutiert werden.

Für den Landkreis Rottal-Inn fand eine dieser Versammlungen im gut besuchten großen Saal des Gasthauses Forstner in Rimbach statt.

Rückgang des Fleischkonsums



Die Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) verzeichnet im Landkreis eine beachtliche Anzahl von Mitgliedern, was teilweise auf die Nähe zur oberbayerischen Stadt Waldkraiburg zurückzuführen sei. Dort befindet sich der Sitz der Genossenschaft sowie ein bedeutender Rinderschlachthof, der zu den wichtigsten in Deutschland zähle.

Die Bilanz von Hubert Mayer, Vorstandsvorsitzender der VVG, zeigt im wirtschaftlichen Bereich eine solide Performance. Trotz des aktuellen Rückgangs des Fleischkonsums in Deutschland und der abnehmenden Anzahl von tierhaltenden Betrieben habe man sich in einem herausfordernden Umfeld gut behauptet. Mayer betont: „Durch die Fusion zwischen der VVG Oberbayern-Schwaben und der Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Oberpfalz stellen wir uns den zukünftigen Herausforderungen und erweitern unsere Möglichkeiten, Synergieeffekte zu nutzen, was sich kostensenkend auswirken wird.“ Mit rund 16500 Mitgliedern sei die Genossenschaft ein wichtiger Akteur auf dem bayerischen Markt.

Die Sicherstellung einer hochwertigen Fleischversorgung steht für Hubert Mayer an erster Stelle und bilde die wirtschaftliche Basis der Vermarktungsgenossenschaft. Bedauerlicherweise bestehe derzeit in der Politik wenig Interesse an der Landwirtschaft und insbesondere an der tierischen Produktion, sagte er. Mayer kritisiert: „Es wird kaum noch beachtet, dass wir auch in Zeiten wie der Coronakrise und darüber hinaus für volle Lebensmittelregale in unserem Land sorgen.“ Dabei sei die heimische Ernährungssicherung aufgrund internationaler Krisen und extremer Wetterereignisse wichtiger geworden. Mayer beklagt weiterhin „absolut weltfremde und von bestimmten Ideologien geprägte politische Entscheidungen“, sowie die zunehmend strengen Haltungsvorgaben des Lebensmitteleinzelhandels, die zu einem Anstieg von Betriebsaufgaben und einem historisch niedrigen Bestand an Nutztieren geführt haben. In solchen Zeiten sei es für Landwirte besonders wichtig, mit der VVG Bayern einen „stabilen und verlässlichen Partner“ an ihrer Seite zu haben.

Zwei Hauptaufgaben der VVG



Die Viehvermarktungsgenossenschaften haben zwei Hauptaufgaben: die Vermittlung von Rindern und Schweinen von den Erzeugern an die Mastbetriebe sowie die Versorgung der Schlachtbetriebe mit den entsprechenden Tieren. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 905525 Tiere vermarktet, darunter 93256 Rinder und 350591 Schweine für die Schlachtung. Mast- und Zuchtbetriebe erhielten 71753 Rinder und 389925 Ferkel. Der Anteil an Rindern stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,36 Prozent, während bei den Schweinen ein Rückgang von 5,47 Prozent verzeichnet wurde. Die Genossenschaft zählte im vergangenen Jahr 16494 Mitglieder.

Franz Mitterberger, Bereichsleiter für Schweine und Ferkel, berichtete über die aktuelle Situation auf dem Schweinemarkt und belegte den Rückgang des Schweinefleischverbrauchs mit Zahlen. Während der Konsum von Schweinefleisch in Deutschland im Jahr 2011 noch bei 40 Kilogramm pro Person lag, sei er mittlerweile auf 30 Kilogramm gesunken, mit weiter sinkender Tendenz. Die Gründe für diesen Rückgang seien vielfältig, darunter ein gesellschaftlicher Trend zur fleischlosen Ernährung und verstärkte Werbung für vegane Produkte seitens des Lebensmitteleinzelhandels.

Skepsis gegenüber „Tierwohlzuschlag“



Auf der anderen Seite würden immer mehr Qualitätsmerkmale vom Handel gefordert, während am Ende der niedrigste Preis oft das entscheidende Kriterium für den Verbraucher sei. Sebastian Brandmaier, Geschäftsführer der VVG, betonte einen Zuwachs von 5,36 Prozent bei den Rinderschlachtungen, was angesichts eines bayernweiten Rückgangs von 6,2 Prozent bemerkenswert sei. Er äußerte jedoch Skepsis gegenüber einem „Tierwohlzuschlag“ auf Fleisch. Brandmaier zweifelte daran, ob dieser tatsächlich den Erzeugern zugutekommen würde.

− tz