Sechs Niederlagen am Stück im Saison-Endspurt und Rettung am letzten Spieltag – Landesligist SSV Eggenfelden hat seine zweite Saison in Liga 6 letztlich erfolgreich abgeschlossen und freut sich nun auf die dritte Spielzeit in Folge, denn: „Die Landesliga ist unsere Champions League“ , sagt Spielertrainer Tobias Huber. Allerdings gehen die Rottaler mit einer Hypothek in die neue Runde: Mit Nico Daffner und Alex Gordok haben zwei Korsettstangen der vergangenen Saison die Birkenallee verlassen und sind zu Bayernliga-Klubs gewechselt. Daher liegt das Saisonziel für den 31-jährigen Spielertrainer klar auf der Hand: „Klassenerhalt.“
„Sehr, sehr positive Saison“
Nach starkem Beginn in der Saison 22/23 schien dem SSV in der Frühjahrsrunde die Puste auszugehen. Bedingt durch eine Verletzungs-Misere fehlten die Alternativen, hinzu kamen just in dieser Phase reihenweise Gegner, die gerade einen Lauf hatten. „Und dann hat sich eine Eigendynamik entwickelt“ – aber am Ende ging’s ja gut aus. Huber fasst die vergangene Saison deshalb vielleicht für einige überraschend zusammen: „Das war eine sehr, sehr positive Saison.“ Und was hätte ein Abstieg für den SSV bedeutet? „Dann wäre eine Landesliga-Mannschaft abgestiegen.“
Mit beiden Beinen auf dem Boden steht da auch Hubers Co-Trainer Manuel Schmidhuber (32): „Trotz des guten Tabellenstandes haben wir immer gesagt, dass die Punkte entscheidend sind. In dieser Liga ist alles eng: Mit zwei Siegen am Stück rutscht man schnell nach oben, mit zwei Niederlagen fällt man nach unten.“ Ein Blick in die (Nachbar-)Landesliga zeigt den Unterschied: Während im Abschluss-Tableau der Südost-Staffel zwischen dem Dritten Karlsfeld und dem SSV auf Rang 13 „nur“ 13 Punkte liegen, sind es in der Landesliga Mitte satte 33 Punkte (Bad Kötzting 72/Deggendorf 39).
Aber die Rottaler Verantwortlichen klagen nicht, sondern akzeptieren die Realitäten. Und dazu gehört auch, dass die Vereine aus München oder dem Umland der Landeshauptstadt für Spielertrainer Huber andere Möglichkeiten haben, neue Spieler an sich zu binden. „Wir müssen über andere Werte zum Erfolg kommen“, sagt denn auch Sportlicher Leiter Joe Stinglhammer, der wie die beiden Spielertrainer auch einen positiven Aspekt der (Ergebnis-)Krise der jüngsten Saison ausmacht: „Das Team ist ruhig geblieben und wir sind enger zusammengerückt.“
Neue Auswärts-Taktik
Zur neuen Runde haben mit Alex Gordok (22) und Nico Daffner (22) zwei Mittelfeld-Stammspieler den SSV verlassen und sind zum SV Erlbach und dem SV Donaustauf in die Bayernliga gewechselt. Coach Huber nimmt’s gelassen: „Natürlich hätten wir beide lieber im Team behalten, aber es ist auch eine Chance für sie, höherklassig zu spielen – bei uns müssen jetzt andere in die Bresche springen.“ Co Schmidhuber setzt noch einen drauf: „Das ist ja eine Auszeichnung für uns, wenn zwei unserer Spieler in die Bayernliga wechseln.“
Im „neuen“ Mittelfeld sind in den vergangenen Testspielen (0:1 gegen Schalding, 7:0 in Gangkofen, 1:0 gegen ASCK Simbach) bisher neben Tobias Huber Daniel Kerscher und Neuzugang Nico Reitberger (kam vom SV Huldsessen) aufgelaufen, „wir haben aber noch andere Möglichkeiten“, sagt Sportchef Stinglhammer. Rein taktisch wollen die beiden SSV-Trainer vor allem auswärts eines verändern: „Wir werden nicht mehr so hoch pressen und wollen kompakter stehen.“ Heißt im Klartext: Eine defensivere Grundeinstellung, „denn 90 Minuten mit permanentem Pressing halten wir nicht durch“.
Der Kader für die Spielzeit umfasst auf dem Papier 28 Fußballer, allerdings gehören da auch die Langzeit-Verletzten dazu, wie etwa Francisco Manasse (20), der nach einer Kreuzband-OP nach den Worten von Stinglhammer in dieser Spielzeit nicht ins Geschehen eingreifen wird.
Drei Langzeit-Verletzte
Ebenso wie Thomas von Sommoggy (24), der nach überstandenem Kreuzband-Riss im Saison-Finale wieder auf dem Platz stand und sich erneut das Kreuzband riss – am selben Knie. Wohl wieder eingreifen wird Kreuzband-Patient Nummer 3, Thomas Wohlmannstetter. Der Kapitän („Unser wichtigster Mann“, sagt Stinglhammer) befindet sich im Lauf- und Pass-Training. „Er hat aber keine Vorgabe von uns und wird sicher genau einschätzen können, wann er wieder Landesliga spielen kann – und wann nicht.“ Der Sportliche Leiter rechnet mit einem ersten Einsatz des zentralen Abwehrspielers in der Frühjahrsrunde 2024.
Früher wird wohl Simon Schie wieder zum Kader gehören, beim Mittelfeldspieler verhindert ein Innenband-Anriss derzeit Training und Fußball-Spiel. Und Torhüter Klaus Malec (31) zwickt’s im Rücken, ein MRT-Termin soll in der kommenden Woche Klarheit bringen.
Das Team hinter dem Team
Neben den Neuzugängen bei den aktiven Kickern hat sich auch bei der Mannschaft hinter der Mannschaft etwas getan: Physio Kerstin Hager sitzt beim SSV aus beruflichen Gründen nicht mehr auf der Bank, Johannes Hüttmann (Falkenberg) übernimmt und wird bei Bedarf von Andrea Zoglauer unterstützt. Zudem ersetzt Christian Peterhansl die langjährige „gute Seele“ Willi Winkelmann als Betreuer.
Los geht’s in der Liga mit dem Auftakt am 22. Juli in Unterföhring, gleich in der folgenden „Englischen Woche“ gastiert der letztjährige Zweite Chiemgau Traunstein mittwochs im Stadion an der Birkenallee. „Ich bin optimistisch, freue mich auf eine attraktive, bärenstarke Liga, auch wenn es für uns eine ganz harte Saison werden wird“, blickt der Sportliche Leiter schon auf 34 Spieltage voraus, die im Sinne der Rottaler wieder mit einem Erfolgserlebnis und einem Freudenfest wie in diesem Mai enden sollen.
DIE NEUZUGÄNGE
Marian Serban, Thomas Eisenreich (beide TuS Pfarrkirchen); Nico Reitberger ( SV Huldsessen), Medas Maksuti (Wacker Burghausen), Michel Schiedermair (SV Erlbach).
DIE ABGÄNGE
Jakob Reichholf (ASCK Simbach); Nico Daffner (SV Donaustauf), Alex Gordok (SV Erlbach); Aaron Hafner (DJK-SV Wittibreut); Stefan Seidl (FC Dornach); Maxi Grötzinger (DJK SV Pleiskirchen); Malick Cessay (Ziel unbekannt); Arthur Jahn (TV Reisbach), Christian Birkner (Karriere beendet).
DIE TESTSPIELE
VfL Waldkraiburg (H/Samstag, 16 Uhr); SV Kirchanschöring (H/Samstag, 8. Juli, 16 Uhr); FC Töging (H/Sonntag, 16. Juli, 15 Uhr).
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