Ohne Ausnahme an Weihnachten
Handbiker Manuel Scheichl träumt von den Paralympics in Paris – und verzichtet weiter auf Gummibärchen

24.12.2023 | Stand 24.12.2023, 6:00 Uhr

Inzwischen im Nationalkader: Handbiker Manuel Scheichl startete in diesem Jahr bei der WM in Schottland. − Foto: Scheichl

Der Traum lebt, das Jahr endet freilich mit einer schlechten Kunde: Handbiker Manuel Scheichl (42) wird im Januar nicht zum Weltcup nach Adelaide (Australien) fliegen. „Schade, denn ich habe nicht so viele Möglichkeiten, mich für die Paralympics in Paris zu qualifizieren“, sagt der 42-Jährige, der wegen der Rennen in „Down under“ nach einer kurzen Pause schon im Herbst wieder mit dem Training begonnen hatte. Und Training heißt für den Athleten Scheichl auch: Keine Gummibären – „und das halte ich auch durch“

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Es war ein aufregendes Jahr 2023 für den querschnittsgelähmten Sportler aus dem Rottal: mehrere Weltcup-Rennen, die WM in Schottland und ein komplett neues Rad. Obwohl nicht alles optimal lief – so beim WM-Rennen, als der Rottaler nur auf Platz 10 landete („Eine absolute Katastrophe“) –, gehört der 42-Jährige inzwischen zum Nationalkader. Heißt: mehr Förderung, mehr Trainings-Aufenthalte in der Fremde, mehr Reisen, mögliche Doping-Tests und Rennen auf höchstem Niveau. Allerdings: Zum Weltcup nach Australien schickt der Deutsche Behindertensportverband keinen einzigen Sportler im Rollstuhl, „vielleicht muss der Verband sparen“, sagt Scheichl, der vom Bundestrainer Gregor Lang über die Australien-Absage informiert wurde.

Individuelle Leistungsplanung“ legt Scheichls Ziele fest



Von ihm erhielt er auch seine „individuelle Leistungsplanung“ – einen Plan, der für die kommenden drei Jahre Ziele formuliert. So stehen für 2024 zwei Weltcups mit jeweils einem Straßenrennen und einem Zeitfahren fest, hinzu kommt die WM-Teilnahme. Damit der Verband den Rottaler nominiert, muss er bei diesen Rennen mindestens einmal eine Medaille holen. „Das wird schwierig“, sagt der 42-Jährige, „aber ich kann es schaffen.“ Der Handbiker kann aber vielleicht noch über ein Nebengleis die Endstation Paris erreichen, über das so genannte „Ringfencing“. Heißt: Sollten sich nicht genügend Sportler in seiner Klasse MH2 für Paris qualifizieren oder startklar sein (Ausfall durch Krankheit oder Verletzung) wird der Radsport-Weltverband UCI (Union Cycliste Internationale) Sportler nachnominieren. „In Paris sollen in meiner Startklasse ja nicht nur vier Handbiker auf die Straße gehen“, erklärt Scheichl. Nötig dazu ist aber, dass der 42-Jährige in der Weltrangliste unter den Top 8 platziert ist. „Machbar“, sagt Scheichl.

Voraussetzung dafür ist aber hartes Training. Im Rottal und in der Ferne. So sitzt Manuel Scheichl Anfang Februar im Flieger nach Lanzarote, dort wird zwei Wochen mit der Nationalmannschaft trainiert. Wenig später besteigt er wieder ein Flugzeug, um mit dem Bayern-Kader ins Trainingslager nach Mallorca zu fliegen, um sich in Form zu bringen für die Weltcup-Rennen in Maniago (Italien) und Oostende (Belgien). Wenn der Rottaler reist, muss er dies der NADA mitteilen, denn er kann von der Nationalen Anti-Doping Agentur Deutschlands täglich überprüft werden – unangemeldet, versteht sich. „Aber die müssen ja wissen, wo ich bin“, sagt Scheichl.

Der Rottaler kann jederzeit zum Doping-Test gebeten werden



Sein Ziel im nächsten Jahr ist das Spektakel in Paris, „den Termin habe ich mir schon freigehalten“, sagt ein optimistischer Leistungssportler. Bundestrainer Lang hat ihn für die Spiele in Frankreich noch nicht unbedingt auf dem Zettel, denn in dessen „Leistungsplanung“ steht unter „Einschätzung Bundestrainer“: „Aufgrund des geringen Trainingsalters und der bisherigen positiven Entwicklung, sehe ich eine gute Möglichkeit für weiter Leistungssteigerungen. Nach jetzigem Stand erachte ich, bei weiterhin fokussiertem Training, eine Qualifikation für die PL 2028 (Paralympics 2028, Anmerkung der Redaktion) für wahrscheinlich“ – und dieses Sportereignis wird in Los Angeles ausgetragen, „das wäre natürlich auch ein Traum“.