Simbach am Inn
Gruselige Glücksbringer

Erstmals Auftritt der StoaPerchten am Christkindlmarkt – Laut, schrill, aber friedlich

28.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:02 Uhr

Wilde Meute in der Menge: Die Hexen führen ihren Tanz auf. −Fotos: Gilg

Das gab es noch nie: Gleich drei Perchtengruppen besuchen dieses Jahr den Christkindlmarkt. Den Auftakt machten am Sonntagabend ein paar wilde Gesellen und hässliche Hexen aus Waging am See, die zum ersten Mal nach Simbach kamen. Laut und schaurig kamen sie daher, gelten aber für die Menschen als Glücksbringer.

Eingangs gab Andi Plasser, Gründer der „StoaPerchten“, von der Bühne herab einige Infos – insbesondere in Richtung Kinder. Es bestehe überhaupt kein Grund, sich vor den Perchten zu fürchten. Im Gegensatz zu den Kramperln, die in Österreich ihr Unwesen treiben und manchmal für Negativ-Schlagzeilen sorgen, handle es sich hier um echtes altbayerisches Brauchtum. Da werde nicht mit Ruten zugeschlagen, sondern man bestreiche das Publikum nur sanft mit Pferdeschweifen – sozusagen als liebevolle Geste.

Mit langen Zähnen und Hörnern, krummen Nasen, dicken Warzen, eingehüllt in schwere Pelze und behängt mit Kuhglocken verbreiten sie einen angenehmen Grusel, verbunden mit einer guten Show. Ein echtes Kontrastprogramm zu den „staaden“ Liedern, die zuvor von den „Merry Voices“ um Sängerin Pia Holy erklangen.

Das Angebot von Platzsprecherin Petra Enghofer, vor der Bühne eine Absperrung für die Darbietungen der Perchten zu errichten, lehnte Plasser ab. „Das braucht’s nicht. Die Leute gehen schon von selbst zur Seite, wenn wir kommen.“ Nach einem Musikstück der Kirchenband „Arche Noah“ aus Tann kamen sie dann durch den Zugang vom Dultplatz, sichtbar durch den Qualm ihres bengalischen Feuers.

Einmal zogen sie rasselnd, bimmelnd und röhrend mit ihren selbst geschnitzten Masken durch den dicht bevölkerten Platz, ehe ein kurzer Tanz aufgeführt wurde. Danach verteilte sich die wilde Horde in der Menge, machte Rabatz, posierte für Selfies und nahm auf Wunsch auch mal die Maske ab.

Plasser erklärte im PNP-Gespräch, worum es den StoaPerchten geht: Sie wollen dieses Brauchtum wieder bekannt machen, weil es vielfach verwässert wurde. Früher traten die Perchten nur in den „Raunächten“ von 21. Dezember bis 6. Januar auf. Mit ihren „schiachen“ Masken wanderten sie von Haus zu Haus und von Hof zu Hof.

„Sie wollten in der dunkelsten Zeit des Jahres die bösen Wintergeister austreiben. Zuerst sind die Hexen ins Haus gegangen und haben den Schmutz aus den letzten Ecken rausgekehrt. Danach folgten die Perchten, um mit ihrem Geschrei die Geister in die Flucht zu treiben. Sie strichen dann den Bewohnern mit ihren Pferdeschwänzen links und rechts eine rüber – was als Fruchtbarkeitssymbol galt und eine gute Ernte fürs nächste Jahr versprach.“

Die StoaPerchten halten diese Tradition hoch, wenngleich sie wegen der vielen Auftritte schon ab dem ersten Advent in Erscheinung treten. Zum Christkindlmarkt in Simbach kam man mit elf Perchten und vier Hexen. Die Mitglieder des Vereins sind zwischen 14 und 59 Jahren alt.

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