Gewalt bei Faschingszug
Florian Peschl will nach dem Trifterner Faschingszug helfen – und wird zusammengeschlagen

09.02.2024 | Stand 10.02.2024, 15:30 Uhr

Kommandant Florian Peschl war zur Absicherung der Trifterner Faschingszugs vor Ort. Als er einem jungen Mann, der zusammengeschlagen wurde, helfen wollte, wurde er selbst zum Opfer.Das Foto zeigt ihn vor der Veranstaltung mit seiner Frau Caro – als die Welt noch in Ordnung war. − Foto: red

Tausende Maschkera, die gemeinsam eine große bunte Party feiern – so stellt man sich den Fasching vor. Dass es auch Schattenseiten gibt, zeigt ein trauriger Vorfall nach dem Gaudiwurm in Triftern: Florian Peschl, Kommandant der Trifterner Feuerwehr (Landkreis Rottal-Inn), war zur Absicherung vor Ort und wollte einem jungen Mann, der zusammengeschlagen wurde, helfen. Aber er wurde selbst zum Opfer.



Noch am Boden liegend haben die Täter auf den 35-Jährigen eingetreten. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung.

Der Kommandant schildert, sichtlich noch immer unter Schock stehend, wie er die Attacke auf ihn erlebt hat. „Anfangs war es einfach ein wunderschöner Faschingszug, sogar der schönste seit vielen Jahren“, erzählt Peschl. Während des Gaudiwurms sei die Einsatzlage auch weitgehend ruhig geblieben. Das Problem sei jedes Jahr gleich: „Wenn die Leute von ihren Wagen absteigen, wird es es zu einem Hexenkessel.“ Vor allem auf der Wiese an der Pfarrkirchner Straße, vor der die Fahrzeuge mit den Feiernden parken. „Da sind Aggressionen spürbar, dass es nicht mehr schön ist.“

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Wollte nur nach seinen Leuten schauen



Florian Peschl sagt, dass er irgendwann zu der Wiese gegangen ist, um nach „seinen Leuten“ zu schauen. Er wollte sich einen Überblick über das Geschehen verschaffen, als er einen Konflikt beobachtete. Ein kostümierter jüngerer Mann habe einen Mann dunkler Hautfarbe rassistisch beleidigt und danach versucht, ihn zu schlagen. Peschl sagt: „Das Opfer ist dann in die Wiese geflohen, wo der andere Mann weiter mit dem Fuß auf ihn eintreten wollte.“

Dann schreitet Florian Peschl, der bei der Berufsfeuerwehr in Gendorf arbeitet, ein. Er sieht es als seine Pflicht zu helfen. Der 35-Jährige habe dann eine Hand in seinem Rücken gespürt – und lag plötzlich am Boden. Teile des Vorfalls sind auf Video, welches er Dank der Hilfe der „Trifteraner“ bekommen hat, festgehalten. Es ist zu sehen, wie das eigentliche Opfer versucht aufzustehen, um den Tritten des Täters zu entfliehen. Dann rollt er aus Versehen in die Beine des Kommandanten und wirft ihn so zu Boden.

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Täter tritt weiter auf Kommandanten ein



Nun tritt der Täter, zu dem die Polizei auch nach Nachfrage keine genaueren Angaben machen kann, auf den 35-jährigen Kommandanten ein. „Das ist das Schlimmste: Auf jemanden eintreten, wenn er eh schon am Boden liegt.“ Nur ein bis zwei Außenstehende hätten geholfen, der Rest einfach zugesehen. Auf Nachfrage heißt es von der Polizei, dass mittlerweile wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt wird.

„Ich habe dann einfach nur noch funktioniert, bis ich meine Uniform im Feuerwehrhaus ausgezogen hatte“, sagt Peschl, dessen Stimme immer noch brüchig wird, wenn er darüber spricht. Er will Tage später noch nicht zurück zum Ort des Geschehens, um dort ein Foto zu machen.

Nachdem er seine Uniform ausgezogen hatte, sei er dann gemeinsam mit seiner Frau Caro ins Krankenhaus in die Notaufnahme gefahren. Die dortige Diagnose: Thorax-, Nacken, Rücken- und Leistenprellungen. Der Fußabdruck des Täters war noch in seinem Nacken .Am Schlimmsten sei aber „die massive psychische Belastung“.

Froh, dass es Video gibt



Florian Peschl betont, dass er froh sei, dass es ein Video gibt. „So habe ich gesehen, dass die Tritte nicht gegen mich persönlich gerichtet waren.“ Er liegt dem Täter quasi im Weg. Der Kommandant „kann sich an das ganze nur noch sehr lückenhaft erinnern“.

Florian Peschl ist es wichtig, seine Kollegen im Ehrenamt – egal welcher Art – zu warnen: „Die Einsatzkleidung schützt nicht mehr vor Gewalttaten.“ Das sei früher noch ganz anders gewesen, aber der Respekt fehle mittlerweile. Peschl: „Ich war acht Jahre bei der Bundeswehr und bin schon lange Feuerwehrmann. Wie geht es dann erst jemandem mit weniger Erfahrung?“

Traurig stimmt den Kommandanten auch, dass „der Faschingszug selbst einfach der Hammer war“. Für das hohe Aggressionspotenzial könnten auch die Veranstalter nichts dafür.

Betroffen zeigt sich auch die Trifterner Bürgermeisterin Edith Lirsch. „Ich bin entsetzt über die Attacke. Der Kommandant ist ein erfahrener Mann. Wir wollen, dass die Einsatzkräfte unsere Respekt und Fürsorge erfahren, damit wir ihre Arbeit draußen immer wieder in Anspruch nehmen können“, teilt sie mit.