Kursiv-Literaturfestival
Einfach mal machen: Daniel Allertseder (24) und die Geschichte seines eigenen Literaturfestivals im Rottal

01.07.2023 | Stand 14.09.2023, 22:14 Uhr

Buchhändler, Betreiber eines Literaturblogs, Romanautor und ab November Veranstalter seines eigenen Kursiv- Literaturfestivals in Bad Birnbach – der 24-jährige Daniel Allertseder lebt für die Geschichten zwischen den Buchdeckeln. −Fotos: Kursiv-Literaturfestival, Patrycia Lukas, Christian Faustus, Barbara Wirl

Ein bisschen wundert sich Daniel Allertseder heute schon über sich selbst. „Ich bin da leichtsinnig rangegangen“, sagt er und grinst verlegen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so kompliziert wird.“ Der 24-Jährige aus Bad Birnbach lebt für die Literatur. Das mag ein bisschen pathetisch klingen, hier aber stimmt es. Im Hauptberuf arbeitet Allertseder in einer Pfarrkirchner Buchhandlung Rupprecht, er liest, was ihm in die Finger kommt, seit 2015 betreibt er einen eigenen Literaturblog und er schreibt selbst – Gedichte, Novellen, einen ersten Roman.

Doch das alles reicht dem jungen Literatur-Enthusiasten offenkundig nicht – und so veranstaltet Daniel Allertseder im November dieses Jahres das erste Kursiv-Literaturfestival in Bad Birnbach (Landkreis Rottal-Inn). Das Motto lautet „Gänsehaut“, zu Gast sind drei Spannungsautoren: Die Rottalerin Fanny König (3.11.) mit ihren Regionalkrimis rund um den ermittelnden Pfarrer Meininger, Romy Hausmann (4.11.), die von wahren Kriminalfällen und den kranken Psychen dahinter erzählt, und der österreichische Bestsellerautor Andreas Gruber (5.11.), Meister des wendungsreichen Thrillers.

Für Daniel Allertseder hat das Abenteuer „eigenes Literaturfestival“ mit einem kulinarischen Krimiabend in Bad Birnbach vor vier Jahren begonnen. Den veranstaltete der 24-Jährige eigenständig – und sehr erfolgreich. Bevor er mehr Krimiblut lecken konnte, kam „das große C“, wie Allertseder sagt. Im Mai vergangenen Jahres, gegen Ende der Pandemie, kam ihm dann der Gedanke: „Das möchte ich wieder machen, aber diesmal größer.“

Das „größer“ war in diesem Fall aber schlicht zu groß, wie Daniel Allertseder selbstkritisch einräumt. Ein Sammelsurium an Ideen ohne großen Zusammenhang. Das sah auch das Landratsamt, für das Allertseder um eine Förderung angefragt hatte, so.

Also neues Konzept: In einem Vier-Jahres-Rhythmus will das neue Literaturfestival jedes Jahr ein anderes Thema ins Zentrum stellen. Los geht’s mit Krimis – „denn das zieht am Besten, das merke ich auch bei uns in der Buchhandlung“. Daniel Allertseder hat dafür zusammen mit Eva Müller, Eva Waldemer, Isabell Mayer sowie Jana und Alex Schander den Verein Faszination Literatur e.V. gegründet. Das Ziel: „die kulturelle Vielfalt im Rottal zu fördern und zu bereichern“.Das soll zunächst einmal durch das Kursiv-Literaturfestival mit seinen drei Lesungen gelingen.

„Die Größe ist so in Ordnung, mehr könnten wir derzeit auch kaum stemmen.“ Doch trotz der zunächst überschaubaren Veranstaltungszahl merkt man, dass Allertseder und sein Team keine halben Sachen machen wollen. Das fängt bei der absolut professionellen Homepage an, geht weiter bei einer Videobegleitung des Festivals für einen Imagefilm und endet bei der Detailliebe bei den Veranstaltungen.

So soll jede Lesung mit extra dafür komponierter Musik untermalt werden, auch auf die Auswahl der Veranstaltungsorte wurde großen Wert gelegt. So erzählt etwa Fanny König von den Ermittlungen ihres Pfarrers Meininger in der Birnbacher Pfarrkirche. Und auch das Timing stimmt: Im September kommt Romy Hausmanns Thrillerdebüt „Liebes Kind“ als Serienverfilmung auf Netflix heraus, im November liest sie dann aus ihrem neuen Buch „True Crime – der Abgrund in dir“ im Hofgut Hafnerleiten in Birnbach – inklusive Antipasti-Buffet im Anschluss.

Für all das ist Daniel Allertseder ordentlich in Vorleistung gegangen – zeitlich und vor allem auch finanziell. Das meiste Geld – knapp 10000 Euro – hat das professionelle Aufsetzung einer Homepage und einer eigenen Corporate Identity gekostet. Zu ambitioniert? Der 24-Jährige sieht es eher als einmalige und notwendige Investition in die Zukunftsfähigkeit des Literaturfestivals.

Vom Bezirk hat man früh eine Förderung von 5070 Euro zugesprochen bekommen. Dann lief es längere Zeit schleppend, man setzt viel auf Sponsoring und ein Crowdfunding-Projekt. „Ich hab etwas Bauchweh, weil ich großes Risiko eingegangen bin“, sagte Daniel Allertseder noch im Mai. Inzwischen ist er da wesentlich zuversichtlicher: „Kunstminister Markus Blume selbst hat mir in einem freudigen Schreiben verkündet, dass wir eine Förderung von 18953 Euro erhalten“, erzählt der 24-Jährige. „Man glaubt gar nicht, wie wir ausgeflippt sind!“

Letztendlich scheint also doch alles gut zu gehen mit dem Abenteuer eigenes Literaturfestival – trotz einer langwierigen Vereinsgründung, trotz des finanziellen Wagnisses und trotz auch interner Konflikte um die Ausrichtung,

Die ambitionierten Ziele sind Allertseder jedenfalls nicht ausgegangen – neben dem Literaturfestival als „Flaggschiff“ will er mit dem Verein unter dem Jahr Angebote im Rottal speziell im Bereich Kinder- und Jugendbuch, aber auch im Genre „New Adult“ – darunter versteht man vor allem Liebes- und Erotikstoffe für junge Erwachsene – machen. „Die jungen Girls fahren da absolut darauf ab. Das wäre eine verpasste Gelegenheit, wenn wir denen nicht auch etwas bieten.“ Fast schon leichtsinnig gewissermaßen ...

Dominik Schweighofer


• Das erste Kursiv-Literaturfestival findet vom 3. bis 5. November in Bad Birnbach statt

• Info: kursiv-literaturfestival.de