Wünsche und Pläne
Dietersburgs Bürgermeister Stefan Hanner im Gespräch mit der PNP

03.03.2024 | Stand 03.03.2024, 17:53 Uhr

Ein neues Baugebiet wird die Gemeinde heuer in Nöham-Süd erschließen – sehr zur Freude von Bürgermeister Stefan Hanner. Die zwölf Parzellen bieten dank der Hanglage einen wunderbaren Ausblick auf das Dorf. − Foto: Huber

Stefan Hanner bestreitet momentan seine zweite Amtszeit als Bürgermeister von Dietersburg. Und es soll nicht die letzte sein, wie der 51-Jährige im Gespräch mit der Heimatzeitung bestätigt. Zudem verrät er seine Wünsche, wie zufrieden er mit der Entwicklung der Gemeinde ist und was er heuer alles vorhat.

Wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken, welcher Songtitel fällt Ihnen dann ein?
Hanner: Ein alter Schlager, nämlich „Kaum schau i auf d‘Uhr, is scho Herbst“ von Sepp Viellechner und Maxl Graf.

Wie kommen Sie denn gerade auf dieses Lied?
Hanner: Der Text trifft meine Wahrnehmung. Es geht darum, wie schnell die Zeit verrinnt. Jeder Tag, jede Woche, jeder Monat, jedes Jahr – alles vergeht gefühlt wie im Flug.

Spielen Sie damit auch auf Ihre Amtszeit an?
Hanner: Tatsächlich, denn am 1. Mai werden es bereits zehn Jahre, dass ich als Bürgermeister angetreten bin. Unglaublich. Manchmal denke ich mir, wo ist nur die Zeit geblieben.

Wenn Sie auf ihren Start im Jahr 2014 zurückblicken, was hat sich in Ihren Augen seitdem besonders verändert?
Hanner: Damals waren die Nachwehen der Gebietsreform, die eigentlich schon Jahrzehnte zurücklag, noch immer deutlich spürbar. Alle drei Gemeindeteile, die vorher eigenständig waren, also Baumgarten, Dietersburg und Nöham, haben sich gegenseitig misstrauisch beäugt, damit ja keiner zu wenig oder zu viel vom zu verteilenden Kuchen abbekommt.

Es fehlte also der Gemeinschaftssinn?
Hanner: So kann man es sagen. Das wollte ich unbedingt ändern. Und so habe ich schon im Wahlkampf die Devise ausgegeben, dass wir nur gemeinsam die Gemeinde Dietersburg voranbringen können. Nur so kann es funktionieren. Allerdings habe ich auch stets betont, jeder Ortsteil soll und muss seine Identität bewahren. Und ich habe versprochen, dass wir das zur Verfügung stehende Geld gut und gerecht verteilen und überall investiert werden soll. Das habe ich von Anfang auch dann in den Gemeinderatssitzungen so weitergegeben.

War dieser Kurs erfolgreich?
Hanner: Durchaus, die Botschaft ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Heute kann man sagen, dass die alten Animositäten weg sind. Es ist eine gute Gemeinschaft gewachsen, geprägt von gegenseitigem Respekt. Nur auf dieser Basis war eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung unserer Gemeinde überhaupt erst möglich.

Kommen wir zurück zu 2023. Worüber haben Sie sich im vergangenen Jahr besonders gefreut?
Hanner: Es geht mir noch immer unter die Haut, wenn sich Brautpaare hier im Rathaus das Ja-Wort geben. Als Eheschließungsbeamter durfte ich wieder zwölf Trauungen durchführen – jede einzelne ein besonderes Erlebnis. Und auch die 20 Neugeburten zeigen deutlich, dass wir als Familienstandort gefragt sind. In guter Erinnerung bleibt mir auch der Seniorenausflug der Senioren mit einer Schifffahrt auf der Donau.

Was hat Sie besonders geärgert?
Hanner: Das waren im Sommer die teilweise massiven Hagel- und Unwetterschäden an unseren neu errichteten oder frisch sanierten Liegenschaften. Insgesamt 17 Fälle gab es, stark betroffen waren zum Beispiel das Schulhaus und die Kläranlage. Es ist schon schockierend, wenn alles, was man gerade mit viel Aufwand geschaffen hat, plötzlich zerstört wird. Gott sei Dank hatten wir davor unsere Versicherungen den Extremwetterverhältnissen angepasst, so dass die Schäden zuverlässig übernommen worden sind.

Wie fällt Ihr persönliches Fazit für das vergangene Jahr aus?
Hanner: In Summe betrachtet bin ich zufrieden, vor allem weil wichtige langjährige Projekte ihren Abschluss gefunden haben. Das gilt ganz besonders für die Grundschule, die nach historischem Vorbild saniert wurde und nun außen wieder aussieht wie bei ihrer Erbauung im Jahr 1912.

Gab es etwas, das Sie zum Lachen oder zum Weinen brachte?
Hanner: Eine Garantie zum Lachen bieten stets die Aufführungen unserer drei traditionellen Theatergruppen. Die habe ich mir nicht entgehen lassen. Eine tolle Sache, das zeigen schon die mehr als 1000 Besucher, die Jahr für Jahr kommen. Tief getroffen hat mich der Tod von zwei Mitarbeitern der Gemeinde, denen ich sehr nahe gestanden bin.

Was waren in Ihren Augen die drei wichtigsten Maßnahmen im Jahr 2023?
Hanner: Ganz oben steht sicher, dass wir nach mehreren Jahren die Sanierung der Grundschule samt digitaler Ausstattung beenden konnten. Das i-Tüpfelchen waren die neuen Spielgeräte für den Pausenhof. Aber auch der Neubau der Haslbachbrücke zählt dazu. Nicht zuletzt möchte ich die LED-Umrüstung der kompletten Straßenbeleuchtung anführen. Eine Maßnahme, durch die wir künftig 80 Prozent Strom einsparen werden.

Welche wichtigen Projekte sind heuer geplant?
Hanner: Da möchte ich in erster Linie den Breitbandausbau nennen. Noch vor ein paar Jahren hätte ich selbst nie gedacht, dass wir für alle unsere 1310 Haushalte ein ausreichendes oder sehr gutes Internetangebot erreichen können. Schließlich geht es hier mit den Außenbereichen um eine Fläche von 55 Quadratkilometer. Durch den Schulterschluss mit anderen Gemeinden im Cluster-West ist es nun möglich, die letzten weißen Flecken verschwinden zu lassen. Die Planungen laufen, es geht um 76 Kilometer neue Trassen für die letzten 451 Hausanschlüsse mit Glasfaser.

Wie schaut es mit neuen Baugebieten aus?
Hanner: Die Nachfrage ist groß, die Gemeinde ist sehr attraktiv. Umso mehr freue ich mich, dass in Nöham-Süd am Bürgermeister-Paulus-Ring bald die Bagger für die Erschließungsarbeiten anrollen werden. Zwölf Parzellen entstehen dort in Hanglage, alle mit einer wunderbaren Aussicht auf das Dorf.

Und auch bei der Dorferneuerung Peterskirchen geht es voran?
Hanner: Da folgt heuer die letzte Etappe. Dabei wird die Fläche östlich der Kirche neu gestaltet. Vorgesehen ist ein Bushäuschen und eine Blühfläche zum Schloss hin.

Aber 2024 bringt für die Bürger nicht nur Positives. Wie man hört, stehen auch unpopuläre Entscheidung an?
Hanner: Stimmt, wir kommen leider nicht umhin, gewisse Gebühren zu erhöhen. Durch die Zusammenlegung der vier Kläranlagen müssen die Abwassergebühren neu kalkuliert werden. Gleiches gilt für die Friedhöfe in Dietersburg und Peterskirchen, die ein hohes Defizit aufweisen. Noch steht nicht genau fest, in welchem Umfang die Gebühren steigen werden, denn die Berechnungen laufen gerade. Aber eine Anpassung nach oben ist unausweichlich, weil beide Einrichtungen kostendeckend arbeiten müssen. Kein schöner Schritt, aber da bleibt uns keine andere Wahl.

Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen gehen Sie ins Jahr 2024?
Hanner: Wenn man sich die Weltlage anschaut, dann kommen auch bei mir große Sorgen hoch. Ich würde mir wünschen, dass es weniger Konflikte und Kriege gibt. Erwartungen habe ich vor allem an die Landes- und Bundespolitiker, denn die Kommunen sollten mehr entlastet werden, um ihre Aufgaben weiterhin bestmöglich erfüllen zu können. Was wir brauchen sind bessere finanzielle Pauschalzuweisungen und vereinfachte Förderverfahren, die uns eine gewisse Planungssicherheit auch für mittelfristige Vorhaben gewähren.

Worauf freuen Sie sich heuer ganz besonders?
Hanner: Ich bin ein Familienmensch, daher wird der Kroatien-Urlaub mit Ehefrau und Tochter ein Höhepunkt. Weil ich vom Fußball komme und noch immer großes Interesse daran habe, bin ich natürlich schon ganz gespannt auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Ein besonderes Erlebnis wird sicher einmal mehr die XperBike-Sternfahrt. Es ist immer schön, mit so einer großen Gruppe zu radeln. Dietersburg stellte ja zuletzt stets rund 250 Teilnehmer aus vielen Vereinen – immer wieder ein tolles Gemeinschaftsgefühl, wenn dann alle unser grünes Gemeindetrikot tragen.

Sie waren selbst ein hervorragender und erfolgreicher Kicker, haben immer hochklassig bis zur Bayernliga gespielt. Gehen Sie auch heute noch manchmal auf den Fußballplatz?
Hanner: Selber gekickt habe ich tatsächlich schon lange nicht mehr. Und als Zuschauer bin ich ebenfalls eher selten vertreten. Ein Spiel lasse ich mir aber auch heuer bestimmt nicht entgehen, nämlich das Gemeinde-Derby zwischen Dietersburg und Peterskirchen. Das steckt voller Emotionen und es kommen stets viele Zuschauer, da kribbelt es bei mir noch immer in den Beinen. Angesichts der großen Rivalität der beiden Vereine ist diese Partie immer etwas ganz Besonderes. Deshalb freue ich mich schon sehr darauf.

Wem drücken Sie bei diesem Derby die Daumen?
Hanner: Als Bürgermeister bin ich da selbstverständlich neutral. Der Bessere soll gewinnen.

Haben Sie Vorsätze für 2024?
Hanner: Ein paar Kilo abnehmen wäre nicht schlecht. Pro Jahr meiner Amtszeit habe ich durchschnittlich ein Kilo zugenommen. Künftig sollte die Tendenz wieder runter statt rauf gehen.

Und für ihre Tätigkeit als Rathauschef?
Hanner: Ich will vor allem meiner Linie als Bürgermeister treubleiben und weiterhin immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger haben.

Wie es scheint, erleben wir gerade nicht ihre letzte Amtszeit als Bürgermeister?
Hanner: Der Job macht nach wie vor total Spaß, ans Aufhören denke ich daher nicht. Wenn der Großteil der Bürger zufrieden mit meiner Arbeit ist, dann stelle ich mich 2026 gerne ein weiteres Mal zur Verfügung.