Seit 1915 in Bayern „verschollen“
Dieser fast ausgestorbene Käfer wurde in Ering entdeckt

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 18:18 Uhr

Der „Breithalsige Ahlenlaufkäfer“, hier unter dem Mikroskop, ist nur wenige Millimeter groß.

Seit 2019 führt der Energiekonzern „Verbund“ ein intensives Monitoring von Flora und Fauna im Bereich der neuen Fischwanderhilfe Ering-Frauenstein durch. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde der „Breithalsige Ahlenlaufkäfer“ mit dem lateinischen Namen „bembidion laticolle“ nach über 100 Jahren wiederentdeckt, schreibt der „Verbund“ in einer Pressemitteilung.

Der Fund entspricht einer kleinen wissenschaftlichen Sensation. Denn der letzte Nachweis in Bayern stammt aus dem Jahr 1915, der Käfer galt seither als verschollen bzw. ausgestorben. Auch wenn das nur wenige Millimeter große Insekt in seiner schwarzen Färbung eher unscheinbar erscheint, schmälert das nicht die Freude über die Wiederentdeckung.

Im Schlamm gefunden



Gefunden wurde der „Breithalsige Ahlenlaufkäfer“ an einem schlammigen und spärlich bewachsenem Uferabschnitt des Inns unterhalb des Kraftwerks Ering-Frauenstein. Zwei unabhängige Spezialisten für Laufkäfer bestätigten den Fund.

Laufkäfer und Spinnen gelten als die besten Indikatoren für Änderungen des Uferbodens. Als bodenlebende Tiergruppen werden sie direkt von den Lebensraumbedingungen beeinflusst. Wenn sich gestörte Auenverhältnisse wieder verbessern, nehmen die Laufkäfer- und Spinnenpopulationen zu. „Laufkäfer und Spinnen dienen daher nicht nur zur Bewertung des aktuellen Zustands der Naturnähe, sondern auch zur Prognose der weiteren Entwicklung“, so der „Verbund“.

Mit dem „Verbund“-Projekt „Durchgängigkeit und Lebensraum“ am Kraftwerk Ering-Frauenstein wurden umfassende ökologische Maßnahmen auf einer Länge von über fünf Kilometer umgesetzt.

Passende Lebensräume entstehen



Im Umfeld des Kraftwerks entstanden so wieder für den Inn typische Lebensräume: flache Kiesufer und junge Weichholzauen im Umfang von rund zwölf Hektar. Neben strömungsliebenden Fischen profitieren unzählige Vogelarten ebenso wie Stillgewässerlibellen, Reptilien und Laufkäfer, Spinnen und Heuschrecken von den neuen Umweltbedingungen. Die Verbesserungen werden durch begleitende Monitorings zu Auenökologie und Grundwasser optimiert. Der „Verbund“ investierte für die 2020 fertiggestellte ökologische Maßnahme rund neun Millionen Euro. Die Anlage hat zumindest für den unteren Inn Pilotcharakter und kann sich zu einem der wertvollsten Auenstandorte am unteren Inn entwickeln.

− red