Eggenfelden
Die dunkle Seite in dir: Theater an der Rott zeigt Oper „Schattenkind“ erstmals auf Deutsch

09.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:25 Uhr

Sind sie zwei Seiten derselben Person oder zwei verschiedene Menschen? Eva Maria Amann (Mitte) und Danae Mareen (rechts) als Licht- und Schattenkind, links das „Orchester“: Akkordeon-Spieler Jovan Tomic. −Foto: Theater an der Rott

Negative Eigenschaften zu akzeptieren ist für jeden eine Herausforderung. Cecilia Ekens Sonett „Mørkebarnet“ – Schattenkind – fordert den Leser auf, sich mit seinen eigenen dunklen und hellen Seiten zu konfrontieren. Das von ihr im Jahr 2007 veröffentlichte Gedicht handelt von einem Schattenkind, das von den Eltern vernachlässigt, ja gar verabscheut wird, während das Lichtkind von ihnen Liebe und Fürsorge erfährt. Ein anspruchsvolles Thema – und doch sind Kinder die Zielgruppe der Oper „Schattenkind“. Sie wurde 2012 in Kopenhagen uraufgeführt, heute zeigt das Theater an der Rott in Eggenfelden die deutschsprachige Erstaufführung für Schüler, am Donnerstag ist Premiere im Abendspielplan.

Kooperation mit Bündnis gegen Depression

Regisseur Andreas Weirich will die moderne Oper über die dunken Seelenanteile für Kinder und Eltern gleichermaßen attraktiv inszenieren. Eva Maria Amann verkörpert das Lichtkind, Danae Mareen das Schattenkind. Positives Feedback haben alle Beteiligten schon jetzt erhalten – eine dritte Schulklasse hat die Oper als Vorpremiere gesehen. Die Kinder waren sehr angetan und nahmen das Geschehen ganz anders wahr als Erwachsene, sagt Regisseur Weirich. Lichtkind und Schattenkind wurden von ihnen als Spielpartnerinnen gesehen. Die Interaktion zwischen den zwei Seiten sei für sie ganz natürlich gewesen. Die zwei Figuren können allerdings auch als beide Seiten desselben Menschen gedeutet werden. Laut Weirich nehmen Erwachsene es eher in dieser Art wahr.

Ungewöhnlich ist die musikalische Besetzung. Der dänische Komponist Peter Bruun wählte bewusst ein einzelnes Akkordeon und nicht ein Orchester, wie es bei einer Oper zu erwarten wäre. Regisseur Weirich war überrascht, wie viele Emotionen in wie vielen Klangfarben dieses Instrument transportieren kann. Es könne einen Alptraum heraufbeschwören, und ebenso aus dem Nichts einen sanften und feinen Ton entstehen lassen – die zwei Seiten des Menschen würden dadurch perfekt musikalisch dargestellt. In der Eggenfeldener Inszenierung wird Akkordeonist Jovan Tomic fester Bestandteil des Geschehens und als Initiator der Geschichte auf der Bühne präsent sein.

Regisseur Andreas Weirich ermuntert das Publikum, sich mit neuer Musik und neuen Themen auseinanderzusetzen. Die Oper behandle in gut 50 Minuten alles, was uns als Menschen beschäftigt. Besonders berührt ist der Regisseur von der Szene, in der das Schattenkind gezwungen wird, die Nacht draußen allein zu verbringen, obwohl im Kinderzimmer ein Bett für zwei steht.

„Das Stück richtet sich nicht nur an Kinder. Ich würde sagen, es ist wie eine Familienoper.“ Ziel ist es, Kindern wie auch Erwachsenen die Stärken von Licht- und Schattenkind aufzuzeigen. Weil Sehnsucht nach Lob und Harmonie so sehr das Miteinander der Gesellschaft bestimmen, werden die dunklen Seiten, die Schattenseiten und Schattenkinder gern verdrängt. Dagegen hilft manchmal der Besuch einer Oper.

Hannah Friedlmeier


•Mit Eva Maria Amann, Danae Mareen, Jovan Tomic. Musikalische Leitung: Dean Wilmington, Regie: Andreas Weirich, Ausstattung: Florian Angerer, Dramaturgie: Marianne Kjær Klausen. Oper von Cecilie Eken, Jesper B. Karlsen und Peter Bruun, aus dem Dänischen übersetzt von Peter Urban-Halle

•Premiere im Abendspielplan am Donnerstag, 11. Mai, 19.30 Uhr im Theater an der Rott, Studiobühne. Weitere Termine im freien Verkauf: 13. Mai und 20. Mai je 16 Uhr – im Anschluss daran gibt es je ein Nachgespräch mit dem Bündnis gegen Depression Rottal-Inn

•Vorstellungen für Schüler am 10., 15., 16., 17., 19., 22., 23., 24., 25., 26. Mai, je 10 Uhr

•Info, Karten und Buchung auf theater-an-der-rott.de