Michael Schwabs Werke zu sehen
Der auferstandene Pfarrkirchner Maler

13.11.2023 | Stand 13.11.2023, 11:21 Uhr

Vor zwei Selbstporträts von Michael Schwab freuten sich bei der Vernissage im Alten Rathaus (von links) Bürgermeister Wolfgang Beißmann, Hospizvereinschef Helmut Franz Ellinger, Nachlass-Verwalterin Christa Rembart und Kulturbeauftragter Dr. Ludger Drost. − Foto: Herwig Slezak

Eine ganz besondere Ausstellung hat im Alten Rathaus ihre Pforten geöffnet. Zum ersten Mal werden bis 26. November gut 30 exemplarische Werke von Michael Schwab gezeigt, dem einstigen örtlichen Fabrikanten-Sohn und akademischen Maler. Der jetzt zugänglich gemachte Nachlass ermöglicht, sein Schaffen in der Kreisstadt einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Erlös aus dem Verkauf der Bilder kommt dem Hospizverein Rottal-Inn zugute.

Der Landkreis-Kulturbeauftragte, Dr. Ludger Drost, beschrieb den besonderen Werdegang des Malers wie folgt: An der Kunstakademie München ausgebildet, kehrte Michael Schwab zurück nach Pfarrkirchen, um die elterliche Firma zu führen. Werktags dem Bau von Heizkörpern verpflichtet, malte er in seiner Freizeit weiter, ohne mit seinem Werk jemals die Öffentlichkeit zu suchen. Kaum zu glauben: Nach seinem Tod im Jahr 1965 ließ sein Sohn, Walter Schwab, sein Atelier im Wohnhaus in Degernbach sage und schreibe 57 Jahre lang unberührt. Nachdem er vor einem Jahr verstarb, entschlossen sich die Nachlassverwalter, Norbert und Christa Rembart, knapp die Hälfte der Gemälde des vergessenen Malers den Rottaler Kunst-Fans zu präsentieren.

Schwabs Werk sieht Dr. Ludger Drost von der Neuen Sachlichkeit geprägt. Seinen Bildern attestiert er „einen kräftigen Pinselstrich und einen kühlen, sezierenden Blick“. Sein Urteil: „Die Werke zeugen von großem Talent und eigenständigem Schaffensdrang im Rahmen der Münchener Moderne.“ In der Tat zählte Franz von Stuck zu seinen Lehrmeistern.

Michael Schwabs Werk kennzeichnen sehr viele Porträts. Zu seinem breiten Schaffen zählen auch Akte von Frauen und Männern. Landschaftsmalerei rundet das künstlerische Schaffen ab, vereinzelt kombiniert mit biblischen Motiven. Für Schwabs Verhältnisse heiter wirkt eine Reihe von farbenfrohen Blumen-Stillleben aus den Sechzigerjahren, also das Spätwerk. Darüber hinaus zeigt sich nicht nur die Mehrzahl seiner Gemälde undatiert, sondern rund die Hälfte unsigniert. Alle Werke eint hingegen Michael Schwabs strenger und präziser Blick auf das gewählte Motiv.

Ohne Umschweife benannte Bürgermeister Wolfgang Beißmann, wem die Ausstellung zu verdanken ist: „Christa Rembart hat den Schatz geborgen, der jetzt zu den Menschen kommt.“ Sein Fazit: „Jetzt wissen wir, dass Familie Schwab die Stadt Pfarrkirchen nicht nur im industriellen Bereich geprägt hat, sondern auch in Kunst und Kultur.“

Unterm Strich steht die außergewöhnliche Werkschau im Alten Rathaus für die künstlerische Rückkehr eines vergessenen Sohnes der Stadt. „Was für eine Geschichte“, befand Drost. Ganz zu Beißmanns Freude kommt der Erlös der Verkaufsausstellung „der wichtigen Arbeit des Hospizvereins Rottal-Inn zugute“. Die Preisspanne der angebotenen Bilder reicht von 400 bis 2000 Euro.

Zu sehen sind die Exponate am Dienstag und Donnerstag von 14 bis 16 Uhr sowie von Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt. Bei der bestens besuchten Vernissage mit dabei waren auch die stv. Bürgermeister Hermann Gaßner und Hans Hirl.