Großübung der besonderen Art
CBRN-Hilfskontingent aus Rottal-Inn mit 30 Fahrzeugen in der Oberpfalz

23.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:40 Uhr

Mittels Drehleiter wurde ein IBC-Tank umgehoben, um eine eingeschlossene Person zu befreien.

Um sich auf überregionale Großeinsatzlagen vorzubereiten, ist ein CBRN-Hilfskontingent aus dem Landkreis Rottal-Inn zu einer Großübung nach Sünching gefahren.

Ein Konvoi von Fahrzeugen von Freiwilliger Feuerwehr und Bayerischem Roten Kreuz hatte sich am Samstagmorgen auf dem P+R Parkplatz in Pfarrkirchen formiert. Das CBRN-Hilfskontingent (chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren) des Landkreises Rottal-Inn war erstmalig zu einer Gemeinschaftsübung in die Oberpfalz gerufen worden. Nachdem der Marschbefehl an alle Teilnehmer beider beteiligter Hilfsorganisationen ausgegeben wurde, setzte sich die rund einen Kilometer lange Kolonne im geschlossenen Verband mit 30 Fahrzeugen in Richtung Oberpfalz in Bewegung.

Angenommen wurde dabei ein größerer Gefahrstoffaustritt auf dem Gelände der Südstärke GmbH in Sünching. Das als erst eintreffendes Vorauskontingent aus Rottal-Inn übernahm die Einsatzlage von den Sünchinger Kameraden und wies das auf Anfahrt befindliche Hilfskontingent unter Kontingentführer Heiko Schedlbauer (Kreisbrandmeister ABC und Gefahrstoffe) bereits grob in das Übungsszenario ein.

In Schutzanzügen Personen aus Wrack befreit



So war es im hinteren Bereich des Werksgeländes zu einem Verkehrsunfall mit zwei Fahrzeugen gekommen, eine Person war unter den Wracks eingeklemmt. In den Fahrzeugen befanden sich noch weitere, teils eingeschlossene Personen. Zu allem Unglück kollidierten die Fahrzeuge auch noch mit mehreren Containern. Bei diesen wurde angenommen, dass sie mit verschiedenen Säuren gefüllt waren, wovon ein Behältnis beim Aufprall Leck schlug und der Gefahrstoff auslief.

Währen der Angriffstrupp die Lage mit diversen Messgeräten erkundete und bereits die erste Person aus dem Gefahrenbereich retten konnte, wurde im vorderen Bereich des Werksgeländes bereits eine Dekontaminationsschleuse errichtet. Parallel dazu wurde die Einsatzleitung mit Führungsassistenz eingerichtet und weitere Einsatzbefehle an die Abschnittsleiter erteilt.

Eingeklemmte Personen gerettet



So wurden diverse Gerätschaften für die Rettung der eingeklemmten Person bereitgestellt und die Trupps rüsteten sich mit CSA (Chemiekalienschutzanzügen) unter Pressluftatmern aus. So konnten im weiteren Einsatzverlauf sowohl die unter dem Fahrzeug eingeklemmte Person mittels Hebekissen als auch ein Teil der im Fahrzeug befindlichen Personen gerettet werden. Diese wurden anschließend vom ausgetretenen Gefahrgut gereinigt und im weiteren Verlauf an den anwesenden Rettungsdienst übergeben. Ein anwesender Notarzt sichtete die Verletzten und teilte diese anhand des Verletzungsmusters in verschiedene Kategorien ein.

An der Übungsstelle wurde der austretende Gefahrstoff zunächst aufgefangen, im weiteren Übungsverlauf konnte die Leckage abgedichtet werden. Um auch die Kanalisation vor dem austretenden Gefahrstoff zu schützen, wurde diese an einem Kontrollschacht mit einem aufblasbaren Stopfen verschlossen. Beobachtet wurde die Übung aus der Luft von der Drohnenstaffel der Feuerwehr Rosenhof/Wolfskofen, sodass die Einsatzleitung stets eine Echtzeitlage im Lagezentrum hatte. Bei regelmäßigen Besprechungen wurden die Führungsdienstgrade in die aktuelle Lage eingewiesen.

Drehleiter diente als Kran



Um die letzte im Fahrzeug befindliche Person zu retten, musste eine Drehleiter unter Atemschutz in den Gefahrenbereich verbracht werden. Anschließend wurde ein umgestürzter Container mit der Drehleiter vom Dach eines Unfallwagens gehoben und der Zugang zur letzten verletzten Person war gegeben.

Nach der kräftezehrenden und anspruchsvollen Übung konnten sich alle bei Gegrilltem der Schnellen Einsatzgruppe Verpflegung des BRK wieder erholen und über das erfahrene und dazugelernte austauschen. Werksleiter Armin Grandtner führte die Mitglieder der Hilfsorganisationen anschließend über das Werksgelände, nannte einige interessante Eckdaten zum Unternehmen und zeigte den Einsatzkräften die vor Ort für die Produktion benötigten Gefahrstoffe.

Verantwortliche zufrieden



Notwendig machte diese Regierungsbezirksübergreifende Großübung die immer öfter eintretenden Großschadenslagen, wie sie zuletzt im Ahrtal vorzufinden waren. Um für solche Einsatzfälle zukünftig noch besser gerüstet zu sein, wurde die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen der beiden Regierungsbezirke geprobt. In ihren Ansprachen dankten die beide Kreisbrandräte René Lippeck (Lkr. Rottal-Inn) und Wolfgang Scheuerer (Lkr. Regensburg) den ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement und die gezeigte Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte. Bei Kaffee und Kuchen klang der Übungssamstag aus und das Hilfskontingent machte sich mit seinen rund 30 Fahrzeugen auf den Rückweg nach Niederbayern.