Mit Alemannia im U19 Oberhaus
Bundesliga-Coach mit 26 Jahren: Vladyslav Moschenski – ein Rottaler als Talententwickler in Aachen

11.01.2024 | Stand 11.01.2024, 15:38 Uhr

Talente entwickeln und an den Profibereich heranführen – das sind die Ziele von Vladyslav Moschenski bei der U19 von Alemannia Aachen. Und später als Fußball-Lehrer hauptamtlicher Coach werden. − Foto: Jérôme Gras

Seit vergangenen Sommer darf sich Vladyslav Moschenski Bundesliga-Trainer nennen. Der 26-jährige ehemalige Pfarrkirchner ist mit der U19 von Alemannia Aachen (Nordrhein-Westfalen) aufgestiegen und spielt mit seiner Mannschaft nun gegen den Nachwuchs von Fußball-Größen wie dem von Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen oder auch Borussia Mönchengladbach.

Sechsmal pro Woche fährt Vladyslav Moschenski die knapp 45 Minuten von Köln nach Aachen, um seine Trainingseinheiten zu gestalten – er studiert seit 2015 in der Domstadt. „Mindestens genauso lange dauert aber die Vor- und Nachbereitung“, erklärt er.

Vladyslav Moschenski wurde 1997 in Donezk in der Ukraine geboren, zog dann mit fünf Jahren nach Pfarrkirchen. Dort besuchte er bis 2015 das Gymnasium und entschloss sich dann, den Studiengang „Sport & Leistung“ an der Sporthochschule in Köln zu studieren, den er mit dem Bachelor abgeschlossen hat. Derzeit belegt er den Master-Studiengang „Sport-Psychologie“. Seit seinem Abitur lebt der 26-Jährige in der Domstadt am Rhein.

Der jüngste Trainer der Bundesliga



Moschenski sagt, dass er der jüngste Trainer der A-Junioren-Bundesliga West ist, häufig stünden bei den anderen Vereinen auch ehemalige Profi-Spieler am Seitenrand. „Der Wechsel nach Aachen kam etwas überraschend“, blickt er zurück. Vor knapp zwei Jahren habe er sich mit einer Initiativbewerbung beworben und sei eingestellt worden, vorher trainierte er unter anderem Jugend-Mannschaften in Hennef und bei Fortuna Düsseldorf. Gereizt habe es ihn damals schon, einen der älteren Jugend-Jahrgänge zu trainieren.

Seinen wahrscheinlich größten Erfolg feierte Vladyslav Moschenski im Mai 2023 mit dem Aufstieg in die Bundesliga. „Vor allem geht es mir aber darum, meine Spieler zu entwickeln“, erläutert er. Denn sein Ziel sei es, dass die Talente den Weg zu den Profis bei Alemannia Aachen finden und dann auch auf deren Spielstil vorbereitet sind.

Aachen: 15000 Zuschauer in der Regionalliga



Die 1. Mannschaft spielt in der Regionalliga West, mit einem Zuschauerschnitt von 15 000 Besuchern. Lange her: 2006 warfen die Aachener den FC Bayern München mit Schweinsteiger, Lucio oder Lahm mit 4:2 aus dem DFB-Pokal. Nach diesen erfolgreichen Zeiten sehne sich der Verein wieder.

Die Strahlkraft der großen Vereine in der Junioren-Bundesliga mache es, so Vladyslav Moschenski, sehr schwer, erfolgreich zu bestehen. Zudem hätten diese meist eine viel größere „Man-Power“. Deshalb sei es umso wichtiger „den Spielern eine Perspektive zu bieten“, um sie im Verein halten zu können. Die Spieler würden „dich als Trainer direkt scannen“, weshalb es wichtig sei, professionell zu arbeiten und mit fachlichem Wissen zu überzeugen.

In Moschenskis Team sind auch einige Spieler aus der Ukraine. Er selbst wurde in Donezk, also im Osten des Landes, geboren. Seine Eltern hätten noch viele Freunde dort, seine Oma sei vor ein paar Jahren als letzte nach Deutschland gekommen. Trotzdem: „Ich habe zwar immer noch eine Verbindung in die Ukraine, sehe mich aber nicht als direkt betroffen an.“

In Moschenskis Team spielen „aber auch zwei Jungs aus der Ukraine, die viel stärker vom Krieg betroffen sind“. Sie seien allein in Deutschland – ohne Familie und Freunde. Beide wolle Moschenski durch seinen „Background“ unterstützen. „Da hilft natürlich, dass ich ihre Sprache spreche.“

Besuche bei den Eltern leben in Pfarrkirchen



Geht es für „Vlady“, wie er von fast allen genannt wird, irgendwann zurück in die Heimat nach Niederbayern? „Aktuell bin ich super happy in Aachen“, beantwortet er die Frage mit einem verschmitztem Lächeln, fast ein wenig zu professionell. Seine Eltern seien mittlerweile wohl die größten Alemannia-Fans in der Region, schauen seine Spiele, wie er sagt, immer wenn es ihnen möglich ist. Zwei- bis dreimal im Jahr kommt er nach Pfarrkirchen, um seine Eltern und die Freunde dort zu besuchen.
Derzeit liegt die Erste von Alemannia Aachen auf dem 2. Platz der Regionalliga West: Die Stadt Aachen lebe für den Fußball, weshalb die Sehnsucht nach dem Profifußball sehr groß sei. Das gefällt auch dem 26-Jährigen, der selbst gerne irgendwann den „Fußball-Lehrer“ machen will. Dieser koste aber um die 20 000 Euro und dauere ein Jahr lang. Nicht gerade leicht, aber: „Ich will hauptberuflich als Fußball-Trainer arbeiten“, ist Vladyslav Moschenski entschlossen.