Tann
Baumaßnahmen halten Marktgemeinde auf Trab

Umfangreicher Rechenschaftsbericht von Bürgermeister in Bürgerversammlung – Nur wenige Fragen aus dem Publikum

16.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:23 Uhr

Bürgermeister Wolfgang Schmid bei seinem Rechenschaftsbericht im Saal des Gasthauses Grainer. −Foto: Gilg

Nach über drei Jahren konnten in der Marktgemeinde wieder zwei Bürgerversammlungen abgehalten werden. Los ging es am Mittwoch im Gasthaus Grainer in Tann für die Bewohner des Hauptortes. Tags darauf folgte die Veranstaltung für die Außenbereiche im Gasthaus Sendl in Walburgskirchen (darüber berichten wir gesondert). Bürgermeister Wolfgang Schmid hatte in beiden Fällen sehr viel zu berichten.

Knapp zweieinhalb Stunden dauerte sein Vortrag in Form einer 99-seitigen Powerpoint-Präsentation. Viele Fotos, Tabellen und Grafiken vermittelten den Besuchern einen Eindruck, was sich seit Mai 2020 – dem Amtsantritt des Bürgermeisters – so alles getan hat.

Was man sagen kann: Es gab eine rege Bautätigkeit. So ist die neue Kläranlage seit 1. Juni 2022 in Betrieb. Sie laufe störungsfrei und liefere gute Abwasserwerte, so Schmid. Nach endgültiger Fertigstellung in diesem Jahr soll es einen Tag der offenen Tür geben. Die Baukosten betrugen etwa 3,8 Millionen Euro, von denen 20 Prozent gefördert wurden. Für diese Maßnahme musste ein Kredit von 1,5 Millionen Euro zu günstigen Zinsen aufgenommen werden. Während des Baus gab es einen Hangrutsch, der zu einer sechsmonatigen Verzögerung und einigen Mehrkosten führte. Das Ganze habe ein juristisches Nachspiel, informierte Schmid.

Die Natur-Kläranlage Zimmern wurde aufgelöst und durch ein Pumpwerk mit Druckleitung ersetzt. Kostenpunkt: 1,7 Millionen Euro. Auch Eiberg hat eine neue Pumpstation, in Walburgskirchen ist sie geplant.

Das rund 40 Kilometer lange Kanalnetz der Marktgemeinde ist letztes Jahr für 500000 Euro ausgebessert worden, wobei es eine 77-prozentige Förderung gab. Für die Sanierung von drei Straßenabschnitten – Spöck-Inzenberg, Mautschneid-Forster und Zimmerwaldhäuser – gab es 60 Prozent Zuschuss. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp eine Million Euro.

Acht Monate hat die Sanierung der Nopplinger Straße durch den Landkreis gedauert, wobei es sich lediglich um ein Stück von 300 Metern Länge handelte. Parallel dazu wurden auch alle Kanäle und Leitungen erneuert. Dabei summierten sich die Rechnungen auf 1,4 Millionen Euro.

Fertiggestellt wurde kürzlich der Gehweg in Eiberg für 330000 Euro (Förderquote: 52 Prozent). An der Schildthurner Straße ist ein Gehweg geplant, wobei hier noch der nötige Grund erworben werden muss. Für den Radweg von Tann nach Gasteig ist der Freistaat zuständig, wobei heuer mit dem Baubeginn gerechnet wird. Er wird dann bis Untertürken fortgeführt.

In naher Zukunft stehen auf der Agenda: die Sanierung der Zimmerner Straße, der Wallnerstraße, der Straße von Walburgskirchen nach Schachten und des Abschnitts Eichhornseck-Hennersberg. Die Denhartener Straße soll verlegt werden.

Nachmittagsgruppen in Kindergärten geplant



Bei den Gewässern 3. Ordnung gab es eine Instandsetzung am Förachgraben, die Räumung des Hiltrachinger Grabens und eine Uferinstandsetzung am Grasenseer Bach. Zudem wurden Bäche, die beim Hochwasser 2016 in Mitleidenschaft gezogen wurden, saniert. Dazu gehört auch der Neubau der Ufermauer des Tanner Baches bei Edeka Anzeneder, wobei es beim Einbringen der Spundwände Probleme gab. Immerhin werden die Kosten von 1,5 Millionen komplett vom Freistaat übernommen. Ende April soll alles fertig sein.

Breiten Raum in den Ausführungen des Bürgermeisters nahmen die vier Kindertageseinrichtungen ein. In Tann und Walburgskirchen werden derzeit 183 Kinder von 25 meist weiblichen Mitarbeitern betreut. Man plant die Einführungen von Nachmittagsgruppen, wobei jedes Kind einen Platz erhalten soll, sowie einer Mittagsverpflegung.

In der Grund- und Inntal-Mittelschule läuft immer noch die Generalsanierung. Inzwischen ist man dort beim zweiten Bauabschnitt, der bis Ende des Jahres beendet sein soll. Derzeit liegt die Kostenschätzung bei 8,7 Millionen Euro. Im Zuge dieser Maßnahme wurde auch die Digitalisierung der Schule forciert. „Wir bekommen hier eine top Schule auf dem neuesten Stand“, schwärmte der Bürgermeister. Nächste anzugehende Maßnahme sei die Turnhalle, die dringend einer Erneuerung bedürfe.

Schmid listete noch die Schülerzahlen auf, die derzeit auf dem Niveau des Jahres 2015 sind. Geburten, Zuzüge und Flüchtlinge sichern in den kommenden Jahren ausreichende Klassenstärken. Auch der Lehrermangel sei in Tann ein Thema. Ferner ist man ab 2026 per Gesetz verpflichtet, eine Ganztagsbetreuung anzubieten. Was das Schul- und Kindergartengebäude in Walburgskirchen betrifft, so ist dessen Sanierung beschlossen und läuft auch bereits. Allerdings kann Schmid nicht garantieren, dass der Schulstandort Walburgskirchen dauerhaft erhalten bleibt.

Neben weiteren Themen wie dem Bauhof und den Feuerwehren kam Schmid noch auf den Katastrophenschutz zu sprechen, speziell das Schreckgespenst eines längeren Stromausfalls („Blackout“), auf den man vorbereitet sein sollte. Zur Versorgung der Bevölkerung mit dem Nötigsten werden in den Feuerwehren sogenannte Leuchtturm-Zentralen eingerichtet. Betrieben werden sie mit leistungsstarken Notstromaggregaten. Ein weiterer Leuchtturm würde sich an der Turnhalle der Schule anbieten. Das neu gekaufte Aggregat für 83000 Euro soll demnächst geliefert werden.

Bauland ist rar im Gemeindebereich. So sind alle 40 Parzellen im Baugebiet „Am Waldrand“ bereits verkauft. Von den zehn Parzellen in Zimmern ist noch eine vorhanden. Die Vergabe erfolgt vorrangig an junge Familien. In Eiberg plant man ein Baugebiet mit acht Parzellen, deren Erschließung in den kommenden Wochen ausgeschrieben werden soll. Im Baugebiet Pfarrkirchener Straße in Tann entstehen auf etwa einem Hektar 13 Parzellen, von denen vier durch den Markt vergeben werden. Auch hier beginnt heuer die Ausschreibung. Für das Baugebiet Breitenberg mit 20 Parzellen ist noch Grunderwerb nötig.

In Sachen „Ortsentwicklung“ will man sich mit der Einmündung der Zimmerner in die Pfarrkirchener Straße beschäftigen. Ein spannendes Thema ist die Umgestaltung des Weideneder-Areals und wie man die Grainer-Wiese künftig nutzt. Für den Marktplatz steht noch ein Parkkonzept aus.

Kein Kriterienkatalog bei PV-Freilflächenanlagen



Der Bürgermeister ging auf die vielen Anträge für PV-Freiflächenanlagen im Gemeindebereich ein. Solarparks seien im Zuge der Energiewende politisch gewollt und auch der Marktrat habe eine „positive Grundeinstellung“ zu solchen Vorhaben, nicht zuletzt weil die Anlagen eine langfristige Einnahmequelle für die Kommune sind. Einen Kriterienkatalog lehne man ab. Es mache mehr Sinn, jeden Antrag separat zu prüfen. Dabei gehe es unter anderem um das Landschaftsbild, um technische Details und die Einbeziehung der betroffenen Nachbarn.

Auch die einzige Frage eines Bürgers in der anschließenden Diskussion bezog sich auf dieses Thema. Er wollte Näheres wissen zur aktuell beantragten Anlage in Eichhornseck. Bürgermeister Schmid teilte mit, dass sich der Bauausschuss am kommenden Donnerstag, 19. Januar, vor Ort das Grundstück ansehen und mit dem Investor sprechen wird. Es handle sich lediglich um eine Voranfrage für eine Anlage mit etwa 20 Megawatt Leistung. Auch im Reiter Feld und in Zimmern stehen Besichtigungen an. Letztes Jahr hat der Ausschuss bereits sechs Standorte für Anlagen zwischen zwei und 20 Megawatt Leistung besichtigt. In allen Fällen erfolgte eine Empfehlung an den Marktrat, den Vorhaben zuzustimmen. Das gesamte Genehmigungsverfahren erstreckt sich über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren.

Abschließend teilte der Rathauschef noch mit, dass auch Zimmern ein Dorferneuerungs-Denkmal bekommt, dass die Baugenehmigung für den Mobilfunkmast in Walburgskirchen inzwischen erfolgt ist und es zur Besiegelung der Partnerschaft mit Tann in der Rhön (Landkreis Fulda) zwei Festakte geben wird: einen in Osthessen am 25. März und einen hier in Tann am 24. August.